Das scharfe Duo ROTE LATERNE Band 10 (Rote Laterne Roman) (German Edition)
will ich es dir sagen«, begann Vera. Im Vorbeigehen gab sie Rita einen leichten Schubs, so dass diese in einem der weichen, mächtigen Sessel landete. »Es ist Schluss mit der privaten Bumserei. Du wirst dir hier aus dem Tremolino keinen mehr anködern. Die anderen Mädchen, die ihre Zimmer oben haben, beklagen sich über Silke und dich. Ihr schnappt ihnen die besten Kunden weg.«
Rita begann plötzlich laut zu lachen. Sie hatte heute mehr als gewöhnlich getrunken. Das gab ihr Mut, nahm ihr aber auch andererseits den nötigen Weitblick.
»Das wirst du mir verbieten müssen. Ausgerechnet du. Weißt du was du bist? Nein? Dann will ich dir es sagen. Freierneidisch bist du! Hättest gerne so einen lukrativen Bock über dir. Aber da ist wohl der Lack ab, oder der Boden durch, wie man auf gut Deutsch sagt, du ...«
Weiter kam sie nicht. Vera holte aus und versetzte dem Mädchen aus dem Handgelenk heraus eine Ohrfeige.
»Damit du nicht größenwahnsinnig wirst, du Hobbytülle«, sagte sie kühl und beherrscht. »Ich verbiete dir, hier im Lokal auf Freierfang zu gehen. Du kannst mit deiner Kollegin gerne ein Zimmer haben. Nummer elf ist eben freigeworden ...«
Da schoss Rita in die Höhe. Sie hatte sich wieder gefangen. Mit einem heiseren Wutschrei stürzte sich Rita auf die Tschechin.
»Du Dreckschlampe!« schrie sie, ganz im Jargon der Dirnen von St. Georg. »Du altes, abgerappeltes, angeschmiertes Dörrfleisch!« Kreischend ging sie Vera in die Haare, riss ihr das Lurexkleid über dem Busen bis zum Bauchnabel herunter und tobte wie eine Besessene.
Irgendwie war es Vera gelungen, den kleinen schwarzen Knopf zu drücken, der sich unter der Tischkante befand. Augenblicke später stürmten ein paar der Gorillas herein, die Seferino angeheuert hatte.
Sie rissen die Tobende von Vera weg und hatten, trotz ihrer Muskelpakete, viel Mühe, Rita zu bändigen.
»Das hättest du nicht tun dürfen, Herzchen«, zischte Vera. Sie stand schwer atmend vor dem Mädchen. Ihre grünen Augen glitzerten. »Nein, wirklich nicht. Das bekommst du zu spüren!«
»Schmeiß mich doch raus!« schrie Rita. »Oder ich gehe selbst!«
»Du wirst deine dritte Show absolvieren, denn hier herrscht Ordnung«, sagte die Tschechin sehr beherrscht. »Deine Abreibung bekommst du in anderer Weise. Ich schwöre es dir.«
»Du kannst mich mal am Arsch lecken!« schrie Rita, weil sie von dieser nahezu unheimlichen Ruhe noch mehr gereizt wurde.
»Bringt sie in die Garderobe«, ordnete Vera an. »Dort bleibt sie. Und dann geht sie auf die Bühne. Wenn sie nicht geht, besorgt ihr dem Luder das so, dass es nie wieder auf 'ne Bühne geht. Ihr seid schön kräftig. Besorgt ihr es so, dass sie vier Wochen keinen Freier mehr nötig hat.«
Sie schnappten Rita und schleppten sie durch den Quergang zu den Garderoben. Dort knallten sie das Mädchen in einen Rattansessel und bauten sich vor ihm auf. Unter dem T-Shirt spielten die Muskeln und in ihren Augen leuchtete die Erwartung auf das, was ihnen Vera in Aussicht gestellt hatte.
»Schon gut, alles okay«, sagte Rita vernichtet. »Ich geh ja raus. Ihr könnt euch verpissen.«
Sie gingen nicht. Sie standen da wie Buddhastatuen und glotzten lüstern, wachsam und feindselig zugleich. Und entsetzt bemerkte Rita, dass nicht nur die Muskeln zuckten ...
»Mensch, was ist denn hier los?«
Silke kam hereingestürmt und stockte mitten im Schritt. Ihre Blicke wechselten zwischen den Männern und Rita.
»Was ist denn los?«
»Ich habe Vera die Jacke vollgehauen«, erzählte Rita nicht ganz ohne Triumph in der Stimme. »Jetzt hat sie mir diese Hohlköpfe als Aufpasser geschickt.«
Einer der drei Kerle grunzte unangenehm.
»Na ja, ich wollte nicht mehr«, sagte Rita. »Aber ich muss wohl. Habe keine Wahl, denn wenn die über mich gehen, dann ist das vielleicht wie Silvester in meinem Un-tergeschoß.«
»Mensch, du machst aber auch 'n Scheiß«, schimpfte Silke. »Hab' ich dir nicht extra gesagt, dass du keinen Zoff anfangen sollst?«
»Schon passiert«, sagte Rita. »Aber nach diesem Auftritt kriegen mich keine zehn Gäule mehr in diese Bude.«
»Wir müssen uns fertigmachen«, meinte Silke seufzend. »Die Thai ist gleich fertig und danach sind wir wieder dran.«
»Alles Scheiße«, murmelte Rita ernüchtert. »Es kotzt mich so an, glaub mir.«
»Komm jetzt, hilft ja nichts!«
Es half wirklich nichts. Sie müssten ihre Schau noch einmal ablaufen lassen. Rita war selbstredend nicht ganz bei der Sache. Drüben
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