Das scharze Decameron
vergaß er die Sache mit dem Pferd. Der Madugu sagte: »Was ist hier vorgegangen?« Der Faule sagte: »Diese Frau war ungezogen, ich tötete sie. Es hat aber nichts auf sich. Ich kann sie jeden Augenblick wieder lebendig machen. Ich brauche sie nur mit diesem Messer auf den flachen Leib zu schlagen.« Der Madugu sagte: »Mach es mir vor!« Der Faule schlug mit dem flachen Messer leicht auf den Leib der Frau. Die Frau stand auf. Der Madugu sagte: »Was soll das Messer kosten?« Der Faule sagte: »Ich will zwei Millionen Kauri dafür haben.« Der Madugu ließ das Geld holen. Er bezahlte das Messer. Er nahm das Messer mit nach Hause.
Als er nach Hause kam, sagte er zu seinen Leuten: »Ich habe ein Messer, mit ihm kann man einen Menschen totschlagen und wieder lebendig machen.« Die Leute sagten: »Mache es vor!« Der Madugu schlug seiner Frau den Kopf ab. Die Frau fiel tot zu Boden. Er schlug ihr flach auf den Leib. Die Frau stand nicht auf. Sie blieb tot. Der Madugu weinte. Der Madugu sagte: »Der Faule hat mich betrogen. Wir wollen hingehen. Wir wollen ihn töten und ihm wieder alles Geld abnehmen!« Seine Leute liefen mit ihm zu dem Faulen.
Der Faule hatte in einem tiefen Brunnen ein Seitenloch gegraben. Er stieg hinab. Er nahm viele Kalebassen mit sich. Er setzte sich in das Seitenloch. Er sagte zu seiner Mutter: »Setze dich an den Rand des Brunnens. Weine. Sage, ich sei in den Himmel gegangen, um mit Soko (Gott) ein Palaver zu erledigen.« – Der Madugu kam mit seinen Leuten. Er kam zu der Mutter, die neben der Brunnentiefe saß. Die Mutter weinte. Der Madugu fragte: »Wo ist dein Sohn?« Die Mutter sagte: »Er ist zu Soko gegangen und macht im Himmel Palaver! Hört nur!« Der Faule schlug unten die Kalebassen gegeneinander, daß sie zersprangen. Als der Madugu und seine Leute das hörten, erschraken sie. Sie vergaßen die Sache mit dem Messer und liefen, so schnell sie konnten, von dannen.
Samba Kullung der Narr
Sahel
Samba Kullung heißt soviel wie Samba, der nichts tut, Samba der Feigling. Wenn man neben dem Kinde Samba die Hand schnell aufhob, so schrak es zusammen. Wenn einer aufschrie, so rannte das Kind Hals über Kopf von dannen. So war Samba Kullung als Kind; so wuchs Samba Kullung heran. Sein Vater gab ihm ein Pferd, einen Dialli (Spielmann), einen Pferdeburschen namens Munjo Kadi. Sein Dialli war Sirima. So war Kullung denn erwachsen.
Samba war aber immer noch Samba Kullung, Samba der Feige. Er war groß und stark und sehr schön, aber alle Welt verlachte ihn wegen seiner Feigheit. Die Mutter Sambas sagte zum Dialli Sirima: »Alle Welt sagt Schlechtes von meinem Sohn. Kann man denn gar nichts tun?« Dialli Sirima sagte: »Man kann nichts, man kann gar nichts tun. Ich reize ihn jeden Tag. Ich erzähle ihm allerhand, um ihn begierig zu machen auch Abenteuer zu bestehen; aber es nützt nichts. Er ist schon als Kind von diesem Charakter gewesen und wird als Erwachsener kaum anders werden.« Die Mutter sagte: »Ach, diese Schande in meiner Familie. Ich werde es nicht überleben. Oh, diese Schande! Aber höre, Dialli Sirima; könnte man nicht eine Freundin für ihn gewinnen? Jedes Frauenzimmer regt und reizt den Mann zu Kriegsabenteuern an. Könnte man ihm nicht eine Freundin gewinnen?« Dialli Sirima sagte: »Nichts ist einfacher als das; denn Samba Kullung ist der schönste Mann in Kala.«
Am anderen Tage kam Dialli Sirima mit einem schönen Mädchen namens Kumba zu Samba Kullung. Samba Kullung saß auf der Ecke seines Bettes. Der Dialli setzte sich mit dem schönen Mädchen auch auf das Bett. Kumba saß in der Mitte. Nach einiger Zeit stand Dialli Sirima auf, ging hinaus und ließ die beiden allein. Einen ganzen Tag lang, bis zum anderen Morgen, blieb Samba Kullung mit dem schönen Mädchen allein. Dann kam er heraus. Dialli Sirima fragte: »Nun, was war denn?« Samba Kullung sagte: »Was soll gewesen sein? Wir haben nebeneinander auf dem Bett gesessen. Sie hat nichts gesagt, da habe ich auch nichts gesagt. Sie hat sich nicht bewegt, da habe ich mich auch nicht bewegt.« Dialli Sirima sagte: »Du hast es nicht recht gemacht. Wenn man neben einem schönen Mädchen sitzt, so muß man sie am Arm anfassen. Versuche das einmal!«
Dialli Sirima ging mit Samba Kullung in das Haus. Er setzte sich mit zu Kumba und Samba Kullung. Dann ging er hinaus. Samba Kullung faßte nun Kumba leicht am Arm. Kumba aber, wie das so die Art der Frauen ist, stieß ihn beiseite und sagte: »Ach, geh doch!« Samba Kullung
Weitere Kostenlose Bücher