Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
und Noldan hatte ihm versichert, dass sie ausgezeichnete Schützen waren.
Nun war das Gegrunze der Oger und das Knurren der Wolfsmenschen, vor allem aber der Lärm, den sie beim Durchbrechen des Unterholzes verursachten, zu hören. Tristan hielt den Griff seines Schwertes umklammert, für den Fall, dass seine Hände zu zittern begannen – was sie zu seiner Überraschung bislang nicht taten. Seine Aufgabe hatte ihm Noldan klar umrissen. Mit den Ogern und Wolfsmenschen konnten die Vanamiri es aufnehmen, aber sollte ein Adept oder gar ein untoter Paladin unter den Angreifern sein, konnte nur Tristan ihnen helfen.
Angespannt spähte Tristan weiter nach unten. Neben sich hörte er das Holz eines Bogens ächzen, als er von seinem Träger gespannt wurde. Blätter raschelten, Äste knackten, Wolfsmenschen hechelten. Da waren sie!
»Schießt!«, zischte einer der Vanamiri. Die erste Salve von Pfeilen sauste hinab und ein vielfaches Winseln bestätigte, dass die Geschosse ihre Ziele gefunden hatten. Aber erkennen konnte Tristan so gut wie nichts und somit auch keine Zauber einsetzen. Wieder sausten Pfeile hinab, diesmal mischte sich das Gegrunze von getroffenen Ogern unter das Gewinsel.
Plötzlich war Noldan neben Tristan und hob ihn hoch als sei er ein kleines Kind. »Kommt«, rief er und sprang über die Brüstung. Ehe Tristan überhaupt begriff, wie ihm geschah, landete der Vanamir federnd auf dem Waldboden und setzte ihn ab. Noldan riss sein langes, gebogenes Schwert aus der Scheide und stürzte sich auf die in schmaler Front vorrückenden Feinde.
Tristan zog ebenfalls blank, doch das Schauspiel, das ihm die Vanamiri mit ihrer Kampfkunst boten, fesselte für den Moment seine Aufmerksamkeit. Sie waren unglaublich schnell, sprangen meterhoch in die Luft, schlugen Salti und droschen gleichzeitig auf ihre Gegner ein. Die ersten Reihen der Wolfsmenschen fielen in Augenblicken und der Vormarsch kam zum Erliegen. Die Vanamiri zogen sich zurück und von oben sauste eine weitere Salve von Pfeilen herab, die noch mehr Opfer forderte. Tristan bemerkte mit Erstaunen, dass ihm das Gemetzel diesmal weit weniger ausmachte als noch in Nephara. Er betrachtete das Wüten der Vanamiri ohne jede Abscheu, viel mehr mit Bewunderung. War er in den wenigen Tagen so sehr abgestumpft?
Die Angreifer formierten sich neu, verbreiterten ihre Front zu einem Halbkreis und schickten die Oger nach vorn. Tristan konnte keine Spur von einem Untoten oder einem Adepten ausmachen, dennoch hatten sie es mit einer Übermacht zu tun. Und vor allem wurde es langsam dunkel. Die Wolfsmenschen konnten auch bei Nacht noch sehen, wie er aus der Begegnung mit Nurif wusste. Seither wusste er auch, dass die Vanamiri bei Dunkelheit fast blind waren.
Beide Seiten belauerten sich, Tristan trat zu einer Gruppe von Vanamiri, bei denen auch Noldan stand, den er noch immer an seinen nicht ganz verheilten Verletzungen erkennen konnte. »Hat ein Del-Sari einen Adepten gesehen? Oder einen Untoten?«, fragte Tristan.
Die schwarzen Vögel flatterten noch immer unablässig umher. Noldan blickte auf und augenblicklich kam ein Del-Sari herbei und setzte sich auf die Schulter eines anderen Vanamiri neben Noldan. Die beiden kommunizierten kurz wortlos miteinander, dann flog der Del-Sari davon, schwang sich auf, um über die Reihen der Gegner zu fliegen – und fiel jäh herab, als er von einem Pfeil getroffen wurde. Der Vanamir krümmte sich, als sei er selbst verletzt worden.
Für einen Moment herrschte betroffenes Schweigen. »Was nun?«, fragte Tristan dann. »Braucht ihr Licht?« Es war schon ziemlich dämmerig.
»Hört her, Vogelmenschen«, rief da eine bekannte Stimme laut aus der Ferne und Tristan sah den lebenden Leichnam von Jessica vor seinem geistigen Auge. Sie hatte mit derselben Stimme gesprochen. Es war Osiris, der Adept. »Wir wollen nur den Menschenjungen. Übergebt ihn uns und wir können uns weiteres Blutvergießen ersparen. Es wird bald dunkel, spätestens dann seid ihr ohnehin verloren.«
Tristan schluckte. Einige der Vanamiri sprachen leise miteinander, nickten eifrig. Würden die Vanamiri das Angebot vielleicht in Erwägung ziehen?
Stattdessen schoss unvermittelt eine Flammenwand direkt vor der Frontlinie der Angreifer aus dem Boden. Die Oger wichen nur ein, zwei Schritte zurück, doch die Wolfsmenschen winselten und kreischten und wollten Hals über Kopf fliehen.
Mit einem Knall erlosch das Feuer genauso plötzlich, wie es gekommen war. Es war nur eine
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