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Das Schattenkind

Das Schattenkind

Titel: Das Schattenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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uns."
    Resignierend ging der Junge mit ihr mit. Sie eilte mit ihm zum See zurück. Es kam ihr vor, als würden sie von allen Seiten beobachtet.
    Sie hatten gerade den Pfad erreicht, der in den Park zurückführte, als ein Schuß aufbellte. Instinktiv stieß Laura den kleinen Jungen zu Boden und warf sich über ihn.
    David schrie vor Schmerz und Entsetzen auf.
    "Wir müssen zu dem Brombeergebüsch", raunte ihm Laura zu. "Wein nicht, Lovely, es wird alles wieder gut." Sie schob ihn ein Stückchen in Richtung des Gebüschs. "Beeil dich!"
    David robbte zu dem Gebüsch. Erneut bellte ein Schuß auf. Das Geschoß schlug zwei Zentimeter von ihm entfernt in den Boden ein. Mit einem hastigen Satz warf sich der Junge zur Seite und verschwand im Buschwerk.
    Laura hatte ebenfalls das Gebüsch erreicht. Sie drückte das zitter n de Kind an sich. "Leise", flüsterte sie fast lautlos. "Wir müssen von hier fort." Verzweifelt blickte sie sich um.
    "Manuel!" David wies nach rechts. "Er winkt uns."
    Ohne lange darüber nachzudenken, ergriff Laura Davids Hand und rannte mit ihm in die angegebene Richtung. Unter ihren Füßen knac k ten Zweige, doch darauf konnten sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sie mußten so schnell wie möglich den Wald verlassen.
    Plötzlich hörte Laura schwere Schritte. "Bleib stehen", befahl sie. "Ganz leise." Sie zog David hinter eine dicke Eiche. Das zitternde Kind an sich gepreßt, lauschte sie mit angehaltenem Atem.
    Die Schritte entfernten sich in eine andere Richtung.
    "Er ist fort", flüsterte David. "Laufen wir nach Ha u se."
    "Nein, wir warten noch", bestimmte die junge Frau.
    David nickte. Er lehnte sich an sie. "War das ein Jäger?" wollte er wissen.
    Laura nickte. "Sicher wollte uns der Mann nichts tun. Er wird uns für Wild gehalten haben", log sie. Für sie stand einwandfrei fest, daß man erneut versucht hatte, David zu ermorden. Und nicht nur David. Vermutlich auch sie.
    Zehn endlose Minuten vergingen. Erst als sich Laura völlig sicher war, daß sich in ihrer Nähe niemand aufhielt, schlich sie mit ihrem Sohn im Schutz der Bäume zum Waldrand. Der Weg wollte kein Ende nehmen. Nie zuvor war sie so erleichtert gewesen, Thorburn Hall vor sich auftauchen zu sehen, wie an diesem Tag.
    Als sie Hand in Hand durch den Park gingen, hatte sich David b e reits wieder beruhigt. "Man hat auf uns geschossen, Burton", erzählte er, kaum, daß sie die Halle betreten hatten. "Zweimal." Er hielt die linke Hand hoch.
    "David, lauf schon immer nach oben", bat Laura. "Ist Mister Tho r burn im Haus, Burton?" wandte sie sich an den entsetzten Mann.
    "Hat man wirklich auf Sie geschossen, Miß Newman?" fragte J a mes Burton, als der Junge außer Hö r weite war.
    "Ja." Die junge Frau nickte. "Ich nehme an, daß man uns mit Wild verwechselt hat", fügte sie hinzu.
    "Dann kann es aber nur ein Wilderer gewesen sein", meinte der alte Herr betroffen. "Mister Thorburn ist vor eineinhalb Stunden zum Gut gefahren. Vermutlich wird er bis zum Lunch zurück sein."
    "Dann sagen Sie ihm bitte, daß ich ihn dringend sprechen muß, Burton", bat Laura. Sie überlegte, ob sie Davids angeblicher Mutter von den Schüssen erzählen sollte. Vermutlich blieb ihr nichts anderes übrig, aber als sie den Butler fragte, wo sie Lady Ireen finden konnte, sagte er ihr, daß sie weggefahren war.
    Laura ging zu ihrem Zimmer hinauf und machte sich etwas frisch. Als sie einen Blick in den Spiegel warf, bemerkte sie, daß ihr Gesicht fast so weiß wie die Wand war.
    Wenn das so weitergeht, wird geisterhafte Blässe deine natürliche Gesichtsfarbe, dachte sie sarkastisch und schnitt ihrem Spiegelbild eine etwas gequält wi r kende Grimasse.
    Kurz vor dem Lunch kehrte Davids Onkel nach Thorburn Hall z u rück. Nachdem ihm der Butler gesagt hatte, was vorgefallen war, bat er Laura in sein Arbeit s zimmer.
    "Natürlich hätte ich auch hinaufkommen können, Miß Newman", meinte er, als sie die Tür hinter sich schloß. "Aber ich wollte nicht in Davids Gegenwart mit Ihnen sprechen." Er bot ihr Platz an. "Wie war das mit den Schüssen?" Er lehnte sich gegen den Schreibtisch.
    Die junge Frau erzählte es ihm. Während der letzten beiden Stu n den hatte sie immer wieder darüber nachgedacht. Ob Jonathan Tho r burn wirklich auf dem Gut gewesen war? Wie sollte sie es nachprüfen, ohne Verdacht zu erregen? Und was war mit Lady Ireen? Gab es für sie vielleicht doch einen guten Grund, sich Davids zu entl e digen?
    "Erst der Taucher, jetzt diese Schüsse", bemerkte

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