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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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gelassen zum König: »Nun können wir die Angelegenheit mit dem Pferd erledigen.« Der König sagte: »Nein, erst wollen wir das hier erledigen! Vor meinen Augen hast du deine Mutter getötet.« Der Sohn Kallondjis sagte: »Diese Angelegenheit mit meiner Mutter ist ganz unwichtig, denn die kann ich natürlich jeden Augenblick wieder zum Leben erwecken. Dagegen ist die Sache mit den zehn Gefangenen, die du mir für meine goldmistende Stute gegeben hast, viel schwieriger.« Der König sagte: »Was, du kannst deine Mutter ohne weiteres wieder zum Leben erwecken?« Der Sohn Kallondjis sagte: »Natürlich!« Der König sagte: »So tue das zuerst.«
    Der Sohn Kallondjis sagte: »So laß eine Kalebasse mit Wasser kommen!« Das Wasser kam. Der Sohn Kallondjis zog den Kuhschwanz hervor. Er tauchte ihn in das Wasser und sagte: »Mein Kuhschwanz, den ich von meinem Vater Kallondji empfangen habe, der ihn von seinem Vater empfangen hat – wenn du wahrhaftig mein Kuhschwanz bist, so mache diese Frau wieder lebendig.« Damit schlug er auf seine Mutter, sie mit Wasser besprengend. Das wiederholte er dreimal. Dann erhob sich seine Mutter. Sie nieste. Der König fragte sogleich: »Diesen Kuhschwanz muß ich haben. Wieviel forderst du für deinen Kuhschwanz?« Der Sohn Kallondjis sagte: »Der Kuhschwanz ist mir nicht feil. Außerdem ist erst noch die Affäre mit der goldmistenden Stute und den zehn Sklaven, die du dafür gabst, zu erledigen.« Der König sagte: »Die Angelegenheit mit dem Pferd wollen wir vergessen. – Aber der Kuhschwanz! So ein Kuhschwanz ist eine Sache für einen König. Ein König ist sehr oft zornig und tötet dann. Zuweilen tötet er aber in der Hitze Leute, die ihm teuer sind. Alsdann ist es ausgezeichnet, wenn er mit einem solchen Kuhschwanz die Leute wiedererwecken kann! Ich will dir noch zehn Sklaven für den Kuhschwanz geben!« Der Sohn Kallondjis sagte: »Du bist König. Wenn du durchaus willst, so will ich dir den Kuhschwanz für diesen Preis verkaufen.« Dann nahm der Sohn Kallondjis wieder zehn Sklaven und ging mit seiner Mutter und dem neuen Besitz heim. Der König aber erhielt den Kuhschwanz.
    Eines Tages nun war der König betrunken. Seine Spielleute waren um ihn und sangen. Er wurde immer betrunkener. Dann rief er seine liebste Frau und sagte zu ihr: »Bring mir schnell Wasser zum Trinken, sonst schlage ich dich tot.« Die Frau sah die Betrunkenheit des Königs und mußte sehr lachen. Darüber geriet der König aber in sehr großen Zorn. Er sprang auf und schlug seine Frau tot. Die Dialli standen bestürzt auf und wollten gehen. Der König sagte aber: »Bleibt! Trinken wir weiter! Das ist nachher schnell geregelt, denn die Frau kann ich jeden Augenblick wieder beleben!« Die Dialli sagten: »Tu es gleich, sonst verläßt uns nicht die Angst!« Der König sagte ärgerlich: »So bringt mir eine Kalebasse mit Wasser und den Kuhschwanz Kallondjis herbei!«
    Die Sklaven gingen und brachten den Kuhschwanz Kallondjis und eine Kalebasse mit Wasser. Der König tauchte den Kuhschwanz ins Wasser und sagte: »Mein Kuhschwanz, den ich von dem Sohne Kallondjis empfangen habe, der ihn von seinem Vater Kallondji empfangen hat, der ihn von seinem Vater empfangen hat – wenn du wahrhaftig mein Kuhschwanz bist, so mache die Frau wieder lebendig!« Damit schlug er auf seine Frau, sie mit Wasser besprengend. Das wiederholte er dreimal. Aber die Frau erhob sich nicht. Darauf schlug er wieder und wieder auf die Frau, bis der Kuhschwanz, der ein alter Kuhschwanz war, kurz und klein geschlagen war. Nun wurde der König über alle Maßen wütend. Er schrie: »Bringt mir sogleich den Sohn Kallondjis. Er hat mich betrogen, und ich will ihn totschlagen!«
    Die Boten kamen zum Sohne Kallondjis. Der aß gerade Erdnüsse. Sie sagten zum Sohne Kallondjis: »Komm sogleich zum König!« Der Sohn Kallondjis steckte den Rest der Erdnüsse in die Tasche und ging mit den Boten zum König. Er wollte sprechen; der König sagte aber: »Der Bursche darf nicht ein Wort reden! Nicht ein Wort. Sowie er spricht, ist man betrogen. Bringt eine Kuhhaut herbei!« Die Kuhhaut wurde herbeigebracht. Der Sohn Kallondjis wurde hineingewickelt. Die Kuhhaut wurde geschlossen. Dann wurde das Paket noch verschnürt. Während das geschah, schob der Sohn Kallondjis noch eine Handvoll Erdnüsse in den Mund. Als das Paket fertig war, sagte der König: »So, nun kommt; wir wollen den Sohn Kallondjis ins Wasser werfen. Ich werde selbst mitgehen, um zu sehen,

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