Das scharze Decameron
in entsprechender Weise sieht. Auf diese Weise wird Surro Sanke eifersüchtig werden.« Die drei Männer sagten: »So werden wir es machen.« Am anderen Morgen ließ der König Surro Sanke kommen und sagte zu ihm: »Geh diesen Weg zu jenem Häuptling und sage ihm, er soll sogleich zu mir kommen.« Surro Sanke sagte: »Es ist gut.« Er ging von dannen. – Als er ein Stück weit gegangen war, fingen an der Stelle, an der sie versteckt waren, die 100 Mann an, mit Pulver nach ihm zu schießen. Surro Sanke blieb sogleich stehen. Er hatte einen Bogen und drei Pfeile bei sich. Als er einen Mann erblickte, legte er einen Pfeil auf und schoß. Sogleich fiel der tot zu Boden. Hierauf schoß er noch einen zweiten und einen dritten Soldaten tot, so daß die anderen von Furcht ergriffen wurden und nach der Stadt zurückkehrten. Die 97 kamen zum König und sagten: »Der Mann Surro Sanke hat drei von uns getötet. Er hat keinerlei Schreck gezeigt, als wir schossen. Du wirst ihn töten lassen. Du wirst ihm aber nie Furcht einjagen können!«
Inzwischen kam Surro Sanke zu dem Häuptling und sagte: »Der König läßt dir sagen, du sollst sogleich zu ihm kommen.« Der Häuptling sagte: »Das soll geschehen.« Er sattelte sein Pferd. Er stieg mit einem Fuß in den rechten Steigbügel, ehe er aber noch den anderen Fuß im Steigbügel hatte, sagte er: »Geh nur voraus. Du bist zu Fuß; ich komme zu Pferde schnell nach.« Surro Sanke sagte: »Es ist gut« und ging von dannen. Der Häuptling stieg aber wieder ab, ließ das Pferd absatteln und blieb daheim. Surro Sanke kam zum König. Der König fragte: »Wird der Häuptling kommen?« Surro Sanke sagte: »Ich weiß es nicht.« Der König sagte: »Wieso weißt du es nicht? Hast du den Auftrag nicht richtig ausgerichtet?« Surro Sanke sagte: »Gewiß habe ich ihn richtig ausgerichtet. Aber deshalb kann ich noch nicht wissen, ob er wirklich kommt. Wenn der linke Fuß in den Steigbügel kam, wie der rechte, dann kommt er vielleicht; ich sah den Häuptling aber nur zur Hälfte aufsteigen.« Der König sagte: »Dann geh nur zu dir nach Hause.«
Surro Sanke kam in sein Gehöft. Er kam auf das Haus seiner ersten Frau zu, öffnete und sah neben seiner Frau einen Mann, der gerade seine Hosen anzog. Darauf machte er gelassen die Tür zu und ging auf das Haus seiner zweiten Frau zu. Gerade als er öffnete, sah er einen Mann herauskommen, der ging an ihm vorbei, hockte sich nieder und urinierte. Darauf schloß er auch diese Tür, ging auf das Haus der dritten Frau zu und öffnete; aber als er eintreten wollte, stieß er mit der Stirn gegen die Stirn eines anderen Mannes, der gerade herausgehen wollte. Somit schloß er ganz gelassen auch diese Tür. Er ging hierauf in die Mitte des Platzes und rief: »Hat mir jemand Essen bereitet? So sagt mir, wo der Teil für mich niedergesetzt ist.« Darauf kamen alle drei Frauen mit den Kalebassen voll Essen heraus, und neben einer jeden ging ein Galan. Die drei Männer wollten gehen. Surro Sanke aber rief: »Ihr werdet doch so nicht gehen wollen? Ich hoffe, daß meine Frauen für uns alle vier genug Essen bereitet haben. Kommt also her und speist mit mir.« Die drei Männer gingen hin und wuschen sich die Hände, und hierauf hockten alle vier zum Essen nieder. Die vier aßen miteinander. Als die drei Männer gehen wollten, sagte Surro Sanke: »Wartet, ich werde euch noch begleiten.« Er begleitete sie bis an das Tor und noch weiter, bis dahin, wo aller dreier Wege sich abzweigten. Surro Sanke reichte noch jedem Tabak zum Schnupfen und einige Kola als Wegzehrung. Er schüttelte jedem die Hand und ging wieder nach Hause. Die drei Männer
gingen aber zum König und sagten: »Du kannst diesen Surro Sanke töten, aber eifersüchtig machen kannst du ihn nicht.« – Der König ließ am anderen Tage die drei Frauen Surro Sankes kommen und fragte: »Hat euer Mann Surro Sanke euch irgendwie gescholten, weil ihr gestern drei Männer bei euch hattet?« Alle drei Frauen sagten: »Er hat nichts gesagt und getan.« Der König sagte: »Man kann ihn nicht eifersüchtig machen.«
Der König ließ Surro Sanke rufen. Als er kam, sagte der König zu ihm: »Das, was du sagtest, ist wahr; du fürchtest dich nicht, du bist nicht eifersüchtig und du lügst nicht.« Surro Sanke sagte: »Ich kann dir das auch erklären.« Surro Sanke sagte: »Ich war einmal im Krieg. Wir hatten eine heiße Zeit. Es kam ein Gefecht. Alle meine Kameraden fielen. Ich blieb allein übrig. Ich hatte
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