Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Amerikaner. Wir haben Informationen über den Rest angefordert.«
»Wer sind sie? Außer Rawlins.«
»Ein Howard Thornton, San Francisco. Er ist im Baugewerbe tätig. Und zwei Ölleute aus Texas. Ein Louis Gibson und ein Avery Landor. Sie besitzen zusammen mehr Öltürme als fünfzig ihrer benachbarten Konkurrenten.«
»Gibt es irgendwelche Verbindungen zwischen ihnen?«
»Bis jetzt nichts. Wir überprüfen das jetzt.«
»Was ist mit den anderen? Mit den Schweden, den Franzosen, den Engländern und den Deutschen?«
»Wir haben nur die Namen.«
»Kommt Ihnen irgendeiner dieser Namen bekannt vor?«
»Einige. Da ist ein gewisser Innes-Bowen, Engländer, im Textilgeschäft, glaube ich. Und den Namen Daudet habe ich auch schon mal gehört. Ein Franzose, er hat ein paar Reedereien. Und zwei von den Deutschen. Kindorf – der ist im Ruhrgebiet tätig. Kohlen. Und von Schnitzler – IG-Farben. Die anderen kenne ich nicht.«
»In einer Hinsicht sind sie sich alle ähnlich.«
»Und ob! Die sind alle so reich wie ein Zimmer voll Astors. Man kauft solche Anwesen nicht mit Hypotheken. Soll ich mit Canfield Verbindung aufnehmen?«
»Das werden wir tun müssen. Schicken Sie ihm die Liste per Kurier. Wir kabeln ihm, daß er in London bleiben soll, bis sie eintrifft. «
»Vielleicht kennt Madame Scarlatti einige von diesen Leuten. «
»Damit rechne ich. Aber ich sehe da ein Problem.«
»Und das wäre?«
»Das wird eine große Versuchung für das alte Mädchen sein, sofort nach Zürich zu reisen. Wenn sie das tut, ist sie tot. Und Canfield und Scarletts Frau genauso.«
»Das ist ja eine ziemlich drastische Vermutung.«
»Eigentlich nicht. Wir unterstellen, daß eine Gruppe wohlhabender Männer aus einem gemeinsamen Interesse heraus vierzehn Anwesen gekauft hat, die alle aneinander angrenzen. Und Boothroyd ist- dank eines großzügigen Schwiegervaters - einer davon.«
»Was eine Verbindung zwischen Zürich und Scarlatti herstellt... «
»Das glauben wir. Wir nehmen das an, weil Boothroyd versucht hat, sie zu töten, stimmt’s?«
»Natürlich.«
»Aber die Scarlatti lebt. Boothroyds Anschlag ist gescheitert. «
»Offensichtlich.«
»Und das Anwesen ist vorher gekauft worden. Wenn also Zürich mit Boothroyd in Verbindung steht, dann will Zürich, daß die Scarlatti stirbt. Die wollen sie stoppen.«
»Und jetzt ist Boothroyd verschwunden«, sagte Glover. »Zürich wird annehmen, daß die alte Frau herausgefunden hat, wer er war. Sogar noch mehr... Ben, es könnte sein, daß wir zu weit gegangen sind. Es könnte besser sein, alles abzupfeifen, einen Bericht an das Justizministerium zu schicken und Canfield zurückzuholen.«
»Noch nicht. Wir kommen da einer Sache sehr nahe. Elizabeth Scarlatti ist im Augenblick der Schlüssel. Wir werden dafür sorgen, daß sie genügend Schutz bekommt.«
»Ich will nicht im voraus ein Alibi besorgen, aber das ist Ihre Verantwortung.«
»Das ist mir klar. Sie müssen in unseren Instruktionen an Canfield eines völlig klarmachen: Er soll sich aus Zürich heraushalten. Er darf unter keinen Umständen in die Schweiz reisen.«
»Das werde ich ihm mitteilen.«
Reynolds wandte sich von seinem Schreibtisch ab und starrte zum Fenster hinaus. Dann sagte er zu seinem Mitarbeiter, ohne ihn anzusehen: »Und erhalten Sie die Verbindung zu diesem Rawlins aufrecht, zu Boothroyds Schwiegervater. Er ist derjenige, der vielleicht einen Fehler gemacht hat.«
25.
Zwanzig Meilen von den alten Stadtgrenzen Cardiffs entfernt, in einem fernen Bergtal in einem walisischen Wald, steht das Kloster der Jungfrau Maria, das Haus der Karmeliterschwestern. Es reckt sich in der Reinheit des Alabasters dem Himmel entgegen und steht da wie eine neue Braut in heiliger Erwartung, inmitten eines üppigen Paradieses ohne Schlange. Der Buchprüfer und die junge Frau fuhren am Eingang vor. Canfield stieg aus dem Wagen und ging auf einen kleinen, in die Mauer eingelassenen Eingangsbogen zu, den eine Tür mit Guckloch verschloß. Er benutzte den schwarzen eisernen Klopfer neben der Tür und wartete dann ein paar Minuten, bis eine Nonne erschien.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Der Buchprüfer zog seinen Ausweis und hielt ihn so, daß die Nonne ihn sehen konnte. »Mein Name ist Canfield, Schwester. Ich komme, um Madame Elizabeth Scarlatti abzuholen. Ihre Schwiegertochter ist bei mir. «
»Wenn Sie bitte warten würden. Darf ich?« Sie deutete an, daß sie seinen Ausweis mitnehmen wollte. Er reichte ihn ihr
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