Das scharze Decameron
kamen nach Sansanding. Die Frau kaufte ihren Fenkalang. Sagate Singo kaufte sich eine Kalebasse mit Honigbier. Sie begaben sich auf den Rückweg. Voran ging der Sklave, hinter ihm ritt die Frau auf dem Tragochsen, zuletzt folgte Sagate Singo auf dem Pferde.
Nach einiger Zeit kamen sie an eine Wegkreuzung. Von hier aus führte ein weiterer Weg nach Hause, der war viel begangen und deshalb sicher. Es zweigte aber ein weit näherer Weg ab, doch den wagte fast niemand zu bereisen; denn alle Welt wußte, daß hier oft Räuber am Wege lagen. Als sie nun an diese Wegkreuzung kamen, sagte die Frau: »Ja, wenn ich einen tapferen Mann hätte, dann würde ich den kürzeren Weg vorziehen. Mein Mann ist aber kein Tapferer.« Sagate Singo sagte: »Warte!« Darauf nahm er seine Kalebasse mit Honigbier und trank sie aus. Als er das getan hatte, sagte er: »Voran! Wir nehmen den kürzeren Weg!« Der Sklave ging voran, die Frau auf dem Tragochsen folgte, langsam reitend kam dann zuletzt Sagate Singo.
Nach einiger Zeit schlug sich der Sklave auf die Seite und rief: »Vor uns sind Reiter auf Pferden!« Die Frau antwortete: »Was findest du daran neu? Hast du noch nie Pferde gesehen? Reitet mein Mann hinter mir vielleicht auf einem Schaf? Geh voran und sieh zu, daß du meine Sachen gut trägst, damit sie nicht herunterfallen! Vorwärts!« Am Wege hielt ein Räuber zu Pferde, der sagte: »Ihr zwei seid Gefangene!« Die Frau antwortete: »Sei ein wenig vorsichtig mit dem, was du redest. Denn hinter mir kommt mein Mann!« Der Räuber fragte: »Wer kommt da hinten?« Die Frau sagte: »Das ist Sagate Singo, mein Mann!«
Sagate Singo war von dem Honigbier träge und schläfrig geworden. Er war nach vorn zusammengesunken und kam vornübergebeugt auf dem Pferde hängend und schlafend angezottelt. Als er den Wortstreit seiner Frau hörte, wachte er auf, ergriff das Gewehr und schoß den Räuber am Wege nieder. Die Frau sagte: »Du bist doch ein Tapferer!« Nach einiger Zeit kamen sie an eine Stelle, da hielt Dio Dama auf einem Pferde am Wege. Dio Dama sagte: »Ich bin Dio Dama, wer bist du?« Sagate Singo sagte: »Ich bin Sagate Singo, ein Freier. Du aber bist ein Räuber, und deine Gesellen liegen im Grase versteckt.« Dio Dama sagte: »Nein, ich bin auch ein Freier und ich habe keine Spießgesellen im Grase. Ich bin auch ein Freier.« Sagate Singo sagte: »Wenn du auch ein Freier bist, so will ich dir zum Tanze in die Hände klatschen.« Er nahm sein Gewehr und schoß in das hohe Gras; da fiel ein Räuber tot zu Boden. Er nahm sein Gewehr und schoß wieder, und wieder fiel ein Räuber. Er nahm sein Gewehr und schoß in das Gras, und wieder fiel ein Räuber. Die anderen rannten von dannen. Sagate Singo sagte: »Wenn ein freier Mann zum Tanze aufspielt, macht er das so. Weiber und Sklaven klatschten mit den Händen.«
Spinne gewinnt Uros Tochter
Togo-Tim
In einem Dorf war ein Häuptling, der hatte eine Tochter, die wuchs heran. Die Tochter des Uro wuchs heran und wurde reif zur Hochzeit. Der Häuptling versammelte alle seine Leute und sagte zu ihnen: »Ich will für meine Tochter einen tüchtigen Mann, der sie auch gut befriedigen kann. Es soll ein Mann mit einem gehörigen Penis sein. Ich werde deshalb meine Tochter dem zur Frau geben, der die sieben Früchte, die an jener Fächerpalme dort oben sind, mit seinem Penis herunterzuschneiden vermag. Dem und keinem andern gebe ich sie zur Frau.« Die Leute hörten es. Keiner von den Leuten, die das gehört hatten, versuchte es. Sie gingen auseinander, jeder in sein Gehöft.
Frau Spinne war in der Versammlung gewesen. Sie ging auch nach Hause. Als ihr Mann nachher von der Farm heimkam, sagte Frau Spinne zu Spinne: »Der Uro hat alle Leute zusammenkommen lassen und hat gesagt: Ich gebe meine Tochter dem zur Frau, der einen sehr starken Penis hat, einen Penis, mit dem er die sieben Früchte von der Fächerpalme herunterzuschneiden vermag.« Spinne hörte zu. Spinne dachte nach. Spinne rief aus: »Die Urotochter werde ich bekommen!«
Spinne wartete ab, bis es dunkel geworden war. Sobald es dunkel war, nahm Spinne ein Beil und eine kleine Kalebasse, die war gefüllt mit dem Rotholzwasser, das die Frauen dazu benutzen, ihre Kleider rot zu färben. Damit ausgerüstet, machte Spinne sich in der Dunkelheit auf den Weg zu der Fächerpalme. Er stieg auf die Fächerpalme. Mit dem Beil schlug er alle sieben Früchte so weit ab, daß sie nur noch ganz locker am Stengel saßen und bei dem kleinsten Anstoß
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