Das scharze Decameron
in den Krieg ziehen will. Du denkst nun, daß ich für den Hammel deines Vaters zum Krieg ausziehen würde!?« Das Mädchen sprang auf und sagte: »Ach, so einer bist du? Du bist Samba Kullung? Nein, dann will ich nichts mehr von dir wissen. Zieh deiner Wege, mich kümmerst du nicht mehr.« Samba Kullung rief seinen Sufa. Er sagte zu ihm: »Munjo Kadi, sattle mein Pferd, wir wollen diesen Platz verlassen.« Munjo Kadi sagte: »Es ist gut.« Er tat so. Samba Kullung bestieg sein Pferd. Dialli Sirima aber sagte: »Ich werde heimkehren und werde nicht länger bei dir bleiben. Denn du wirst nicht anders, und nur Schmach und Schande habe ich als deinen Lohn zu erwarten.« Dialli Sirima ging heim. Samba Kullung aber zog mit seinem Sufa allein weiter.
In einer großen Stadt herrschte ein großer König. Der war reich, hatte viel Land und Leute und eine sehr schöne und kluge Tochter, die noch keinem Mann in die Ehe gefolgt war. Die Sklavin dieser Prinzessin wusch vor den Toren der Stadt die Kleider ihrer Herrin an einem Teichrand. Sie sah von der Arbeit auf, und ihr Blick fiel auf Samba Kullung, der mit seinem Munjo Kadi angeritten kam. Allsogleich war das Mädchen von der Schönheit dieses Reiters so befangen, daß es seine Wäsche vergaß, aufsprang und zu seiner Herrin in die Stadt lief. Das Mädchen kam in deren Haus und sagte: »Fatumata, ich sah soeben einen schönen, sehr schönen Reiter kommen, der in unsere Stadt einzieht. Bitte nur sogleich deinen Vater, den König, daß er den Fremden würdig empfange, denn nie sahen meine Augen einen so schönen Mann wie diesen Reiter.« Fatumata ging zu ihrem Vater und sagte: »Mein Vater, ich höre, es soll ein sehr stattlicher und schöner Reiter in deine Stadt einziehen. Ich bitte dich, ihn würdig zu empfangen und ihm deine Freundschaft zu gewähren.« Darauf ließ der Fama ein großes Gehöft herrichten, und als nun Samba kam, empfing er ihn und ließ einen Ochsen schlachten und Fatumata sagte zu ihrer Sklavin: »Du hast recht gehabt, das ist der schönste Mann, den ich je gesehen habe.« Dazu schenkte Fatumata ihrer Sklavin einen hübschen Lendenschurz. Samba Kullung machte es sich in seiner schönen Wohnung sehr bequem, und es erschien ihm das alles außerordentlich angenehm. Während fünf Tagen ging es ihm ganz vorzüglich. Alle Tage wurde ihm mehrmals ausgezeichnetes Essen gebracht, zudem schlief er nachts bei der schönen Fatumata und der König erwies ihm große Ehre. Am sechsten Tage aber ward die Tabele gegen Abend geschlagen und es hieß überall: »Die Feinde kommen, die Feinde kommen, man muß ihnen entgegenreiten.« Samba Kullung tat so, als ob er von alledem nichts bemerke.
Eine Zeitlang beobachtete Fatumata von ihrem Hause aus, was Samba nun tun würde. Als sie sah, daß in dessen Gehöft gar nichts geschah, ging sie hin und warf sich vor ihm auf die Knie. Sie sagte: »Samba, die Tabele ist geschlagen. Laß dein Pferd rüsten, zieh auch mit den Königsleuten gegen den Feind!« Samba sagte: »Ich werde nicht gehen! Weil ich den Krieg nicht leiden mag, haben mich Vater und Mutter aus dem Hause gewiesen. Weil ich den Krieg nicht leiden mag, nennen sie mich Samba Kullung. Weil ich Samba Kullung bin, hat mich ein anderes schönes Mädchen von sich gestoßen. Und wenn dein Vater mir auch Ochsen schlachtet, so werde ich den Krieg doch nicht beginnen. Wenn du mich nicht so magst, wie ich bin, werde ich gehen.«
Fatumata war schön und stolz und sehr klug. Sie hatte in diesen Tagen schon vieles mit Samba gesprochen. Sie hatte seinen Charakter gesehen, und da Samba sehr schön war, hatte sie ihn sehr lieb. Sie sagte zu Samba: »Wenn du auch Samba Kullung bist, werde ich doch nicht von dir lassen. Aber ich will deine Kleider anziehen und dein Pferd besteigen und mit gegen den Feind ziehen. Es ist so dunkel, daß niemand das Gesicht und jeder nur das Kleid erkennen kann.« Es waren ein paar Sklaven dabei, die hörten und sahen alles. Fatumata zog die Beinkleider und den Mantel Samba Kullungs an und sagte zu den Sklaven: »Wenn heute oder später je einer das sagt, was hier geschieht, so lasse ich euch töten.« Fatumata stieg auf Samba Kullungs Pferd und ritt von dannen in die Nacht hinaus. Samba Kullung sah ihr heimlich und lange nach.
Die Tabele war umsonst geschlagen, es war blinder Lärm. Es kam kein Feind, sondern nur eine falsche Nachricht. Alle kehrten noch in gleicher Nacht um und Fatumata wechselte wieder die Kleider. Samba Kullung betrachtete lange sein
Weitere Kostenlose Bücher