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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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stotterte: «Und wieso habt Ihr nicht wie vereinbart geteilt?»
    Verächtlich zeigte er auf meine Herrin. «Weil diese Hündin nicht Wort gehalten hat. Sobald sie Sir Geoffrey geheiratet hatte, trieb sie ihr eigenes Spiel. Die schwarze Hexe wollte auf einmal verreisen und drohte damit, das ganze Geld mitzunehmen und mir nichts zu lassen. Meinte, wenn ich nicht mitspielte, würde sie mich ruinieren und den Schuldbrief nach Irland schicken, den wir gemeinsam aufgesetzt hatten. Darauf hatte nämlich ich Sir Geoffreys Unterschrift gefälscht. Mich ruinieren! Diese Dirne machte so viele Probleme und zwang mich, ihr nachzueilen und sie bei Laune zu halten. Und was das Geldausgeben angeht, das hat sie nur getan, um mich wütend zu machen, wusstest du das? Eines Tages hat sie mir in Dover am Strand erklärt, sie werde meinen Anteil doppelt und dreifach in Paris verprassen. Erstaunlich, dass ich sie nicht früher zur Strecke gebracht habe.»
    Am Strand von Dover. Ich erinnerte mich an zwei Gestalten: einen Mann im Paletot, der mit geballten Fäusten rasch von dannen geeilt war.
    «Und sie hat den Edelstein immer bei sich behalten. Seit Lady Maria mir den Juwel damals zeigte, als ich nach Yorkshire ritt, um sie abzuholen, hatte ich eine Schwäche dafür. Also gib ihn mir jetzt, Mädel.»
    Lieber Gott, nicht den Edelstein. Ich musste ihn dazu bringen, weiter mit seinen Taten zu prahlen.
    «Und wer ist der Vater von Carinnas Kind?»
    «Weiß der Teufel, mit welchem widerlichen Lüstling sie das Lager geteilt hat. Es kann nicht Sir Geoffreys sein, das ist klar.»
    «Das wisst Ihr natürlich», konterte ich. «Er war halbtot von der Syphilis.»
    «Möge seine Seele auf ewig verdammt sein. Er war stark genug und lebte wie eine verfaulende Leiche weiter, während die Syphilis jedes Kind ermordete, das Lady Maria empfing. Und schließlich brachte sie das um. Der Schanker griff ihr Herz an. Sie quälte sich elendig bis zum Schluss.» Sein Blick ging in weite Ferne, und Pars legte die Hand auf seine Brust. «Sie versteckte den Schmerz unter der Rose von Mawton.»
    Ich musste ihn unbedingt von dem Edelstein ablenken. «Ihr ließt zu, dass Lady Carinna ihn heiratet. Obwohl Ihr wusstet, dass es für sie den langsamen Tod bedeutet, wenn er die Ehe vollzieht?»
    «Das hatte sie verdient. Niemand konnte Maria ersetzen.» Dann besann er sich. «Los, wo ist der Edelstein?»
    Ich blickte ihn ausdruckslos an. «Ich weiß es nicht.»
    Er kam auf mich zu. Schweren Schritts ging er durch das Zimmer; ich wich bis zur Wand zurück und machte mich klein wie ein gescholtener Hund. Wenige Zentimeter vor mir blieb er keuchend stehen. Ich konnte seinen sauren Atem riechen.
    «Biddy», sagte er und neigte den Kopf zur Seite, als sorgte er sich ehrlich um mich. «Manchmal habe ich mir wirklich Sorgen um dich gemacht. Carinna hat dir Flausen in den Kopf gesetzt, die dich ruiniert haben. Und die Aufmerksamkeit dieses stutzerhaften Conte ist dir zu Kopf gestiegen.» Er schürzte die schmalen Lippen. Auf seinen Wangen flammten die Äderchen auf wie ein purpurnes Brandmal. «Vergiss nicht, du bist nur eine Küchendirne.»
    Ich öffnete den Mund, doch keine Worte konnten mir jetzt helfen. Also maß ich ihn mit Blicken. Humphrey Pars war doppelt so schwer wie ich, weshalb ich für ihn keine Gegnerin war. Wir starrten einander an, und in seinen Augen sah ich etwas Grobschlächtiges und Brutales, das er sonst sorgfältig verbarg.
    «Diese Narren haben dich verdorben, Biddy. Und wenn du deine alten Freunde nicht unterstützt, wenn du die Verräterin spielen willst …» Er sprach sehr langsam mit einem Singsang, dabei ließ er mich nicht aus den Augen und rieb die Finger nervös aneinander.
    «Mr. Pars», sagte ich. Meine Stimme klang wie das Wimmern eines Bettlers. «Ihr könnt mir vertrauen, Sir. Ihr könnt immer …»
    In dem Moment drang aus der Ferne ein Laut an meine Ohren. Zuerst konnte nur ich es hören. Evelina war aufgewacht und ließ es die Welt wissen.
    Er funkelte mich wütend an. «Was ist das? Ich habe dir doch gesagt, du sollst es loswerden.»
    Das anhaltende Brüllen des Babys war im ganzen Haus zu hören.
    «Dieses verdammte Balg! Ich werde ihm den Hals abdrücken …»
    «Das werdet Ihr nicht!»
    «Ich habe dich nur um zwei Dinge gebeten. Du solltest das Kind loswerden und mir den Juwel aushändigen.»
    Dann fragte ich, was mir schon den ganzen Tag im Kopf herumging. «Und wenn ich das mache – was dann?»
    Er warf mir sein hasserfülltes

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