Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)
Hand, als sie sich dem Laden näherten.
«Da ist es ja endlich, Mr. Loveday.
The Cocoanut-Tree
.»
Sobald sie das Geschäft des Zuckerbäckers betraten, war sie von den kandierten Früchten fasziniert, die in Girlanden von der Decke hingen. In Glasflaschen funkelte Konfekt. Während Loveday sich mit dem Ladenmädchen unterhielt, strich Biddy langsam an den Regalen entlang und schaute in die Gläser und formte mit dem Mund die Namen auf den Etiketten.
«Sieh doch nur, Mr. Loveday.
Makronen, wie sie in Paris gereicht werden
», seufzte sie und starrte auf einen Berg Plätzchen, die in jeder erdenklichen Farbe von Blau bis Gold schimmerten.
Mit Bedacht wählte Loveday unter den Kräutern, die in Gläsern hinter dem Tresen feilgeboten wurden. Zuerst war da Mr. Pars’ Päckchen mit Huflattich, den er rauchte, um den Druck auf seiner Brust zu mildern. Dann eine Tüte Beinwelltee für den Magen seiner Herrin. Zum Schluss mehrere Schachteln der üblichen Veilchenpastillen.
Biddy stand hinter ihm, während das Mädchen das Paket mit einem Bindfaden verschnürte.
«Entschuldigen Sie, Miss. Stimmt es, dass Sie die Eiscreme verkaufen, die auch der König so gern mag?»
Das Mädchen zuckte mit den Schultern. «Das steht zumindest auf dem Schild, wenn Sie lesen können.»
«Ja, das hab ich schon getan. Ich habe bisher höchstens von Eiscreme gelesen. Ich würde gerne mal davon kosten.»
Als das Mädchen mit einer Probe davon wieder auftauchte, schnupperte Biddy an der kleinen Glasschüssel. Dann leckte sie das Eis behutsam von dem winzigen Löffel. «Also, ich schmecke Orangenblüte.» Sie schien vor Glückseligkeit platzen zu wollen. «Und da ist noch was, etwas Nussiges … Haben Sie Pistazie hinzugegeben?»
Während sie dem Ladenmädchen wohl hundert Fragen stellte, lief Loveday verdrossen auf und ab. Er wollte weiter. Schließlich hatte er sich auf diesen Tag mit Biddy gefreut.
Aber irgendetwas stimmte nicht.
Ein ganz bestimmter Geruch ließ ihn auf einmal mitten in der Bewegung verharren. Die Luft war schwer von gezuckertem Blütensaft, aber er erkannte den moschusartigen Geruch darunter sofort. Auf einem kleinen Silbertisch neben Loveday stand eine Schüssel, und darin lagen ohne jeden Zweifel Klumpen jenes grauen Steins, den man tief im Innern der Wale seiner Heimat fand.
Feinste Ambra, stand auf einem Schild, aber er wusste ja schon, was diese fleckigen Klumpen waren. Der salzig-süße Geruch verursachte ihm Übelkeit. Daheim hatte dieses Aroma zu den glücklichsten Zeiten seines Lebens gehört und erinnerte an das heilige Bootshaus. Doch seither war so viel geschehen. Jener Geruch – er war wie Gift, das in der Luft schwebte. Der rauchige Gestank des Todes.
«Wir gehen jetzt!», rief er barsch. Biddy eilte zu ihm und fragte, was denn mit ihm los sei. Stumm zeigte er auf die Schüssel.
«Oh, frische Ambra. Das ist eine Seltenheit.» Sie senkte den Kopf und schnupperte mit geschlossenen Augen. «Bitte, Mr. Loveday. Nur noch ein paar Minuten.»
«Das ist Grund, warum mein Dorf zerstört», murmelte er und zog an ihrem Arm. «Wir gehen.» Endlich war er draußen an der frischen Luft und atmete tief durch, um den Geruch aus seiner Nase zu vertreiben.
«Komm jetzt», rief er und ignorierte Biddys Enttäuschung. «Dürfen nicht verspäten. Sie uns fragen, wir bestraft.»
XV In der Küche am Devereaux Court
Advent 1772
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
Ein Kessel Wunder
Eine eklige Mischung aus all den Schnäpsen, die in einer Taverne verkauft werden. In einem Gefäß werden die Reste aus allen Flaschen und Gläsern gesammelt.
E ines Nachts hörte ich ein Klirren in der Küche und entzündete eine Kerze, um nachzusehen, was los war. Mr. Kitt war los. Das war ein hübscher junger Kerl. So gutaussehend sogar, dass er mich ordentlich nervös gemacht hatte, als er mich im Speisezimmer ausgefragt hatte. Jetzt kramte er in den vergammelten Körben neben Meeks’ schmierigem Sessel.
«Sir, was wollt Ihr?»
Er blickte überrascht auf.
«Ach, du bist’s, Biddy. Wo bewahrt Meeks denn seinen Schnaps auf?»
Ich öffnete die eisenbeschlagenen Türen des Schranks, in dem Meeks die halbleeren Schnapsflaschen für sein Privatvergnügen aufbewahrte. Der junge Gentleman schaute mich prüfend an, wie er’s schon bei unserer ersten Begegnung gemacht hatte. Himmel, ich wünschte, ich hätte die Zeit gefunden, meine Haare zu kämmen und mehr als nur mein Hemd anzuziehen, das mich kaum anständig verhüllte.
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