Das scharze Decameron
Zweite sagte: »Als ich die Pferde erbeutet hatte – «, der Dritte sagte: »Ja, ihr seid nicht wie der Mann der Kode Ardo. Ihr seid noch wahre Helden!« Die beiden anderen Schwiegersöhne mußten wieder erzählen, wie sie im harten Kampf ihre Ohren verloren hatten. Goroba- Dike saß aber daneben und hörte alles, und in der Tasche hatte er die beiden Ohren und ließ sie immer durch die Finger gleiten. Als es Nacht war, ging er in sein Haus. Kode Ardo sagte zu ihm: »Du schläfst nicht mehr neben mir. Du kannst auf der anderen Seite schlafen.«
Am anderen Tage griffen die Burdam die Stadt in großen Mengen an. Als sie am Horizont auftauchten, versammelten sich alle kriegstüchtigen Männer. Goroba-Dike schwang sich aber auf seinen Esel und jagte von dannen. Die Leute schrien: »Da flieht Goroba-Dike. Da flieht Goroba-Dike.« Kode Ardo brach in Tränen aus. Sie weinte und sagte: »Vater, Vater, welches Unglück hast du mir aufgeladen.« Goroba-Dike ritt in das Dimadiogehöft, in dem er seine Kleider, Waffen, sein Pferd und seinen Mabo zurückgelassen hatte. In dem Dorf sprang er mit großer Hast vom Esel und sagte zu seinem Mabo: »Schnell, schnell, rüste mein Pferd, reich meine Waffen! Denn heute ist eine ganz große Sache! Die Burdam greifen die Stadt in gewaltigen Scharen an und niemand ist da zur Verteidigung.« Der Mabo Alal fragte: »Darf ich mitreiten?« Goroba-Dike sagte: »Heute noch nicht.« Er zog seine anderen Kleider an, ergriff seine Waffen, sprang auf sein Pferd und jagte von dannen. Die Burdam hatten inzwischen die Stadt Sariam angegriffen und umzingelt. Dann waren sie aber auch schon in die Stadt eingedrungen, und ein Teil rückte gegen den Kraal des Königs vor. Goroba-Dike, der von außen kam, durchbrach ihre Reihen. Er warf die Burdam nach rechts und links aus den Sätteln, sprengte über sie hinweg und langte gerade in einem entscheidenden Augenblick im Gehöft seines Schwiegervaters an. Soeben griffen die Burdam nämlich nach Kode Ardo und wollten sie fortführen. Als Kode Ardo den tapferen Fulbe ankommen sah, rief sie: »Mein großer Bruder, komm und hilf mir, denn die Burdam wollen mich fortschleppen und mein Mann ist feige geflohen.« Gordoba-Dike schlug mit dem Speer einen Burdam beiseite. Ein Zweiter hieb ihm selbst eine klaffende Wunde, aber dann stach Goroba-Dike ihn nieder. Die anderen flohen. Kode Ardo sah, daß Goroba-Dike eine schwere Wunde hatte. Sie rief: »Oh, mein großer Bruder, du hast mich gerettet, aber du bist verwundet.« Sie riß schnell die Hälfte ihrer Kleider herab und wand sie als Verband um das blutende Bein Goroba-Dikes. Dann sprengte Goroba-Dike von dannen, jagte in die größte Menge der Burdam hinein und drängte sie nach allen Seiten auseinander. Er stach hier einen Mann nieder und schlug da einen zu Boden, so daß sich der Burdam ein großer Schrecken bemächtigte. Sie drängten aus der Stadt und jagten in wilder Flucht von dannen. Die Fulbe verfolgten sie.
Goroba-Dike aber ritt seitwärts in das Gehöft des Dimadio, in dem sein Mabo Alal war. Dort stieg er vom Pferde, legte Kleider und Waffen ab, hüllte sich in seine Lumpen und kehrte auf seinem Esel in die Stadt zurück. Als er an dem Schmied vorüberkam, bei dem er zuerst aufgenommen war, schrie der: »Sieh diesen elenden Bastard, diesen Straßenhund, diesen Feigling! Mach, daß du schnell an meinem Hause vorüberkommst.« Die Frau des Schmiedes sagte: »Laß das Gerede, denn dies ist ein Fulbe, und nie soll man einen Fulbe schimpflich anreden!« Der Schmied aber rief: »Laß mich, Weib! Laß mich reden, Weib! Über diesen elenden Schurken, der fortgelaufen ist, als es uns am bittersten nötig war, Männer zu haben, kann ich nicht anders als schelten!« Goroba-Dike sagte: »Was willst du, seit ich hier ankam, sagte ich nichts anderes, als daß ich Kind armer Eltern sei.«
Dann gab er dem Esel Schläge, so daß er in Sätzen auf den großen Platz sprengte. Da waren viele Fulbe um den König Hamadi Ardo versammelt und sprachen von den Ereignissen des Tages. Auch Kode Ardo stand da. Als Goroba-Dike so angesprengt kam, begann sie zu weinen und sagte: »Mein Vater, weshalb hast du mir ein so elendes Schicksal aufgebürdet, wo es doch so tapfere und mutige Männer unter den Fulbe gibt.« Goroba-Dike sagte: »Schon am ersten Tage, da ich dich heiratete, sagte ich dir, daß ich das Kind armer Eltern sei, und ich habe es vor deinem Vater gesagt, daß ich von Pferden und vom Kriegsbrauch nichts wisse.« Kode Ardo
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