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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Lächeln zu, das mich erschauern ließ. Die alte Schlange hätte kaum breiter grinsen können. «Du bist heute aber mächtig schnell. Zu schade, dass diese Verbrecherin und du nicht wirklich die Plätze getauscht habt, denn sie hätte es nie mit mir aufnehmen können.»
    Evelina heulte, und das Gebrüll zerrte an mir. Ich sprach nur weiter, um den Lärm zu übertönen.
    «Es war also gar nicht ihre Schuld, dass Sir Geoffrey der Schlag traf?»
    «Ihre Schuld?», spottete er. «Ich habe Sir Geoffrey zur Hochzeit eine Flasche von seinem liebsten Whisky nach London geschickt. In den Schnaps war ordentlich Fingerhut gemischt. Er schien ihn nie zu trinken. Aber als er es schließlich tat, hätte es kaum besser passen können, denn es geschah an dem Tag, als Carinna und er sich im Streit trennten. Nur schade, dass er überlebt hat.»
    Ich betete, endlich Mr. Loveday draußen zu hören, während ich krampfhaft nach neuen Fragen suchte. «Aber bestimmt wird man Euch erwischen?»
    «Erwischen? Dafür müssen sie mich erst finden. Und bis dahin werden sie wissen, dass Carinna das Geld gestohlen hat. Ich schicke die perfekten Kontobücher nach Mawton, die beweisen, wofür sie jeden einzelnen Penny ausgegeben hat. Außerdem befinden sich Briefe im Besitz meines Bruders Ozias, die davon berichten, wie ich alles in meiner Macht Stehende getan habe, um sie aufzuhalten. Papier und Tinte sind meine Zeugen.»
    «Ich meinte auch den Mord an ihr.»
    Er verzog den Mund, als hätte ich einen schlechten Scherz gemacht. «Meine liebe Biddy. Carinna ist nicht tot. Sie wurde erst heute wieder im Dorf gesehen. Selbst der Conte wird bestätigen, dass dieser geschwollene Berg vor uns nicht Carinna war. Es hilft natürlich, dass sie ein leichtfertiges Ding war. Niemand wird sich daheim über sie wundern, wenn sie mit einem mysteriösen Liebhaber wegläuft und man sie nie wiedersieht.»
    «Das verstehe ich nicht. Wessen Beerdigung ist denn morgen?»
    Plötzlich war die Luft im Raum eisig. Meine Finger krallten sich in die glatte Wand hinter mir.
    «Die Beerdigung? Wir begraben natürlich die arme, unglückselige Dienerin. Sie kam aus Mawton mit und hatte einen Bastard im Bauch. Und glaubte, sie sei so viel klüger als ich.» Sein Blick aus blutunterlaufenen Augen fixierte mich, aber ich sah nur, wie er seinen schweren Arm hob. «Obedience Leigh.»
    Mir blieb keine Zeit zum Nachdenken. Ich entwischte unter seinem erhobenen Arm hindurch und rannte zur Treppe. Er griff nach meinem Rock und konnte mich kurz festhalten, aber ich zog und zerrte und konnte mich befreien. Ich rannte zur Treppe und konnte schon die erste Stufe sehen. Als ich sie erreichte, dröhnten seine Schritte hinter mir. Eine Hand krallte sich in meine Haare, aber ich wand mich aus reinem Griff und spürte, wie die Haarnadeln sich lösten, als meine Haube vom Kopf flog. Dann klapperte ich die Stufen so schnell wie möglich nach unten. Ich hörte ihn direkt hinter mir schnaufen. Evelinas Brüllen wurde lauter, und jede Nervenfaser meines Körpers wollte nur noch diesen Säugling ergreifen und ohne Ziel einfach weglaufen. Dann packte seine große Hand von hinten meinen Ärmel. Ich schüttelte ihn ab. Evelina schrie, und ich sagte mir, ich werde es bestimmt schaffen, sie zu retten.
    Mit einem Mal wurden meine offenen Haare nach hinten gerissen, und mein Kopf fuhr herum. Ich stolperte und verlor den Boden unter den Füßen. Für eine gefühlte Ewigkeit schwebte ich über dem Treppenabsatz, dann bekam ich von hinten einen heftigen Stoß in die Nierengegend und stürzte Stufe für Stufe hinunter. Am unteren Ende der Treppe versuchte ich, mit ausgestreckten Armen den Sturz abzufangen. Trotzdem prallte ich mit dem Kopf hart auf den Steinboden auf. Danach wusste ich nichts mehr.

XXXIV
    I n Livorno war Markttag, und die lauten Marktweiber drängten sich um Loveday. Ihre schreienden Kinder starrten ihn an und zeigten auf sein fremdes Gesicht. Im Haus des Captains hatte er in einem verdreckten Dienstbotenquartier gewartet, während Jesmire sich mit dem Herrn traf. Er hatte in der diesigen Hitze gedöst und den Stimmen der Waschweiber gelauscht, die immer wieder laut wurden, wenn sie ihre heulende Brut zurechtwiesen. Dann hatte jemand einen Fensterladen geöffnet, und fast hundert Schritt entfernt konnte er das türkisfarbene Meer und einen Hafen sehen, in dem sich die Segelschiffe mit ihren hohen Masten drängten. Er fragte die anderen Diener, wohin die Schiffe segelten, aber ihre Worte waren

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