Das scharze Decameron
Fingerring abgezogen hatte, die öffentliche Trommel schlagen und verkünden, daß sich alle Männer seiner Stadt und der Ortschaften bei ihm zu versammeln hätten. Sie kamen alle zusammen. Als alle Männer gekommen waren, zog er den Fingerring hervor, den er nachts von Gimmiles Hand abgestreift hatte, und suchte den Mann, auf dessen kleinen Finger der Ring paßte. Er suchte den Ring dem ersten Manne aufzuschieben, er kam aber nicht über den Nagel. Er versuchte es beim zweiten. Es ging nicht viel besser. Er versuchte es bei einem nach dem anderen. Es gelang ihm bei keinem. Der König sagte selbst: »Es kann keiner dieser Leute gewesen sein.«
Darauf ging der König in sein Haus und dachte nach. Er hatte nun alle seine Leute kommen lassen. Der Ring hatte auf keine Hand gepaßt. Da fiel ihm ein: »Ich habe ja noch meine beiden Burschen oben im Turm.« Er rief eine Frau und sagte: »Rufe mir doch Badju und Gimmile.« Die Frau ging und brachte Badju und Gimmile herein. Der König nahm den Fingerring und setzte ihn Gimmile auf den kleinen Finger. Er paßte. Der König fragte: »Ist dies dein Ring?« Gimmile sagte: »Gewiß ist das mein Ring.« Der König fragte: »Warst du in dieser Nacht bei mir, als ich bei meiner Frau war?« Gimmile sagte: »Ja, ich war in dieser Nacht bei dir, als du bei deiner Frau warst. Da hast du mir den Ring genommen.«
Badju sagte: »Darf ich dir erzählen, mein Vater, wie dies kam?« Der König sagte: »Sprich!« Badju sagte: »In der vorigen Nacht stritten wir uns darum, wer von uns beiden den Mut habe, etwas Ordentliches zu wagen. Ich sagte: ›Es ist das Gefährlichste, die Jungen der Löwin aus dem Busch zu holen.‹ Gimmile sagte: ›Es ist gefährlicher, den König nachts zu besuchen, wenn er bei seiner Frau liegt.‹ – Wir stritten nur deswegen, was gefährlicher sei, und beschlossen, daß jeder seine Sache ausführen solle. Somit war Gimmile gestern nacht bei dir, als du bei deiner Frau warst, und ich war heute morgen im Busch, um die Löwin zu besuchen.« Der König sagte: »Den Ring Gimmiles habe ich hier. Und hast du nun die jungen Löwen geholt?« Badju sagte: »Sie sind oben auf dem Turm.« Der König sagte zu seinen Leuten: »Geht auf den Turm und holt die jungen Löwen.« Die Leute gingen und brachten sie. Der König betrachtete sie und war sehr zufrieden. Er gab jedem der beiden Freunde eine junge Frau. Seitdem sind die Habbe mit ihren Spielleuten ausgezeichnete Freunde. Es sind große Freundschaften. Aber wenn Spielleute die Habbe besuchen, gehen sie nicht mehr in das Haus, sondern sie warten vor der Tür.
Ahun sticht den König aus
Yoruba
Eine Frau hieß Betjubetje. Sie war sehr schön. Der Osi (König) sandte zu ihr und ließ ihr sagen: »Schlafe mit mir!« Betjubetje ließ ihm sagen: »Ich will nicht mit dir schlafen.« Der Osi sandte viermal zu der Frau und ließ ihr sagen: »Schlafe mit mir!« Betjubetje antwortete immer: »Ich will nicht mit dir schlafen!« Ahun hörte das. Er sagte zum Osi: »Du bist nun Osi und kannst nicht erreichen, daß Betjubetje bei dir schläft. Ich bin nur Ahun und doch braucht es nur eine einzige Rücksprache und sie nimmt mich mit zu sich.« Der Osi sagte: »Das müßte ich erst noch sehen!«
Ahun begab sich in den Busch. Er schlug dort eine Schlange tot. Mit der toten Schlange ging er an den Weg, der zu seiner Farm führte. Dort legte er die Schlange quer über den Weg. Nach einiger Zeit kam Betjubetje, die auf ihre Farm gehen wollte. Sie gewahrte die Schlange. Sie sah Ahun, der auf seiner Farm arbeitete, und rief: »Ahun! Komm! Schlage die Schlange tot, die hier im Wege liegt!« Ahun kam herbei, schlug auf die Schlange, richtete es aber so ein, daß er sich dabei auch in den Fuß schlug. Ahun rief: »Oh, das kommt davon! Ich schlage für dich, Betjubetje, eine Schlange tot und verwunde mich! Oh, wer hilft mir nun!« Betjubetje sagte: »Komm, ich will dich auf meinen Rücken nehmen und heimtragen. Wo soll ich dich hintragen?« Ahun sagte: »Trag mich in dein Haus!« Betjubetje trug Ahun heim.
Als Betjubetje mit Ahun in ihrem Hause angekommen war, sagte sie: »Wo soll ich dich nun hinlegen?« Ahun sagte: »Laß mich die Nacht mit auf deinem Bett schlafen.« Betjubetje legte ihn also auf ihr Bett. Abends legte sie sich daneben auf die andere Seite. Nachts nahm nun Ahun ein Stück Rotholzfarbe heraus und malte, als Betjubetje schlief, ihr ein Kreuz auf den Unterleib.
Am andern Tage ging Ahun zum König und sagte: »Sagtest du nicht
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