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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wußte nicht, weshalb. Dann fielen ihm die Manschettenknöpfe des Mannes auf. Sie
waren ziemlich groß und hatten die gleichen intensiven Farben wie die Krawatte. Dunkelrot und schwarz.
    »Hat Sie was gebissen?«
    »Was?«
    »Ich will wissen, wie Sie heißen. Ich heiße Boothroyd. Chuck Boothroyd.« Er hielt sich wieder an der mahagonivertäfelten Bar fest, um nicht umzufallen. »Für Abercrombie und ... Ups, entschuldigen Sie, für Wimbledon arbeiten Sie also?« Boothroyd schien jetzt Mühe zu haben, zusammenhängend zu reden.
    Der Buchprüfer kam zu dem Schluß, daß der Brandy ihm auch nicht guttat. Ihm war jetzt speiübel.
    »Ja, für die arbeite ich. Hören Sie, Freund, ich fühle mich nicht besonders. Nehmen Sie mir’s nicht übel, aber ich glaube, ich gehe jetzt besser, ehe was passiert. Gute Nacht, Mr....«
    »Boothroyd. «
    »Richtig. Gute Nacht.«
    Mr. Boothroyd nickte seinem neuen Bekannten grinsend zu, dann griff er nach seinem Bourbon. Canfield ging schnell, aber leicht schwankend davon.
    »Chuck, Süßer!« Eine dunkelhaarige Frau ließ sich gegen den angeheiterten Mr. Boothroyd fallen. »Jedesmal, wenn ich dich suche, verschwindest du!«
    »Werd nicht gleich pampig, Darling.«
    »Wenn du so was machst, bin ich nun mal pampig!«
    Der Barkeeper stellte fest, daß er anderswo gebraucht wurde, und entfernte sich eilig.
    Mr. Boothroyd sah seine Frau an, und ein paar Augenblicke lang machte er einen völlig nüchternen Eindruck. Sein Blick war jetzt nicht mehr unsicher, sondern völlig wach. Auf einen unbefangenen Beobachter hätten die zwei wie ein Mann und eine Frau gewirkt, die sich in die Haare geraten waren, weil ersterer zuviel getrunken hatte – eine Situation, die andere Leute meist davon abhält, sich einzumischen. Obwohl Chuck Boothroyd immer noch halb gebückt dastand, sprach er ganz deutlich. Er war völlig nüchtern. »Keine Sorge, Kleines.«
    »Bist du sicher?«

    »Ganz sicher.«
    »Wer ist er?«
    »Vertretertyp. Der schnuppert hier bloß nach Geschäften, schätze ich. «
    »Wie kommt es dann, daß man ihn an ihren Tisch gesetzt hat?«
    »Ach, hör schon auf! Du bist nervös.«
    »Nur vorsichtig.«
    »Ich will’s dir sagen. Er arbeitet für dieses Sportgeschäft in Chicago. Wimbledon. Die importieren die Hälfte ihres Krams von ein paar englischen Firmen ... « Boothroyd hielt inne, als müßte er einem Kind etwas erklären. »Das hier ist ein britisches Schiff. Die alte Dame hat eine Menge Verbindungen, und jemand hat sich abschmieren lassen. Außerdem ist er blau wie eine Haubitze und obendrein seekrank.«
    »Gib mir einen Schluck.« Mrs. Boothroyd griff nach dem Glas ihres Mannes.
    »Bedien dich.«
    »Wann wirst du es tun?«
    »In etwa zwanzig Minuten.«
    »Warum ausgerechnet heute nacht?«
    »Das ganze Schiff ist besoffen, und außerdem ist das Wetter miserabel. Jeder, der nicht betrunken ist, kotzt. Vielleicht sogar beides.«
    »Was soll ich denn tun?«
    »Schlag mich ins Gesicht, aber kräftig. Dann läßt du mich hier stehen und gehst zu den Leuten zurück, wo du warst. Du sagst ihnen, wenn es bei mir soweit ist, wäre das Ende in Sicht oder so was ähnliches. In ein paar Minuten werde ich umkippen. Sorg dafür, daß zwei von deinen Verehrern mich in die Kabine tragen, oder drei vielleicht.«
    »Ich weiß nicht, ob jemand nüchtern genug ist.«
    »Dann soll der Steward es tun oder der Barkeeper. Das ist sogar noch besser. Der Barkeeper. Dem hab’ ich ziemlich zugesetzt. «
    »In Ordnung. Hast du den Schlüssel?«
    »Dein alter Herr hat ihn mir heute morgen am Pier gegeben. «

20.
    Als Canfield seine Kabine erreicht hatte, glaubte er, es würde ihm jeden Augenblick übel werden. Die dauernden, inzwischen recht heftig gewordenen Schiffsbewegungen verfehlten ihre Wirkung nicht. Er fragte sich, wie es wohl kam, daß die Leute sich über die Seekrankheit lustig machten. Für ihn war sie noch nie komisch gewesen. Er brachte es nicht fertig, über diese Witze zu lachen.
    Er ließ sich ins Bett fallen, wobei er nur seine Schuhe auszog. Befriedigt nahm er zur Kenntnis, daß er todmüde war. Er würde sicher bald Schlaf finden. Die letzten vierundzwanzig Stunden hatte der Druck, unter dem er stand, nie nachgelassen.
    Dann fing das Klopfen an.
    Zuerst leise. So leise, daß Canfield sich nur im Bett herumdrehte. Dann lauter und lauter und immer schneller. Offenbar hämmerte jemand mit dem Knöchel gegen die Tür. Es hallte durch die ganze Kabine.
    Canfield rief verschlafen: »Was ist

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