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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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einer Verkommenheit konfrontiert wirst. Es muss für dich eine große Überraschung gewesen sein. Was hat deine Herrin genau gesagt?»
    Ich sah nichts Falsches darin, ihm die Wahrheit zu sagen, denn der Zustand meiner Herrin wäre ohnehin bald für jeden sichtbar gewesen.
    «Sie leidet unter einem schlimmen Liebeskummer, Sir. Inzwischen ist sie alles so leid, und sie ist voller Angst, Ihr könntet Sir Geoffrey davon schreiben, Sir.»
    Er schmauchte nachdenklich an seiner Pfeife und stieß zwei süß duftende Rauchwölkchen aus. «Vielleicht ist es das Beste, wenn Sir Geoffrey niemals davon erfährt. Er ist sehr krank, und schlechte Nachrichten könnten für meinen geliebten Herrn den Todesstoß bedeuten.» Seine Finger trommelten auf die Tischplatte. «Und hat sie dir noch mehr erzählt, Biddy? Sprich offen mit mir, Mädchen. Spuck schon die Wahrheit aus. Was hat sie noch gesagt?»
    Ich starrte zu Boden und wünschte mich tausend Meilen weit weg. «Sie sagte, Sir Geoffrey, also, verzeiht, wenn ich so schlecht von meinem Herrn spreche, aber sie sagte, er habe schon die Syphilis gehabt, als sie ihn heiratete.» Rasch blickte ich hoch. Er betrachtete mich nachdenklich, aber meine Worte schienen ihn nicht allzu sehr zu erstaunen. «Und das hat dazu geführt, also … Sie kann das Baby nicht als sein Kind ausgeben.»
    «Aha.» Er nickte klug. «Hat sie sonst noch was gesagt? Von einem anderen gesprochen?»
    «Nein, Sir. Sie bat mich nur, ihr zu helfen, und das mach ich wirklich gerne, darum muss man mich gar nicht erst bitten, Sir.»
    «Du glaubst, sie mag dich, was?» Er schüttelte den Kopf, als bereitete ihm etwas große Schmerzen. Dann wartete er, bis ich zu ihm aufsah. «Ich weiß schon, sie hat dir eine Vorstellung davon vermittelt, wie wichtig du ihr sein sollst. Das stimmt doch, oder? Sie täuscht dich aber mit ihren Schmeicheleien und freundlichen Worten. Benutze deinen Verstand, Mädel. Frag dich, warum sie sich irgendwas aus dir machen sollte?»
    In der auf die Frage folgenden Stille zerbrach ich mir den Kopf auf der Suche nach der Antwort. «Ich weiß es nicht, Sir.»
    Er sah mich gerissen an, die Augen wirkten sehr klein und stechend. «Ich habe dich immer für ein gutes, ehrliches Mädchen gehalten. Mrs. Garland meinte mal, für sie wärst du wie eine Tochter.»
    Nach dem ständigen Auf und Ab dieses Tages war der Gedanke an die liebe Mrs. Garland für mich unerträglich. Ich spürte Tränen in meine Augen steigen, und das nur, weil er meine gute Freundin erwähnte. Was hätte sie zu der ganzen Sache gesagt? Sie meinte kurz vor meiner Abreise, ich solle Mr. Pars vertrauen, denn er sei ein Gentleman und ein gottesfürchtiger Christ. Meine Stimme klang erstickt, als ich antwortete: «Ich versuche ja, gut zu sein, Sir. Ehrlich, ich versuch’s.»
    «Dann sag es mir.» Seine Hand fuhr über die dicht beschriebenen Papiere auf seinem Tisch. «Was führt deine Herrin im Schilde, wenn sie dich bevorzugt?»
    Ich wollte ihm wirklich darauf antworten; ich wollte ihm beweisen, dass ich gut war. «Dass sie mich mag?»
    «Unsinn!» Seine knorrige Faust fuhr auf den Tisch nieder, und der Knall ließ mich zusammenzucken. «Natürlich mag sie dich
nicht
, du Schafskopf. Was ist da los? Sag’s schon!»
    Ich schüttelte den Kopf. Mein Hirn war völlig leergefegt. «Ich wünschte, ich wüsste es, Sir.»
    Jetzt fühlte ich mich wie eine Fliege, die mit zerfetzten Flügeln in einem Spinnennetz aus Missverständnissen hockte. Mir wurde klar, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, was Mr. Pars oder Lady Carinna wirklich von mir wollten.

XXII Von Lyon nach Savoyen
Lichtmess, im Februar 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Gefüllter Flammkuchen
    Man reibe zwanzig Kartoffeln und lasse sie eine Stunde abtropfen, ehe man sie mit einem Tuch ausdrückt. Eine halbe Speckseite klein schneiden und auslassen, bis die Würfel goldbraun sind. Eine große Pfanne fächerförmig mit dünnen Speckscheiben auslegen, die über den Rand hängen. In der Zwischenzeit schlägt man ein halbes Dutzend Eier mit einem halben Pint guter Milch auf, gibt ein Viertelpfund Maismehl, den ausgelassenen Speck, zwei Handvoll Johannisbeeren, kleingeschnittene getrocknete Birnen und die Kartoffeln sowie Salz und Kümmel und Muskat nach Belieben hinzu. Dann drückt man alles fest, verteilt zwei Dutzend Trockenpflaumen darauf und klappt die Speckscheiben darüber. Dieses Gericht wird dann für sieben Stunden im Wasserbad gegart und mit einem

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