Das scharze Decameron
das Essen wieder mit herab, gab es der Mutter Badjus und sagte: »Badju und Gimmile sind krank. Sie wollen nichts essen.« Badjus Mutter nahm darauf die Schüsseln und stieg auf den Turm. Sie sagte zu Badju: »Mein Badju, was fehlt dir?« Badju sagte: »Gimmile ging auf die Erde hinab und kam dann mit Kopfschmerzen zurück. Du weißt, daß keiner von uns beiden etwas haben kann ohne den anderen! Nun habe ich auch Kopfschmerzen.« Die Mutter sagte: »So iß doch.« Badju sagte: »Ich kann nicht. Ich habe Kopfschmerzen. Gimmile ißt nicht. Da kann ich auch nicht essen.« Die Mutter Badjus ging.
Als die Mutter Badjus gegangen war, wandte sich Badju an Gimmile und sagte: »Mein Gimmile, wir sind in der gleichen Stunde geboren. Wir haben das Leben bisher auf diesem Turme verbracht. Nie sah einer etwas ohne den anderen. Weshalb willst du mir heute nicht sagen, was du hast!« Gimmile sagte: »Ich will es dir sagen, mein Badju. Als ich in den Hof herabkam, sah ich eine schöne junge Frau. Ich habe diese Frau sogleich über alles lieb gewonnen, aber ich kann sie nicht gewinnen, denn die junge Frau ist eine Frau des Königs, deines Vaters!« Badju sagte: »Weiter ist es nichts? Das werde ich bald geregelt haben. Weiter ist es nichts?« Gimmile sagte: »Nein, weiter ist es nichts.« Badju sagte: »So binde das Stirntuch ab!«
Auch Badju stieg vom Turm in den Hof. Badju suchte die kleine junge Frau seines Vaters, des Königs, und sagte zu ihr: »Gestern kam mein Freund Gimmile vom Turm herab auf die Erde. Er hat dich gesehen und hat sich in dich verliebt. Gimmile weiß, daß du die kleine Frau meines Vaters, des Königs, bist. Aber Gimmile wird sterben, wenn er dich nicht erwerben kann. Tu ihm das nicht an.« Die junge Frau sagte: »Ich kann mir das wohl denken, denn ich sah ihn gestern auch zum ersten Male und habe ihn auch liebgewonnen. Ich sehe dich ja auch heute zum ersten Male. Sage Gimmile, er solle zu mir kommen, aber nicht am Tage, sondern nachts. Und er solle nicht kommen vor Mitternacht. Er solle auf die Felldecke sehen, die vor meinem Hause ist. Wenn auf der Decke zwei Kolanüsse liegen, soll er nicht hereinkommen, denn dann ist der König bei mir und ich bin also nicht allein. Dann soll er wieder fortgehen. Wenn er aber nur eine Kolamuß auf der Decke findet, soll er getrost hereinkommen. Dann bin ich allein und erwarte ihn.« Badju sagte: »Es ist gut.«
Badju ging auf den Turm zurück und sagte das alles Gimmile. Gimmile sagte: »Ich danke dir.« Als es Mitternacht vorbei war, ging Gimmile herab und suchte das Haus der jungen Frau auf. Er fand auf der Felldecke vor der Tür nur eine Kola. Er ging hinein. – Nun wanderte er alle Tage vom Turm herab. Fand er nur eine Kolanuß auf der Felldecke vor der Tür, so ging er hinein, und fand er zwei Kolanüsse auf der Felldecke vor der Tür, so kehrte er auf seinen Turm zurück.
Eines Tages hatte die junge Frau wieder zwei Kolanüsse auf die Felldecke vor dem Hause gelegt. Der König war bei ihr. Es entstand aber ein Wind, und der rollte eine der beiden Nüsse zur Seite. Nach einiger Zeit kam Gimmile und sah auf die Felldecke. Er fand nur eine Kolanuß. Er trat in das Haus ein. Er ging auf das Lager der Frau zu. Er strich mit der Hand über das Lager. Aber eine starke Männerhand packte nach seiner Hand. Es war die Hand des Königs. Die Hand des Königs griff nach dem Ring, der auf dem kleinen Finger Gimmiles steckte. Gimmile zog die Hand schnell fort. Der Ring blieb in der Hand des Königs. Gimmile entfloh aus dem Hause auf den Turm. Auf dem Turm erzählte er alles Badju. Badju sagte: »Laß nur, ich werde das in Ordnung bringen.«
Am anderen Morgen, in aller Frühe, ging Badju zum Aufseher der Urussu und fragte: »Wo ist hier in der Nähe eine Löwin mit Jungen?« Der Urussuaufseher sagte: »Ich weiß es nicht, aber ich will den Hirten fragen. Der muß es wissen.« Der Hirt ward gerufen. Badju fragte: »Weißt du, wo in der Nähe eine Löwin mit Jungen ist?« Der Hirt sagte: »Ja, das weiß ich.« Badju sagte: »So führe mich hin.« Der Hirt führte Badju dorthin. Er sagte: »In diesem Buschwerk ist die Löwin mit ihren Jungen.« Badju ging in den Busch hinein. Die alte Löwin war fort, nur die Jungen waren da. Es waren vier Junge. Badju nahm sie. Er gab zwei Junge dem Hirten zu tragen. Zwei Junge trug er selbst. Dann machte er sich auf den Weg und brachte sie in seinen Turm.
Der König Anko ließ am Tage, nachdem er Gimmile nachts im Hause seiner Frau den
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