Das scharze Decameron
ob es richtig geschieht.«
Der König machte sich mit den Leuten auf. Zwei Leute trugen das Paket mit dem Sohn Kallondjis auf dem Kopf. Sie kamen so bis an den Uferwald. Als sie im Uferwald angekommen waren, setzte eine schwer verwundete Antilope über den Weg. Ein Jäger hatte sie angeschossen. Der König rief: »Fangt sie!« Die Leute und der König sprangen sogleich hinterher. Die, die das Paket mit dem Sohn Kallondjis getragen hatten, legten es auch auf den Weg und sprangen mit hinter der Antilope her. – Das Paket lag auf dem Wege. Diulla kamen des Weges; die hatten eben den Fluß überschritten. Als der letzte der Diulla vorbeikam, steckte der Sohn Kallondjis von den Erdnüssen in den Mund und aß. Er knackte im Munde die Erdnüsse. Der Diulla hörte das, blieb erstaunt stehen und sagte:
»Das Paket ißt!« Der Sohn Kallondjis sagte: »0 nein, das ist kein Paket, dem man so ausgezeichnete Sachen zu essen gibt. Das ist eine Menschenlast!« Der Diulla sagte: »Was ißt du?« Der Sohn Kallondjis sagte: »Ach, ich habe viel zuviel; mach ein wenig auf, dann gebe ich dir das übrige!« Der Diulla öffnete das Paket. Der Sohn Kallondjis sprang empor. Er war viel stärker. Er stopfte den Diulla in die Kuhhaut und schnürte das Paket wieder zu. Dann ging er von dannen.
Der König kam mit den Leuten von der Antilopenhetze zurück. Die beiden Träger nahmen ihr Paket wieder auf. Der Mann im Paket schrie: »Ich bin ein Diulla; ich bin ein Diulla! Ich bin ein Diulla!« Die Leute sagten: »Daß du ein Kaufmann bist, hat der König wohl bemerkt. Außerdem hast du ihn zu sehr belogen.« Sie kamen an den Fluß. Der König sagte: »Steigt in ein Boot, fahrt in jener Richtung. Werft ihn dort vor dem Strudel, wo es am tiefsten ist, ins Wasser.« Die Leute taten es. Der König paßte genau auf. Als es geschehen war, sagte er: »Nun ist es gut. Kommt heim!« Der König kehrte mit den Leuten in die Stadt zurück.
Der Sohn Kallondjis war inzwischen auch heimgegangen. Er verkaufte sein gesamtes Besitztum und handelte dafür schöne Kleider und Gold ein. Eines Tages war bei dem König große Versammlung. Da begab er sich an den Hof. Er hatte ein herrliches Kleid angelegt, wie man es hier im Lande noch nicht gesehen hatte. Die rechte Hand hatte er gefüllt mit Gold. Er kam in die Halle. Alle Leute, die da waren, murmelten: »Oh, welch schönes Kleid; oh, welcher Reichtum! O wie schön!« Der König selbst hätte beinahe etwas ausgerufen. Der Sohn Kallondjis ging aber direkt auf den König zu. Er reichte kühn die rechte Hand mit dem Gold zum König hinauf und sagte: »Dein verstorbener Vater läßt dir durch mich einen guten Tag sagen. Ich habe etwas von der Erde da unten aufgenommen und bringe es dir als kleines Geschenk. Dort unten ist nämlich alle Erde Gold.« Der König sah das Gold. Der König fragte: »Hat dir mein Vater sonst nichts gesagt?« Der Sohn Kallondjis sagte zögernd: »Ja, er hat gesagt, du möchtest ihn doch einmal dort unten besuchen und sollest mich solange als Stellvertreter hier lassen.« Der König sah das Gold; er sah die herrliche Kleidung; er sagte: »Ja, ich werde mich sogleich fertig machen.« Der Sohn Kallondjis sagte: »Ich bin bereit, dich dahin zu bringen und dich dann hier zu vertreten, wenn du mir versprichst, sehr bald wiederzukommen. Denn ich habe mich da unten gleich angesiedelt und habe 20 junge Frauen zum Geschenk erhalten. Deshalb will ich bald zurück.« Der König sagte: »Ich verspreche es dir.«
Ehe der Sohn Kallondjis den König in die Rinderhaut einwickelte, sagte er: »Paß genau auf den Weg auf! Da, wo du unten im Wasser ankommst, da ist gerade das Tor in die andere Welt.« Der König sagte: »Laß mich nur an der rechten Stelle ins Wasser werfen!« Der Sohn Kallondjis sagte: »Darauf kannst du dich verlassen!«
Der Sohn Kallondjis brachte als Vertreter des Königs das Paket mit dem König hinaus und ließ es an derselben Stelle, an der der Diulla versenkt war, ins Wasser werfen. Als es untergegangen war, nahm er die Axt von seiner Schulter, warf sie auf die Erde und sagte zu den Sklaven des Königs: »Von jetzt ab bin ich euer König!«
So ward Kallondjis Sohn König. Wenn er und sein Vater das Lügen nicht so gut verstanden hätten, wäre das sicher nicht geschehen.
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Kordofan
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