Das scharze Decameron
andern den Weg abschneiden.« Der Mabo rüstete alles, reichte ihm alles und fragte: »Darf ich dich begleiten?« Goroba-Dike sagte: »Nein, heute nicht.« Damit ritt er so schnell er nur konnte von dannen.
Er hatte die anderen bald eingeholt, und nun ritt er in einiger Entfernung immer neben ihnen her. Die beiden Schwiegersöhne
König Hamadi Ardos und die anderen Fulbe sahen ihn von der Seite herkommen und sagten untereinander: »Das muß Djinar (der Teufel) sein. Den sollten wir für uns gewinnen, dann wäre der Sieg und die Rückkehr der Herden sicher.« Einer sagte: »Man sollte mit ihm sprechen.« Es ritten einige hin und fragten Goroba-Dike: »Wo reitest du denn hin? Was hast du vor?« Goroba-Dike sagte: »Ich reite dahin, wo es Kämpfe gibt und helfe dem, dem mir zu helfen paßt.« Die Leute sagten: »So bist du also Djinar?« Goroba-Dike sagte: »Gewiß bin ich Djinar.« Die Leute fragten: »Willst du uns helfen?« Goroba-Dike fragte: »Warum soll ich euch nicht helfen? Wieviel Schwiegersöhne König Hamadi Ardos sind bei euch?« Die Leute sagten: »Es sind zwei bei uns.« Goroba-Dike sagte: »Wenn mir jeder von beiden als Lohn eines seiner Ohren gibt, werde ich helfen.« Die Leute sagten: »Das geht nicht. Was würde man in der Stadt sagen!« Goroba-Dike sagte: »Das ist sehr einfach. Die zwei Schwiegersöhne sagen: ›Im Gefecht ist mir das Ohr abgeschlagen worden. Ich hielt den Kopf so, da glitt der Schlag ab.‹ – Das gilt dann noch als sehr ehrenvoll.« Die Leute ritten zurück und berichteten den beiden Schwiegersöhnen des Königs. Erst waren sie nicht einverstanden, dann ließen sie sich jeder ein Ohr abschlagen und sandten es Goroba-Dike. Der steckte die Ohren in die Tasche. Nun kam Goroba-Dike und setzte sich an die Spitze des Zuges. Er sagte zu den Fulbe: »Ihr dürft aber nicht sagen, daß euch Djinar half.« Die Fulbe sagten: »Nein, nein, wir werden es gewiß nicht sagen.«
Sie trafen auf die Burdam. Sie fochten mit den Burdam. Goroba -Dike tötete mehrere und gewann die Pferde. Er gab sie den Schwiegersöhnen. Die Fulbe gewannen das Gefecht. Darauf trieben die Fulbe die Herden wieder zurück. Goroba-Dike aber zweigte seitwärts ab und ritt zu dem Dimadiogehöft, in dem sein Mabo auf ihn wartete. Hier stieg er von seinem Pferd, legte Waffen und Kleidung ab, zog die Lumpen an, schwang sich auf den Esel und ritt wieder in die Stadt hinein. Als er durch Sariam ritt, sah ihn der Schmied, der ihn die ersten Tage beherbergt hatte. Der rief: »Bleib mir von meiner Schwelle. Du bist kein Fulbe, du bist ein ganz gemeiner Bastard oder ein Sklave; aber ein Kriegsmann oder ein Fulbe bist du nicht.« Die Frau des Schmiedes hörte das. Sie sagte zu ihrem Mann: »Laß solches Gerede, ein Fulbe ist ein Fulbe, und du bist auch nicht so klug, daß du wissen könntest, was dahinter steckt.«
Inzwischen waren die siegreichen Fulbe mit den wiedergewonnenen Herden glücklich daheim angekommen. Alles begrüßte sie mit Jubel. Hamadi Ardo, der König, kam ihnen selbst entgegen und sagte: »Das ist doch noch echte Kriegsart. Ihr seid doch noch Fulbe. Ihr habt ja wohl auch Wunden.« Der eine Schwiegersohn sagte: »Wie ich so auf der einen Seite angriff, schlug mir ein langer Burdam mit seinem Säbel so über den Kopf. Ich bog den Kopf, da schnitt das Schwert mir ein Ohr ab und ich war gerettet.« Der andere Schwiegersohn sagte: »Wie ich so auf der anderen Seite angriff, schlug mir ein kleiner Burdam mit seinem langen Schwert von unten her gegen den Hals. Um ein Haar hätte ich den Kopf eingebüßt. Ich drehte mich aber so, und da flog nur das Ohr weg. Der Kopf war aber gerettet.« König Hamadi Ardo sagte: »So etwas zu hören, macht Freude. Ihr seid Helden. Aber sagt, hat denn keiner meinen dritten Schwiegersohn gesehen?« Alle lachten und sagten: »Ach der! Er ritt ja schon von Anfang an nach einer falschen Richtung! Nein, wir haben ihn nicht gesehen.«
Von der anderen Seite kam Goroba-Dike auf seinem Esel angeritten. Als er näher heran war, hieb er auf das Tier, daß es in Galoppsprüngen dahersetzte. Als Kode Ardo ihn so ankommen sah, begann sie bitterlich zu weinen und sagte: »Vater, Vater, welches Unglück hast du mir aufgeladen!« – Abends lagen die vornehmen Fulbe in einem Kreise umher und erzählten von dem, was sie heute getan hatten. Goroba-Dike lag in seinen Lumpen in einer Ecke und hörte alles mit an. Der eine sagte: »Wie ich so als erster in die Menge der Feinde hineinsprengte –«, der
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