Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
Vom Netzwerk:
waren am Leben und litten, doch er hatte sie nicht retten können. Er konnte nie mehr einem anderen Menschen ins Gesicht sehen.
     
    Sein tief empfundener Wunsch wurde von den Göttern nicht erhört. Er wachte in einem Boot der Damong wieder auf und war mit geflochtenen Gräserstricken an einen jammernden, alten Mann gefesselt. Er erfuhr, dass die Weißen alle Männer des Dorfes an den schlimmsten Feind verkauft hatten. Die Frauen und Kinder waren nirgends zu sehen. Er konnte über die Reling des Boots einen letzten Blick auf sein Zuhause erhaschen. Seine Insel verschwand in der Dämmerung, und der Vulkankegel durchbohrte eine Krone aus weißen Wolken. Das Wasser war blau und glitzerte, der Strand glich einer Sichel aus perlmuttweißem Sand. Aber dort, wo einst sein Dorf gewesen war, stieg grauer Rauch in dünnen Fäden auf. Der Qualm hing wie eine düstere Sturmwolke über den Bäumen. Sehr hässlich, sehr falsch.
    Später erreichten sie die Damonginsel, wo auf Holzpfählen die gehörnten Schädel der Opfertiere thronten. Sein Inneres krampfte sich vor Angst zusammen. Neben ihm wimmerte der alte Mann und verlor mit beißendem Gestank die Kontrolle über seine Eingeweide. Mut, so musste er an diesem Tag erkennen, war kein treuer Gefährte, der kam, wenn man ihn brauchte. Mut war ein wechselhafter Freund, der ihn an jenem Tag verließ, da er auf dieser Insel strandete.
     
    Lovedays Mund wurde hart gegen die Holzkante des Sessels gedrückt. Er hob den Kopf und entdeckte, dass sie inzwischen eine verschneite Hochebene erreicht hatten. Er nahm den Hut vom Kopf und spürte schwach die Sonnenwärme auf der Wange. Über ihm schwebte ein großer brauner Vogel in der Luft, die spitzen Flügel weit ausgestreckt, damit der Aufwind ihn trug. Dieser große Vogel war so edel und schlank, und die Schwingen hatte er so weit gespannt wie die Flügel des Teufelsrochens. Das war doch bestimmt ein gutes Zeichen? Er schaute nach vorne. Dort lag, kaum mehr als eine Wegstunde entfernt, ein Fleckchen Grün, wo die Schneefallgrenze war. Nie zuvor hatte er Grün als eine so schöne, lebenspendende Farbe begriffen.
    Als sie sich an den Abstieg machten, staunte Loveday, denn trittsicher trugen ihn die Bergbewohner den gewundenen Weg wieder hinunter. Er kam an einer Kaskade aus gefrorenem Wasser vorbei, das aussah, als sei es in einem einzigen Augenblick erstarrt. Jetzt funkelte es wie Diamanten im Sonnenlicht. Er brach einen knorrigen Eiszapfen ab und ließ ihn in der Handfläche schmelzen, bis nur noch ein kieselrundes Stück übrig blieb, in dem ein perfektes Blatt eingeschlossen war, kaum größer als ein Fingernagel. Hinter der nächsten Biegung standen sie einer großen Menge dieses verdrehten Eises gegenüber, das wie ein gefrorener Fluss Hunderte Fuß weit in die blaugrünen Spalten hinabreichte. Er würde nie wieder etwas so Wundersames sehen. Eines Tages, das schwor er sich, würde er seinen Kindern erzählen, wohin ihr Bapa einst gelangt war, als die Reise ihn bis ans Ende der Welt geführt hatte.
    Schließlich sah er winzige grüne Grasspitzen, die sich durch die dünne Eisschicht bohrten. Bald erstreckte sich vor ihm eine grüne Fläche, und er bedeutete den Männern, sie sollten anhalten und ihn herunterlassen. Er machte die letzten Schritte auf dem Schnee und spürte dann das erste weiche Grün unter seinen Füßen.
    Sie hatten ein Tal erreicht, das von runden, grünen Hügeln umgeben war, und in der Mitte dieses Tals befand sich ein Steindorf mit kunstvollen Türmen und roten Hausdächern. Er warf den schweren Pelz ab und pflückte eine duftende, weiße Blüte von einem Baum. Die zarten Blütenblätter rochen nach neuem Leben und frisch erblühter Hoffnung.

XXIV Von Piemont nach Montecchino
St. Valentin bis Aschermittwochim Februar 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Manus Christi
    Man nehme zuerst besten Kristallzucker und schmelze ihn in Rosenwasser. Man lasse diese Mischung aufkochen, bis das Wasser verdunstet ist und der Zucker hart wird. Dann gebe man vier Gran gemahlene Perlen und wertvolle Steine hinzu, die zu feinem Pulver gemahlen wurden. Dann fülle man die Masse in Formen auf einer Marmorplatte, die zuvor mit Rosenöl eingepinselt wurde, und lege zum Schluss Blattgold auf das Zuckerwerk.
    Ein unübertroffener Schutz gegen jede Krankheit, jedes Wundsein und jede Verletzung, die den Menschen ereilen kann. In sehr alter Handschrift im Schatzbuch der Köchin vermerkt, 1523
    S eit dem Tag, an dem ich meiner

Weitere Kostenlose Bücher