Das scharze Decameron
ereignet hatte und daß Sira Maga Njoro gestorben sei. Da bedeckte er das Gesicht mit den Händen und weinte, weinte vor sich hin, einen Tag lang, bis er in derselben Stellung einschlief. Als er erwachte, bestieg er mit seinen fünfunddreißig Helden die Pferde und ritt von dannen. Kein Mensch hat je erfahren, wo er hingeritten ist. Wenn es donnert, sagt aber das Volk: »Hört ihr, das ist Polor, der im Busche Krieg führt.«
Goroba-Dike
Sahel
Aus der Familie des Königs Ardo, welche fünfhundert Jahre über Massina herrschte, ging auch Goroba-Dike hervor. Er war aber ein jüngerer Bruder, somit fiel für ihn keine Herrschaft ab und er irrte unzufrieden und schlechter Laune im Lande der Bammana umher und ließ diese seine schlechten Schicksale und Bitternis gründlich fühlen. Goroba-Dike wurde zu einem rohen, grausamen, gewalttätigen Mann. Wenn er abends in einem Bammanadorf abstieg, ließ er ein kleines Kind schlachten und stampfen, im Mörser Wasser darauf gießen und das seinem Pferd als Futter vorsetzen. Wenn er vor eine Schmiede kam, so mußte der Schmied ihm Messer und Lanzen schmieden, ohne dabei aber Feuer und Blasebalg anzurühren. Traf er auf einen Lederarbeiter, so verlangte er von ihm, daß er den Schädel eines Nilpferdes mit Leder benähe und solche Sachen mehr, so daß die Bammanastämme vor seiner Wildheit große Furcht hatten.
In ihrer Not wandten sich die Bammana einmal an den Mabo Alal. Das war der kluge Spielmann Goroba-Dikes. Sie brachten ihm eine große Mulle mit Gold zum Geschenk und sagten zu ihm: »Du bist der einzige, der auf den Willen Goroba-Dikes Einfluß hat. Wir bringen dir dies Geschenk, damit du ihm sagst, daß er auf diese Art das Land nur zerstört, daß er oder wir aber damit gar nichts gewinnen können. Suche doch seinen Sinn zu ändern!« Der Mabo Alal sagte: »Es ist gut, ich werde sehen, was ich in der Sache tun kann.« Er nahm die Mulle mit Gold an, und er war wirklich der einzige, von dem Goroba- Dike sich etwas sagen ließ. Nach einigen Tagen sagte er zu Goroba-Dike: »Höre, diese Bammana haben dir eigentlich nichts Übles getan. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich einmal etwas gegen meine Landsleute, die Pulo, wenden, die dir ein Königreich schuldig sind.«
Goroba-Dike sagte: »Du hast recht. Welche Stadt soll ich denn einmal aufsuchen?« Der Mabo Alal sagte: »Wie wäre es, wenn du einmal nach Sariam reistest, in welchem Orte Hamadi Ardo König ist?« Goroba-Dike sagte: »Gut, das können wir machen. Reiten wir dahin.«
Die beiden kamen in die Nähe Sariams. In einem Landgehöft der Umgebung machten sie bei einem Dimadio Halt und stiegen ab. Goroba-Dike sagte zu seinem Mabo: »Bleibe du zunächst hier. Ich will mir die Stadt einmal allein ansehen.« Dabei legte er seine guten Kleider ab, ließ sich von dem Dimadio das älteste und schlechteste Zeug eines Arbeiters geben, legte es an und wanderte in einem gar schäbigen Zustand in die Ortschaft. Bei einem Schmied sprach er zunächst vor und sagte: »Ich bin ein Pulo, dem es augenblicklich sehr schlecht geht. Wenn du mir ein wenig zu essen geben willst, bin ich bereit, dir tüchtig bei der Arbeit zu helfen.« Der Schmied sagte: »Das einzige, wozu ich dich eigentlich recht gebrauchen könnte, wäre, daß du mir den Blasebalg stößt.« Goroba-Dike sagte: »Das will ich gerne tun.« Er stellte sich an. Er arbeitete ordentlich.
Während der Arbeit fragte er den Schmied: »Wem gehört denn diese Stadt eigentlich?« Der Schmied sagte: »Die Stadt gehört dem Hamadi, der ein Ardosproß ist.« Goroba-Dike fragte: »Also dem Hamadi Ardo! Hat er denn ein paar Pferde?« Der Schmied sagte: »Ach, der hat eine Unzahl Pferde, überhaupt reich ist der! Die Stadt und er sind reich, sehr reich. Er hat alles, was er braucht. Er hat auch drei Töchter, und zwei von den Töchtern haben ordentliche, tapfere Fulbe zu Männern.« Goroba-Dike sagte: »Und die dritte Tochter ist wohl noch ein Kind?« Der Schmied sagte: »Nein, ein Kind ist sie nicht, eher könnte sie schon mehrere Kinder haben. Aber die Kode Ardo ist das stolzeste Fulbemädchen Massinas. Sie trägt einen silbernen Ring auf dem kleinen Finger und will nur den heiraten, auf dessen kleinen Finger dieser Ring auch paßt. Denn sie sagt, ein echter Fulbe muß ganz feine Glieder und zarte Finger haben. Sonst ist er kein echter Fulbe.«
Am anderen Morgen versammelten sich wie an jedem Tage alle vornehmen jungen Fulbe vor dem Hause Hamadi Ardos, lagen und standen
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