Das scharze Decameron
das, was ich behaupte. Gott hat sie mich verlieren lassen.« Der törichte Bursche sagte: »Und Gott hat sie mich gewinnen lassen und ist mir dabei ein Goldstück schuldig geblieben. Richter, ich bitte dich, mir das Goldstück Gottes durch den schlauen Händler auszahlen zu lassen.« Der Richter lachte und sagte: »Höre, du Schlauer, wenn du wirklich, wie du eben sagtest, auf Veranlassung Gottes das Geld verloren und es nicht zum Zwecke der Erpressung auf die Straße gelegt hast, so zahle dem Burschen im Namen Gottes auch das letzte Goldstück. Sonst müßte ich die Sache anders auffassen.« Der schlaue Händler zahlte das letzte Goldstück und ging. Der törichte Bursche steckte das Goldstück ein und sagte zu dem Richter: »Wegen dieses letzten Goldstückes hat mir Gott mehr Schwierigkeiten gemacht als mit den neunundneunzig ersten.«
Der Listige
Nupe
Ein Fauler legte im Busch Fallen für Guineahühner. Er fing zwei Guineahühner. Er sagte zu seiner Mutter: »Nun bin ich ein wohlhabender Mann.« Die Mutter sagte: »Wieso das?« Der Faule gab der Mutter eines der Guineahühner und sagte: »Bring mir das heute nachmittag in die Stadt auf den Markt.« Die Mutter sagte: »Es ist gut.«
Der Faule ging in die Stadt. Er trug sein Guineahuhn auf den Markt. Er ging an einem Madugu aus dem Haussaland vorbei und sagte: »Das ist ein wertvolles Huhn. Das kannst du nicht bezahlen.« Der Madugu sagte: »Es ist ein Guineahuhn. Weshalb soll ich es nicht bezahlen können?« Der Faule sagte: »Weil es 400 000 Kauri kostet.« Der Madugu sagte: »Weshalb ist es so teuer?« Der Faule sagte: »Weil es viel Arbeit leistet.« Der Madugu sagte: »Was tut es denn?« Der Faule sagte: »Es kann in drei Tagen ins Haussaland und zurück eine Botschaft bringen.« Der Madugu sagte: »Wenn es das kann, so will ich es kaufen. Aber mach es mir erst vor.« Der Faule sagte: »Ich will das Guineahuhn einmal zu meiner Mutter hinaus zur Farm senden und sie gleich hierher kommen lassen.« Der Faule ließ das Perlhuhn frei. Das Perlhuhn flog in den Busch. Wenige Zeit später kam die Mutter mit dem zweiten Perlhuhn
über den Markt. Der Faule sagte zum Madugu: »Sieh, da kommt meine Mutter. Das Perlhuhn hat meine Mutter gerufen.« Der Madugu sagte: »Es ist richtig!« Er zahlte 400 000 Kauri und nahm das Perlhuhn, das die Mutter mitgebracht hatte.
Am anderen Tage sandte der Madugu das Perlhuhn nach Kano und ließ seinen Leuten sagen, sie sollten mit anderen Lasten nachkommen. Der Madugu ließ das Perlhuhn fliegen. Das Perlhuhn flog in den Busch und kam nicht wieder. Der Madugu wartete sieben Tage. Als das Perlhuhn am siebenten Tage nicht wiedergekommen war, nahm er einen Stock und lief zu dem Faulen, um ihn zu schlagen. Der Faule hatte ein Pferd gekauft. Er hatte um das Pferd herum weithin Kaurimuscheln ausgestreut. Viele Menschen waren dazugekommen. Die Leute standen herum und sagten: »Das ist merkwürdig! Das ist merkwürdig!« Der Madugu fragte: »Was ist merkwürdig?« Die Leute sagten: »Sieh, das Pferd mistet Kauri!« Der Madugu trat herzu. Er sah das Pferd auf den Kauris. Der Madugu vergaß die Sache mit dem Perlhuhn. Der Madugu fragte den Faulen: »Wieviel willst du für das Pferd haben?« Der Faule sagte: »Ich will dafür drei Millionen Kauri haben.«
Der Madugu sagte: »Ich kaufe es!« Der Madugu ließ das Geld holen. Er bezahlte das Pferd. Er nahm das Pferd. Er ging mit dem Pferd von dannen. Als er ein Stück weit gegangen war, rief der Faule ihn zurück und sagte: »Du hast vergessen zu fragen, was man dem Pferd für Futter geben muß, damit es Kauri mistet!« Der Madugu sagte: »Ja, das muß ich wissen!« Der Faule sagte zu ihm: »Gib ihm jedesmal, wenn es Kaurimuscheln misten soll, Asche, gemischt mit der Rinde vom Ma- datschibaum.« Der Madugu sagte: »Es ist gut.« Der Madugu nahm das Pferd heim. Er gab ihm Asche, gemischt mit Rinde vom Ma-datschibaum zu fressen. Am Abend starb das Pferd.
Der Madugu nahm einen dicken Knüppel und lief zu dem Faulen, um ihn zu verprügeln und um von ihm das Geld zurückzufordern. Der Faule hatte drei Frauen. Er legte eine von ihnen auf die Erde. Er schlachtete einen Hammel und goß dessen Blut über den Kopf und Oberleib der Frau. Er sagte zu der Frau: »Lieg ganz still, bis ich dir mit dem Messer einen flachen Schlag auf den Leib gebe.« Die Frau sagte: »Es ist recht.«
Nach einiger Zeit kam der Madugu mit dem Knüppel an, um den Faulen zu schlagen. Als er die blutige Frau im Blute liegen sah,
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