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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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stand auf und ging. Er traf draußen den Dialli Sirima. Der fragte: »Nun?« Samba Kullung sagte: »Ich habe Kumba angefaßt, da hat sie mich fortgestoßen und gesagt: ›Ach, geh doch!‹ Darauf bin ich natürlich gegangen.« Dialli Sirima sagte: »So, so – Da kennst du die Art der Frauen noch recht wenig! So machen sie es alle. Versuche es noch einmal, und wenn sie dich wieder wegstößt, so klopfe ihr ein wenig auf den Hintern. So und nicht anders mögen es die Frauen.«
    Samba Kullung ging sogleich wieder in das Haus. Nun kam er aber sobald nicht wieder heraus. Sie blieben einen Tag darin. Als Dialli Sirima ihn am nächsten Tag fragte, wie es gewesen sei, sagte Samba Kullung: »Höre, mein Dialli Sirima, es war sehr unrecht von dir, daß du mir nicht schon lange gesagt hast, daß es etwas so Schönes auf der Erde gibt. – Als sie mich wieder wegstieß, klopfte ich ihr auf den Hintern und dabei wurde mir so wohl, daß ich Achtung gab, was weiter geschehen könne, und darauf habe ich dann Kumba beschlafen. Ach, Dialli Sirima, warum hast du mir nicht früher gesagt, daß es so etwas auf Erden gibt!«
    Am nächsten Tag kam die Mutter des Burschen zum Dialli Sirima und fragte: »Nun? Hat es etwas genützt?« Dialli Sirima sagte: »Der Rat war gut. Etwas hat er sich schon gebessert.«
    Einige Tage nachher wurde die Tabele (Kriegspauke) geschlagen, weil in der Nachbarschaft ein Gefecht war. Dialli Sirima ging zu Samba Kullung, setzte sich neben ihn und sagte: »Die Tabele wird geschlagen!« Samba Kullung sagte nichts. Dialli Sirima sagte nach einer Weile: »Die Tabele wird geschlagen. Wollen wir nicht mit in den Krieg ziehen?« Samba Kullung sagte: »Ach, denkst du vielleicht, weil ihr mir die Kumba gegeben habt, müßte ich auch etwas tun und in den Krieg ziehen? Das fällt mir nicht ein. Ich bleibe zu Haus.« Der Vater Samba Kullungs fragte Samba Kullung:»Nun, mein Sohn, du bist nicht mit in den Krieg gezogen?« Der Bursche sagte: »Nein, ich mag nicht in den Krieg, ich will zu Hause bleiben.« Der Vater sagte: »Ich schäme mich deiner. Mach', daß du mir aus den Augen kommst. Geh weg!« Die Mutter Samba Kullungs sagte zu ihrem Sohne: »Wenn ich dich sehe, muß ich mich schämen. Geh mir aus den Augen.« Samba Kullung ging.
    Samba Kullung rief Munjo Kadi, seinen Sufa, und sagte: »Meine Eltern wollen nichts mehr von mir wissen, weil ich nicht in den Krieg ziehen will. Sattle also mein Pferd, ich will in die Ferne ziehen, wo es keinen Krieg und Streit gibt.« Munjo Kadi sattelte das Pferd. Dialli Sirima kam zu ihm und sagte: »Ich will bei dir bleiben, ich will mit dir in die Fremde ziehen.« Die drei machten sich auf, verließen die Stadt und zogen in die Wildnis. Ein und einen halben Monat irrten sie in der Wildnis umher. Dann kamen sie in die Nähe eines großen Dorfes.
    Dem Dorfe stand ein großer Häuptling vor, der hatte eine sehr schöne, ledige Tochter. Die Sklavin des Mädchens war eines Tages am Buschrande, hatte Holz gesammelt, es auf den Kopf gehoben und wollte es nun nach Hause tragen. Sie sah die drei Wanderer, und als ihr Blick auf Samba Kullung fiel, da wurde sie so befangen von der Schönheit des jungen Reiters, daß sie ihr Holz hinwarf und so schnell sie konnte nach Hause rannte. Daheim sagte sie zu ihrer Herrin: »Es kommt ein schöner, schöner Reiter mit seinem Dialli und einem Sufa. Sorge, daß dein Vater ihn würdig empfängt und ihm ein gutes Gehöft anweist.« Die Tochter des Oberhauptes ging hin und sagte das ihrem Vater. Samba Kullung kam mit seinem Dialli und seinem Sufa in dem großen Ort an. Der Dugutigi empfing ihn freundlich. Er führte ihn in ein schönes, weites Gehöft und tötete einen Hammel, um ihn zu ehren. Alle Leute sagten: »Was ist dieser Mann schön!« Samba Kullung machte es sich bequem und wohnte zwei Tage daselbst. Während zwei Nächten beschlief er die Tochter des Dugutigi.
    Am dritten Tage ward die Tabele geschlagen. Samba Kullung saß in seinem Haus. Er achtete nicht auf den Kriegslärm. Die Tochter des Bürgermeisters aber kam, ließ sich, um ihn zu ehren, vor der Tür auf die Knie nieder und sagte: »Samba, höre die Tabele! Samba, willst du nicht in den Krieg ziehen?« Samba sprang auf und sagte: »Ach, du denkst, weil dein Vater mir einen Hammel geschlachtet hat, soll ich nun in den Krieg ziehen? Nein, das tue ich nicht. Ich mag den Krieg nicht! Ich bin Samba Kullung. Vater und Mutter haben mich schon aus dem Hause gejagt, weil ich Samba Kullung bin und nicht

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