Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
sagte der schwarzhaarige Italiener scharf. Seine Hand war nach vorn gefahren und hat die von Rita ergriffen. Daran zerrte er sie langsam zu sich heran. »Vermutlich weißt du nicht, was ein Lui ist, wie? Ihr steht unter meinem Schutz. Ich habe mein Revier, meine Tüllen, und ich nehme keine auseinander, ziehe keiner das Fell über die Ohren und will von keiner was - im Bett ...«
»Weil du es mit Kindern treibst!« fauchte ihn Rita an. »Nein, nicht hier, wo sie dich einsperren könnten dafür. Dort in Thailand ...«
»Halt die Schnauze!« fiel er ihr roh ins Wort. »Das ist meine Privatsache. Cosa privata, verstehst du?« Wenn er sich erregte, fiel er in seine Muttersprache zurück, obgleich er ein fast akzentfreies Deutsch sprach. »Ihr habt drei Tage Zeit, es euch zu überdenken. Entweder ihr macht eure Bumsgeschäfte hier im Haus, oder ...«
»Na was?«
»Oder ihr bleibt mit euren Ärschen von meiner Bühne weg. Es gibt auch andere Antörntanten und jüngere als ihr!«
Rita schob sich an ihm vorbei. Sie hatte ihre Augen zu schmalen Schlitzen verengt. »Wir werden es uns durch den Kopf gehen lassen. Für dich zählt das Geschäft. Man kann dich nicht beleidigen, du perverses Schwein!«
Er grinste.
»Wenn du so wütend bist, siehst du richtig geil aus«, sagte er zu Rita. »Ist das 'ne Masche von dir?«
»Kann sein«, sagte Rita und nahm Silke am Arm. »In drei Tagen kriegst du Bescheid, ob wir mit unserem Untergeschoss in deinem Obergeschoss arbeiten.«
Vera beobachtete die Mädchen an den folgenden Abenden und in den Nächten sehr genau. Das entging weder Rita noch Silke.
»Sie ist eine Schlange«, bemerkte Rita. »Ich glaube, nur ihr haben wir den Ärger mit Seferino zu verdanken. «
»Das glaube ich auch«, stimmte Silke zu. »Aber was willst du dagegen machen? Sie hat bei Seferino nun mal einen Stein im Brett. Außerdem muss man ihr neidlos zugestehen, dass sie den Laden gut führt.«
»Es ist mir doch Wurscht, wie sie den Laden führt. Sie soll uns in Ruhe lassen. Am liebsten würde ich hingehen und ihr eins auf die polierte Schnauze geben.«
»Mach um Gottes willen keinen Zoff, Rita«, bat Silke erschrocken. »Das können wir nicht gebrauchen. «
»Hast du 'ne Ahnung. Manchmal reinigt ein Gewitter die Luft. Die soll mich heute bloß noch so ein bisschen anmachen und reizen, dann zieh ich sie aus ihrem Schlüpfer ...«
»Falls sie einen trägt«, versuchte Silke zu scherzen. Doch darauf ging Rita nicht ein. Sie schickte einen giftigen Blick zu Vera, die ihn mit einem eiskalten Lächeln erwiderte.
Die Shows waren, wie eigentlich immer, sehr gut. Die Mädchen hatten die Scheu und das Lampenfieber verloren. Die Auftritte waren zur Routine geworden und erstarrten dennoch nicht ganz. Silke und Rita verstanden es immer wieder, mal neue Varianten einzubringen und somit das Geschehen auf der Bühne auch für jene Leute interessant zu halten, die es mehrmals verfolgten.
Angebote von Männern gab es genug. Die Erfahrung jedoch hatte gelehrt, dass nicht jedes spontane
Angebot auch wirklich ein gutes sein musste. Vor ein paar Tagen hatte es einen Reinfall gegeben. Ein Kunde war mit ihnen in die Wohnung in Hamburg-City-Nord gegangen. Er hatte das Liebesspiel zu dritt sehr genossen und hinterher nicht bezahlen können.
Seitdem nahmen sie einen ordentlichen Vorschuss und kassierten den Rest, bevor sie mit ihrer Inszenierung begannen. Immerhin war es so, dass das Duo in Blond und Braun nicht gerade billig zu haben war, und nicht alle Männer, die sich im Tremolino einen schönen Abend gönnten, verfügten über die Mittel, sich nach der billigen Vorspeise das teure Hauptmenu einzuverleiben.
Als Rita kurz vor zwei einen Amerikaner an der Leine hatte, mit ihm trank und schäkerte und dabei war, die internen Verhandlungen zu führen, erschien Vera auf dem Plan.
»Kann ich dich mal sprechen?« fragte sie Rita in ihrer unheimlichen, eiskalten Eleganz.
»Muss das gerade jetzt sein?« fragte Rita ärgerlich und aggressiv.
»Ja, gerade jetzt, meine Liebe«, sagte Vera fordernd, drehte sich um und ging. Ihre Bewegungen allein waren eine unmissverständli-che Aufforderung für Rita, der Dame des Hauses, wie sie sich gerne bezeichnen ließ, zu folgen.
»Setz dich«, sagte Vera, als sie in den gut ausgestatteten Räumen im hinteren Trakt angekommen waren.
»Was willst du?«
»Weißt du das nicht?«
»Ich rieche und schmecke gut. Ich sehe und höre prächtig. Aber hellsehen kann ich nicht. Noch nicht.«
»Dann
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