Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
Sir.» Er bedeutete Biddy, sie solle das Geschirr weiter zusammenräumen.
«Und wen haben wir denn hier?»
Biddy schaute überrascht auf. «Meint Ihr mich, Sir?»
Mr. Kitt stand wie festgewachsen in der offenen Tür. «Ja, dich.»
«Biddy Leigh, Sir. Küchenhilfe aus Mawton Hall. Bin mit meiner Herrin Lady Carinna hier, wenn Ihr erlaubt.» Sie wirkte verunsichert und machte einen ungeschickten Knicks.
«Loveday.» Mr. Kitt musste schon wieder gähnen. «Lauf doch mal runter und hol mir Kaffee.»
«Ich helfe dir», zischelte Biddy und wollte ihm gerade folgen.
Aber als sie die Tür erreichte, ließ der junge Gentleman nur Loveday passieren und hielt Biddy mit ausgestrecktem Arm ab, ihm zu folgen.
Loveday rannte nach unten zum Gelass des Butlers, wo er rasch lauwarmes Wasser über einen Löffel Kaffeepulver kippte. Er war schrecklich in Sorge, weil Biddy mit dem Bruder seiner Herrin allein war.
Erst am Vortag hatte er in Lady Carinnas Gemach zu tun gehabt, als sie an Mr. Kitt herumnörgelte. Sie hatte vor dem Spiegel gesessen und sich lauter Zeug aus den Töpfchen und Schachteln, die vor ihr auf dem Toilettentisch standen, ins Gesicht gerieben. Sie war wieder in jener lebhaften, beinahe teuflischen Stimmung gewesen.
«Komm schon, natürlich kannst du neue Freunde finden!», neckte sie Mr. Kitt, der vor dem Feuer faulenzte und einen langen, schwarzen Seidenkimono trug. Er schnipste desinteressiert Krümel in die Flammen.
«Ach, Schwesterchen. Das hab ich dir doch schon erklärt. Ich hab einfach keine Lust.» Loveday fand, dass er wie ein wehleidiges Mädchen klang. «Und es geht nicht nur darum, Freunde zu finden, oder?»
Sie funkelte ihn im Spiegel an. «Versuch es wenigstens mir zuliebe», beharrte sie weniger freundlich. «Es gibt in den Lustgärten haufenweise hübschere Mädchen.»
Loveday schaute vom Polieren auf. Hübscher als wer? Er überlegte, ob sie vielleicht von Biddy redeten, denn in den letzten Wochen meinte er immer, es gehe bei den Gesprächen um Biddy.
Im nächsten Moment fiel Lady Carinnas Blick auf ihn, und er wurde angewiesen, mit Bengo in den Hof zu gehen.
Als er das sich windende Bündel hochhob, fragte er sich, worüber die beiden sich wohl unterhielten, wenn sie allein waren. Dann hatte Bengo die kleinen spitzen Zähne in Lovedays Hand gegraben. Als er die Treppe hinuntergepoltert war, überlegte er, dass der Hund vermutlich an einem Spieß über dem Feuer am besten aufgehoben wäre, wenngleich das Fleisch mächtig sehnig und kaum genießbar sein würde.
Biddy war seine Freundin, und deshalb musste er sie vor Männern wie Mr. Kitt beschützen. Das Tablett mit dem lauwarmen Kaffee klapperte in seinen Händen, als er nach oben ins Speisezimmer hetzte. Schon auf dem Treppenabsatz hörte er gedämpfte Stimmen.
«Braucht Ihr sonst noch was, Sir?», fragte Loveday herausfordernd und schob Mr. Kitt das Tablett unter die Nase.
Mr. Kitt gähnte mit offenem Mund. «Nur mein Bett. Sorge dafür, dass ich bis zum Abendessen nicht gestört werde, mein lieber Freund.»
Loveday beobachtete, wie er die Treppe wieder hochstieg. Feindseligkeit setzte sich in seinem Herzen fest, während er das Kaffeetablett fest umklammert hielt.
Endlich waren sie draußen an der kalten Luft, die nach Ruß und erstem Frost roch.
«Wer war das?», fragte Biddy.
«Das Lady Carinnas Bruder. Mr. Kitt. Was er sagt dir, Miss Biddy?»
Sie schüttelte den Kopf, als wäre das unwichtig. «Er fragte nur nach der Reise. Warum Lady Carinna ausgerechnet mich mitnimmt. Das konnte ich ihm leider auch nicht sagen.»
Loveday vermutete, dass Mr. Kitt sehr viel mehr gesagt hatte. Den ganzen Weg zu The Strand blieb Loveday unglücklich hinter Biddy zurück. Sie schaute sich nach allen Seiten um und ließ sich von den Dingen in den Fenstern bezaubern. Ihre Augen glänzten, so sehr wünschte sie, manches zu besitzen. Verglichen mit dem reichen, hochgestellten Mr. Kitt kam Loveday sich wie ein Taugenichts vor.
«Das ist alt und trocken und schrumpelig», erwiderte er, als Biddy die Früchte der Verkäufer auf dem Markt pries. Er wünschte, er könnte sie mit süßen Mangos, Bananen und Guaven verwöhnen.
«Aber sie sind wunderschön», protestierte Biddy und bewunderte an einem Stand eine aus Orangen gestapelte Pyramide.
Schließlich erreichten sie die ruhige Ecke des Platzes und schlenderten hinter geparkten Sänften und den Gentlemen einher, die angeschlagene Theaterplakate studierten. Sie packte seine
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