Das scharze Decameron
sprechen. Der Jäger wandte sich an alle Orisas, an alle Ada-Uschis. Kein Mensch konnte dem Kinde zur Sprache verhelfen. Das Kind blieb stumm. Der Jäger gab viel Geld dafür aus. Kein Mensch konnte helfen. Eines Tages aber kam Akuko (der Haushahn) und sagte: »Sollte ich nicht eurem Kinde das Sprechen lehren können!« Die Mutter sagte: »Wir würden dir viel Geld geben.« Der Jäger sagte: »Wir würden dir viel Geld geben.« Akuko sagte: »Der Vater des Kindes, der Jäger soll mir hundert Peitschen bringen. Bringt die hundert Peitschen in den Busch! Bringt das Kind in den Busch!« Man brachte die hundert Peitschen und das Kind in den Busch. Akuko sagte zu dem Jungen: »Warte, ich werde dir Honig bringen!« Er ging weg und stellte eine leere Kalebasse neben den Jungen. Er sagte: »Laß das! Ich bringe gleich mehr.« Er ging. Akuko kam zurück. Er blickte in die Kalebasse und schrie den Jungen an: »Warum hast du allen Honig aufgegessen?!« Damit fing er an, mit den hundert Peitschen auf das Kind zu schlagen. Als es mit siebenundneunzig Peitschen geschlagen war, stieß es tönende Schreie aus. Als es mit hundert Peitschen geschlagen war, sagte es: »Du lügst ja.« Der Hahn aber sagte: »Siehst du, nun kannst du sprechen.« Von da an konnte der Junge sprechen. Der Hahn brachte ihn nach Hause. Die Mutter gab alles, was sie hatte, dem Hahn. Der Vater gab alles, was er hatte, dem Hahn. – Deshalb spricht der Hahn von allen Hühnern zuerst und trägt außerdem ein großes Ade auf dem Kopfe.
Jäger und Schlangenfrau II
Togo-Tim
Eines Tages ging ein Jäger in den Busch um zu jagen. Am gleichen Tage ging Löwe in den Busch, um zu jagen. Am gleichen Tage ging Dom (Schlange) in den Busch um zu jagen. Jeder ging seinen Weg. Keiner wußte vom andern. Sie kamen an einen Platz, auf dem stand eine Kuhantilope. Der Jäger nahm seinen Bogen und wollte einen Pfeil auflegen. Da sah er, wie Dom aufschnellte und die Antilope totbiß. Löwe sah auch, wie Dom auf die Antilope sprang und sie totbiß. Löwe kam aus dem Busch heraus und sagte zu Dom: »Ich verfolgte diese Antilope. Gib sie mir heraus. Sie kommt mir zu. Ich habe sie gehetzt.« Dom sagte: »Die Antilope kommt mir zu, denn ich habe sie erlegt.« Löwe sagte: »Wir wollen
einen andern fragen, was er meint.« Dom sagte: »Es ist mir recht. Wir wollen einen andern fragen, was er meint.« Der Jäger dachte: »Wenn ich der Schlange recht geben würde, würde mich Löwe beißen.« Dom hatte die Fähigkeit, alles zu verstehen, was ein anderer denkt. Dom sagte: »Wir wollen den Jäger fragen, der hinter dem Baum steht.« Dom sagte zu dem Jäger: »Komm nur hervor und sage deine Meinung. Wir werden dir nichts tun.« Löwe sagte: »Nein, wir werden dir nichts tun, wenn du deine Meinung sagst.« Darauf kam der Jäger hinter seinem Baum hervor.
Der Jäger sagte: »Löwe hat mit seiner Forderung nicht recht. Denn Schlange und nicht Löwe hat das Wild getötet. Wenn mehrere Jäger ein Wild verfolgen und erlegen, so teilen sich der, der es zuerst verwundete, und der, der es endlich tötete, darein. Also gehört die Antilope zuerst Dom. Ich denke aber, man kann sich hier ohne Schwierigkeiten einigen. Wir wollen die Antilope teilen.«
Dom sagte: »Ich bin damit einverstanden. Wir wollen die Antilope in drei Teile zerlegen, einen für den Jäger als Richter, einen für den Löwen, einen für mich!« Löwe sagte: »Gut, so bin ich zufrieden.« Danach zerlegten sie die Antilope. Sie teilten das Fleisch und häuften es in drei Teilen auf. Löwe nahm seinen Anteil und ging von dannen.
Dom sagte zum Jäger: »Nimm meinen Teil auch auf. Begleite mich und trage meinen Teil mit in mein Haus.« Der Jäger dachte bei sich: »Die Schlange wird mich in ihrem Hause töten wollen.« Dom wußte sogleich, was der Jäger gedacht hatte, und sagte: »Du hast meine Angelegenheit mit dem habgierigen Löwen gut geregelt. Habe also keine Angst. Ich werde dir sicherlich nichts Böses tun.«
Sie gingen weiter. Nachdem sie weit gegangen waren, kamen sie an einen großen Fluß. Dom sagte: »In dem Fluß liegt meine Stadt. Komm mit in den Fluß.« Der Jäger sagte: »Ich werde im Wasser ertrinken.« Dom sagte: »Du wirst nicht ertrinken. Komm nur!« Sie gingen in das Wasser. Sie kamen unter das Wasser. Unter dem Wasser war eine große Stadt. In der Stadt lag auch das Gehöft Doms.
Sie kamen in das Gehöft Doms. Der Jäger legte sein Fleisch ab. Die Frau und die zwei Kinder Doms nahmen es und trugen es zur Seite.
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