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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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Kleid, das Fatumata getragen hatte. Am anderen Tag ging Samba über den großen Platz in der Stadt. Da saß ein Dialli, der sang: »In dieser Nacht habe ich einen herrlichen Reiter gesehen, der war kein Mann unserer Stadt, aber er wollte gegen den Feind zu Felde ziehen. Wenn es zum Kampf gekommen wäre, dann hätte er sicherlich manchen fremden Räuber niedergeschossen. Sicher hätte er Großes geleistet.« Samba Kullung blieb an der Ecke stehen und hörte dem Dialli lange Zeit zu. Dann ging er nach Hause.
    Fatumata war sehr traurig, daß der schöne Samba so gar nicht für den Krieg gesonnen sei. Sie überlegte lange; sie betrachtete den Charakter Samba Kullungs und fand, daß er sehr jung war.
    Eines Tages sagte Fatumatas Vater zu seiner Tochter: »Wenn ich nicht sehr irre, wird es heute abend noch zu einem Gefecht mit den Nachbarn kommen. Sage das Samba, aber sorge, daß die Stadtleute nichts vorzeitig erfahren.« Fatumata überlegte. Sie sagte Samba Kullung und niemand anderem etwas, wohl aber kaufte sie auf dem Markt eine große Kalebasse voll Honigbier. Als es Abend war, ging sie zu Samba hinüber und ließ das Honigbier auch dorthin tragen. Samba Kullung fragte: »Was ist das?« Samba Kullung war noch so unerfahren, daß er nicht wußte, was ein berauschendes Getränk war. Fatumata sagte: »Ach, das hier ist nichts anderes als ein gutes Magenelixier. Versuche es nur!« Samba Kullung trank.
    Samba Kullung trank. Er sagte: »Weshalb hat mir niemand früher gesagt, was es für herrliche Sachen gibt?!« Samba Kullung trank und ward betrunken. Er nahm Fatumata auf die Knie. Fatumata sagte: »Alle Leute der Stadt sagen, daß, wenn du nur willst, du allein eine ganze Räuberbande überwinden kannst.« Samba Kullung lachte. Samba Kullung trank.
    Samba Kullung trank. Draußen auf dem großen Platz ward die Tabele geschlagen. Fatumata hörte es. Fatumata stand auf. Samba Kullung hörte es. Er sagte zu Fatumata: »Ach, du denkst wohl, du könntest jedesmal so für mich in den Krieg ziehen? Nein, Fatumata, du sollst die Dialli einmal von mir singen hören! Morgen werden sie das Pui singen. Heute ist die Tabele nur für mich geschlagen - denn alle Leute der Stadt sagen: ›Wenn Samba Kullung will, kann er eine ganze Räuberbande allein überwinden‹ Hörst du, wie sie die Tabele für mich schlagen?« Samba Kullung rief Munjo Kadi. Er sagte zu seinem Sufa: »Rüste mein Pferd, ich will wieder einmal in den Krieg reiten.«
    Munjo Kadi sattelte das Pferd; Samba Kullung ritt von dannen. Er ritt mit den anderen. Er tötete einen Feind. Er kam zu Fatumata zurück und sagte: »Heute hatte ich kein Glück; denn ich habe nur einen Feind töten können.« Dann schlief er ein.
    In der Nähe der Stadt, in der der Vater Fatumatas König war, lebte ein Jäger mit Namen Gomble. Das war ein großartiger Mann, begütert und über alle Maßen gewalttätig und jähzornig.
    Er hatte große Ländereien und viele Sklaven, die seine Äcker bestellten. Er konnte es aber nicht mit ansehen, daß ein Pferdehuf seinen Acker betrat. Gar viele Leute, die mit oder ohne Willen über seinen Acker geritten kamen, hatte er angegriffen, und da er sehr stark war, hatte er sie alle getötet. Anschließend hatte er ihnen dann die Köpfe abgeschlagen und die Köpfe in die großen Bäume gehängt, die seine Äcker umgaben. Alle Welt hatte vor Gomble solche Furcht, daß niemand wagte, auf dem Kriegszug seinen Namen auszusprechen. Auch traute sich kein Mensch den Weg einzuschlagen, der zu seinen Besitzungen führte.
    Als Fatumata sah, welche Wirkung das Bier auf ihren Samba Kullung ausgeübt hatte und nun hörte, daß die Dialli von seiner Schönheit und seiner Tapferkeit sangen, kaufte sie viel Durra und machte selbst daheim das beste Dolo. Das Dolo setzte sie Samba Kullung eines Morgens vor, und er begann zu trinken. Er nahm Fatumata auf die Knie. Als Samba Kullung genug getrunken hatte, sagte Fatumata: »Alle Leute loben dich wegen deiner Tapferkeit.« Samba Kullung sagte: »Ach, ich habe noch nichts getan. Aber ich habe gehört, daß es einen Jäger namens Gomble gibt.« Fatumata sagte: »Ach, schweig von dem! Kein Mensch wagt es, seinen Namen auszusprechen. Noch viel weniger wird ein Mensch wagen, ihn anzugreifen.«
    Samba Kullung ergriff den Dolotopf. Er trank. Er setzte Fatumata auf die Erde und sagte: »Geh zu deinem Vater und sage ihm, er möchte für mich die Tabele schlagen lassen, dann möchte er mir Leute mitgeben, die mir den Weg zu Gomble zeigen.«

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