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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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kaum merklich. »Wissen Sie, was ich gerade vorhatte?«
    »Nein.« Er blieb sitzen, tief in das Sofa versunken.
    »Ich wollte Sie bitten zu gehen.«
    Canfield begann zu protestieren.
    »Nein, warten Sie«, unterbrach sie ihn. »Ich wollte ganz allein
sein und allein irgendeine Kleinigkeit essen – aber vielleicht ist das gar keine so gute Idee.«
    »Ich finde, daß das eine schreckliche Idee ist.« «
    »Also werde ich es nicht tun.«
    »Gut.« «
    »Aber ich will auch nicht ausgehen. Haben Sie Lust, mit mir, wie man so sagt, ein paar Reste zu essen?«
    »Macht das nicht recht viel Mühe?«
    Janet Scarlett zog an einer Schnur, die neben dem Kaminsims von der Decke hing. »Nur für die Haushälterin. Und sie mußte sich nicht gerade überarbeiten, seit mein Mann-wegging. «
    Die Haushälterin reagierte so schnell auf die Klingel, daß der Buchprüfer sich fragte, ob sie vielleicht an der Tür gelauscht hatte. Sie war bestimmt die reizloseste Frau, die er je gesehen hatte. Ihre Hände waren riesig.
    »Ja, gnädige Frau? Wir haben Sie heute abend nicht erwartet. Sie sagten uns, Sie würden mit Madame Scarlatti zu Abend essen.«
    »Offenbar habe ich es mir anders überlegt, Hannah. Mr. Canfield und ich werden hier zu Abend essen. Ich habe ihm gesagt, daß es nur Reste gibt, also bringen Sie uns, was noch in der Speisekammer ist.«
    »Sehr wohl, gnädige Frau.«
    Ihr Akzent klingt mitteleuropäisch, vielleicht ist sie Deutsche oder Schweizerin, dachte Canfield. Ihr pausbäckiges Gesicht mit dem straff nach hinten gekämmten grauen Haar war zu einem Lächeln verzogen, das anscheinend freundlich wirken sollte. Doch dieses Ziel wurde nicht erreicht. Ihre Miene machte einen eher harten, maskulinen Eindruck.
    Trotzdem sorgte sie dafür, daß die Köchin ein ausgezeichnetes Mahl bereitete.
     
    »Wenn diese alte Hexe etwas will, dann bringt sie alle zum Zittern und Beben, bis sie es bekommt«, sagte Janet. Sie waren ins Wohnzimmer zurückgekehrt und saßen jetzt mit ihrem Brandy auf dem Sofa, wobei sich ihre Schultern berührten.
    »Das ist ganz natürlich. Nach allem, was ich gehört habe,
gibt sie den Ton an. Die müssen nach ihrer Pfeife tanzen. Ich weiß, daß ich das tun würde.«
    »Mein Mann hat das nie so empfunden«, erwiderte die junge Frau leise. »Und sie war immer wütend auf ihn.«
    Canfield gab sich desinteressiert. »Wirklich? Ich wußte gar nicht, daß es Ärger zwischen ihnen gab.«
    »Oh, nicht gerade Ärger. Ulster hat sich nie genügend für irgend jemanden oder irgend etwas interessiert, um Ärger zu verursachen. Deshalb wurde sie ja so zornig. Er war nicht bereit, sich mit ihr zu streiten. Er tat einfach, was er wollte. Er war der einzige Mensch, den sie nicht unter Kontrolle halten konnte, und das machte sie rasend.«
    »Aber den Geldfluß konnte sie doch stoppen, oder?« fragte Canfield naiv.
    »Er hatte sein eigenes Einkommen.«
    »Das ist, weiß Gott, ärgerlich. Das hat sie wahrscheinlich verrückt gemacht.«
    Die junge Frau blickte auf den Kaminsims. »Mich hat er auch verrückt gemacht. Sie ist nicht anders.«
    »Nun, sie ist seine Mutter...«
    »Und ich bin seine Frau.« Sie war jetzt betrunken und starrte die Fotografien haßerfüllt an. »Sie hat kein Recht, mich hier in einem Käfig zu halten wie ein Tier! Mich mit dummem Klatsch zu bedrohen! Lügen! Millionen von Lügen! Die Freunde meines Mannes, nicht die meinen! Obwohl sie ebensogut die meinen sein könnten – die sind kein Jota besser !«
    »Ulsters Freundeskreis war immer ein wenig eigenartig, da muß ich Ihnen recht geben. Wenn sie Ihnen gegenüber häßlich sind, sollten Sie sie ignorieren. Sie brauchen sie nicht.«
    Janet lachte. »Das werde ich auch tun. Ich werde nach Paris reisen, nach Kairo und sonstwohin und Anzeigen in die Zeitungen setzen lassen. All ihr Freunde von diesem Bastard Ulster Scarlett, ich ignoriere euch! Gezeichnet J. Saxon Scarlett, Witwe – hoffe ich!«
    Jetzt oder nie, dachte Canfield. »Hat sie Informationen über Sie von – von solchen Orten?«
    »Oh, die läßt sich nichts entgehen. Sie sind einfach ein Niemand,
wenn die vielgerühmte Madame Scarlatti keine Akte über Sie hat. Wußten Sie das nicht?«
    Und dann wurde sie ebenso plötzlich, wie vorher die Wut in ihr entflammt war, wieder ruhig und nachdenklich. »Aber das ist nicht wichtig. Soll sie doch zum Teufel gehen!«
    »Weshalb fährt sie nach Europa?«
    »Was interessiert Sie das?«
    Canfield zuckte mit den Schultern. »Im Grunde ist es mir egal.

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