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Das scharze Decameron

Das scharze Decameron

Titel: Das scharze Decameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Frobenius
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ihm ein Marabut entgegen. Das war aber kein ehrlicher Mann, sondern er war gemietet und bezahlt von Gomble und seinen Leuten. Der Marabut sagte zu Samba Kullung: »Die Stadt Fatumatas und ihres Vaters ist belagert, und Gomble ist an der Spitze der Feindlichen. Wenn du nun heimkehrst, und wenn es dir gelingt, sieben von den Belagerern gefangen zu nehmen, so ist die Stadt von allem Unheil befreit.« Es war das aber keine rechte Sache, sondern nur eine falsche Prophezeiung, die es darauf absah, Samba Kullung in einen Hinterhalt zu locken.
    Samba Kullung kam vor der Stadt an. Er stürzte sich auf zwei Mann der Belagerer – er nahm sie gefangen. Er stürzte sich auf noch zwei der Belagerer und nahm sie gefangen. Er stürzte sich auf noch drei der Belagerer; er nahm sie gefangen. Dann aber kamen die Leute Gombles, und nun wurde er selbst festgenommen.
    Zwei Leute Gombles führten Samba Kullung zu ihrem Herrn auf dessen Besitzungen. Samba Kullung sagte zum einen: »Gib mir etwas Wasser; ich habe Durst.« Der Mann sagte: »Ach was, du hast im vorigen Jahr meinen Vater totgeschlagen. Ich tue es nicht.« Samba Kullung wandte sich an den zweiten Mann und sagte: »Gib mir etwas Wasser; ich habe Durst.« Der Mann sagte: »Ach was, du hast im vorigen Jahr meinen Vater totgeschlagen. Von mir erhältst du nichts.« Als die beiden Sklaven dann sahen, daß Samba Kullung, der weit gereist war und hart gestritten hatte, matt wurde, schlugen sie ihn tot.
    Die beiden Leute kamen zu Gomble und sagten: »Dein Feind Samba Kullung ist gestorben.« Da wurde Gomble traurig und sagte: »Wie ist er ums Leben gekommen?« Die beiden Leute sagten: »Samba Kullung hatte Durst. Wir gaben ihm nichts zu trinken, denn er hat unsere Väter erschlagen. Als er dann matt wurde, schlugen wir ihn tot.« Da wurde Gomble traurig und sagte: »Ihr habt sehr schlecht gehandelt, denn einen
    Mann, der so tapfer ist und der so Großes zu tun imstande ist, den soll man suchen zum Freunde zu gewinnen. Ihr aber seid elende Räuber.«

Dame und Spielmann
    Sahel
    Sirrani Korro Samba heiratete eine Frau aus Tomma Korro. Eines Tages reiste er mit seiner Frau nach Tomma Korro, um seine Schwiegereltern zu besuchen. Seine Frau ritt auf einem Packochsen. Er ritt auf seinem Pferd. Er hatte seiner Frau einen Sklaven beigegeben, der deren Sachen trug. Sie kamen nach Tomma Korro. Drei Tage blieben sie in Tomma Korro. Es war viel Honigbier hergestellt worden. Sie aßen, und jeden Tag betrank sich Sirrani Korro Samba.
    Am vierten Tag morgens sagte Sirrani Korro Samba: »Heute wollen wir zurückkehren. Du Frau, reite mit dem Sklaven auf dem Packochsen voran. Ich will noch einige Stunden hier bleiben, denn ich will das gute Honigbier austrinken, das noch übriggeblieben ist. Ich komme dann um die Mittagszeit nach. Steig auf deinen Packochsen und reite mit dem Sklaven voran.« Die Frau machte sich mit dem Sklaven auf den Weg.
    Es waren damals 60 Helden von Segu auf dem Wege. Die hatten eine Unternehmung vor, hatten aber kein Glück gehabt, so daß sie jetzt ohne Beute mißmutig umherritten. Unter den 60 waren mit die berühmtesten Helden der Vergangenheit. Da war z. B. der Massassi Diadierri, der Fulbe Malia, der Djaora Gundaunda, dann Sira Obassi, der Bosso Mamadu Amadu und vor allem der Spielmann (Dialli) Signana Samba. (Der soll seinen Namen daher erhalten haben, daß, wenn er nach Art der Dialli um eine Gabe bat und man etwas für den anderen Morgen versprach, daß er dann an der Tür niederhockte und wartete, bis er die Gabe erhalten hatte. Er hatte große Beharrlichkeit und Geduld.)
    Diese 60 Helden aus Segu also kamen beutegierig des Weges und waren darauf erpicht, noch irgend etwas aufzufangen, um nicht gezwungen zu sein, mit leeren Händen nach Segu zurückzukehren. Einer der Männer sah in die Ferne und sagte: »Hoo! Kommt da nicht ein Mann mit bepacktem Reittier an?« Die anderen sahen auch hin und sagten: »Nein, ein Mann mit einem Reittier ist es nicht. Wohl aber ist es eine Frau, die sicher schön und wohlhabend ist; denn neben ihr geht ein Sklave.« Andere meinten: »So wollen wir der Frau den Weg nach Segu zeigen. Auf solche Weise lernt sie dann etwas von der Welt kennen.« Andere meinten: »So hätten wir also doch noch einen leidlichen Abschluß für unser verunglücktes Unternehmen zu verzeichnen.«
    Die 60 Reiter sprengten auf die Frau Sirrani Korro Sambas zu und hielten im Kreise um sie. Die Frau fragte: »Nun, was seid ihr für Räuber und Buschreiter, daß ihr

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