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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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ihm müssen, um ihn zu holen.»
    «Ganz bestimmt nicht? Du musst doch deinen eigenen Schlüssel haben.»
    «Den habe ich nicht. Wende dich an Carlo. Ich werde ihm schreiben und dein Kommen ankündigen. Sieh mich nicht so an. Du wirst den Schlüssel abholen müssen oder im Graben schlafen.»
    «Also, ich werde auf jeden Fall nicht länger als unbedingt nötig bei ihm bleiben.»
    Tyrone lachte. «Er ist ein Mann mit ausgesucht guten Manieren. Ich gebe zu, es wird dich große Anstrengung kosten, zu seiner Größe aufzusteigen.»
    «Er ist bestimmt nur noch ein alter, widerlicher Mann.»
    «Dann mach halt, was du mit alten Männern machst», schlug er ihr scherzhaft vor. «Carlo wird das schon verstehen.»
    Plötzlich drang das Splittern von Glas an mein Ohr, dicht gefolgt von Carinnas Kreischen: «Verflucht, sieh doch nur, was du aus mir gemacht hast! Ich ertrage das einfach nicht mehr.»
    Zu meinem Missfallen hörte ich kurz darauf das Rascheln ihres Kleids. Ich fürchtete, entdeckt zu werden, ließ den Kopf auf die Brust sinken, schloss die Augen und tat, als würde ich schlafen. Ich glaube, sie hat mich nicht mal gesehen. Ich hörte ihren Onkel, der aus dem Salon vorwurfsvoll «Carinna!» rief. Sie stand so dicht bei mir, dass ich ihren keuchenden Atem hörte. Vermutlich war sie direkt hinter mir, und nur der große Sessel bewahrte mich davor, von ihr entdeckt zu werden.
    «Ich werde tun, was du verlangst!», rief sie bitter. Dann fügte sie ganz leise und voller Abscheu hinzu: «Alter Hurenbock.»
    Im nächsten Augenblick verschwand sie, und ich war wieder allein. Nach einer Weile tat ich, als müsste ich mich recken und strecken, und ging dann die Treppe hoch in meine Kammer. Niemand sah mich, und ich freute mich gewaltig, weil ich so einen großen Happen geheime Informationen über den Feind hatte sammeln können.
    Und was wirst du daraus machen, mein lieber Bruder? Vielleicht hat das Mädchen ein geheimes Stelldichein mit einem jungen Mann geplant? Die ganze Angelegenheit ist abgefeimt, so viel steht wohl fest.
    Nun, die Kerze ist schon fast heruntergebrannt, und morgen brechen wir zu den Häfen in Kent auf. Ihre sogenannte Ladyschaft hat sich endlich zum Aufbruch entschlossen, und es gibt noch viel zu tun. Ich werde dir schreiben, ehe wir nach Frankreich segeln.
    Wünsch mir Kraft und Gesundheit für die vor mir liegende Reise.
    Ich verbleibe auf ewig dein gewissenhafter Bruder
    Humphrey Pars

XVII Von London nach Dover
Zur Weihnachtszeit, Dezember 1772
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Weihnachtspastete für fünfzig Personen
    Für einen anständigen Kuchen braucht man vierundzwanzig Pfund vom feinsten Mehl, sechs Pfund Butter, ein halbes Pfund ausgelassenen Talg. Den Teig in einer ovalen Form auslegen, die Ränder dick und den Boden massiv. Man entbeine einen Truthahn, eine Gans, ein Suppenhuhn, ein Rebhuhn und eine Taube und lege ein Federvieh in das nächstgrößere und würze dabei jedes einzelne mit Muskatblüte, Muskatnuss, Salz und Pfeffer. Dann benötigt man einen in mundgerechte Stücke zerteilten, gebratenen Hasen mit der dazugehörigen Bratensoße, Waldschnepfen, zusätzlichem Wild und anderen Wildvögeln, die gerade zur Hand sind. Diese werden so dicht wie möglich daraufgelegt, und zum Schluss verteilt man mindestens vier Pfund Butter auf der Weihnachtspastete. Das Ganze bestreiche man schließlich mit Eigelb und binde die Pastete mit einem Pergament zusammen. In einem Brotofen muss diese Pastete dann vier Stunden backen. Wenn sie fertig ist, schmelze man weitere zwei Pfund Butter in der Bratensoße vom Hasen und gieße diese noch heiß durch die Öffnung in die geschlossene Pastete.
    Lady Maria Grice, nach einem sehr alten Rezept, das von ihrer Großmutter stammt, 1742
    M ein Herz jubelte, weil wir endlich die Stadt verließen. Die Pferde verfielen in einen flotten Trab, als wir auf der ebenen Zollstraße aus London hinausrollten. Denn was würde Ihre Ladyschaft schon gegen ihren Bruder Kitt unternehmen, weil er mir nachstellte? Er war ein mächtig feiner Kerl in der schmucken Weste und der Batistspitze. Seiner honigsüßen Stimme haftete schon der Duft der großen weiten Welt an, und sein Gesicht war großstädtisch zart und blass.
    Ich hatte Jem natürlich nicht vergessen. Es ärgerte mich nur maßlos, in London nicht ein einziges Mal von ihm gehört zu haben. Und Kitt Tyrone war der erste Mann von hoher Geburt, der mich richtig zur Kenntnis genommen hatte. Jedes Mal, wenn ich das

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