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Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)

Titel: Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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dachte, dass er bald einen Hexenschuss bekommen würde, kam die ferne Leuchtkugel vor ihm endlich näher und kurz darauf schloss er zu Shurma auf, die stehengeblieben war. Der Gang war zu schmal, um an ihr vorbeizukommen. »Es sind alle da, gib das weiter«, sagte Martin leise.
    Shurma flüsterte zu ihrem Vordermann und so weiter. Fast wie stille Post im Kindergarten , dachte Martin.
    Endlich kam wieder Bewegung in die Gruppe und einer nach dem anderen schoben sie sich zum Ausgang. Die letzten Meter wateten sie durch knöcheltiefes Wasser, der Regenguss hatte den Nassoja offenbar anschwellen lassen.
    Als Martin aus dem Tunnel kam, verflog die Freude, sich endlich aufrichten zu können, fast augenblicklich. Der Gang mündete in die Uferböschung des Flusses, im Süden konnte man vage die Stadtmauern erkennen, im Nordwesten, noch weit entfernt, die sich zusammenschiebenden Felswände und dazwischen die Nebel des Wasserfalls. Und das war es, was Martins Stimmung einen herben Dämpfer gab: Man konnte all das erkennen, denn die Sonne war bereits aufgegangen. Noch hing sie knapp über dem Horizont und strahlte die nach wie vor dichte Wolkendecke von unten an, aber es war hell genug, damit eventuelle Wachen die Flüchtenden sehen konnten.
    Die Gruppe hatte sich an der Uferböschung verteilt. Die Kinder klapperten mit den Zähnen, denn die Fluten des Nassoja waren eisig kalt. Katmar trat zu Shurma und Martin. »Was jetzt?«
    »Der Schmugglertunnel liegt direkt am Wasserfall«, erklärte Shurma. »Wir müssen dem Fluss nur bis dahin folgen.«
    Martin hatte gehofft, dass sie im Schutz der Dunkelheit oben auf dem Ufer hätten laufen können. Nun mussten sie zunächst herausfinden, wo der Feind stand. Er gab Katmar einen Wink, ihm zu folgen, und kletterte die Böschung hinauf. Oben angekommen lugte er vorsichtig auf die Ebene.
    Wie er befürchtet hatte, war der Feind nahe. Ein Stück südlich standen ein paar Oger mit riesigen Armbrüsten, die sicher das Nordtor im Auge behalten sollten. Eine größere Gruppe Wolfsmenschen lagerte ein Stück weit östlich von ihnen. Martin leckte seinen Daumen und hielt ihn in die Luft. Gott sei Dank, Ostwind , dachte er. So konnten die Wolfsmenschen sie nicht wittern. Aber die Gruppe würde in Deckung bleiben und im Schutz der Böschung marschieren müssen.
    Martin blickte nach Nordwesten. Die Böschung war durchgehend so steil wie hier, sie mussten unten am Wasser bleiben. »Könnt ihr uns vor der Kälte schützen?«, fragte er Katmar.
    Der nickte, dennoch verzog Martin den Mund. Das würde an den Kräften der Paladjur zehren.
    Er wollte schon die Böschung hinab rutschen, als plötzlich in der Ferne ein Horn erklang. Rasch sah er wieder zu den Wolfsmenschen und den Ogern hinüber. Die Oger rührten sich nicht, aber in die Wolfsmenschen war Bewegung gekommen – und sie kamen direkt auf das Ufer zu.

6

    Norwur weckte Tristan im Morgengrauen. »Es ist Zeit zum Aufbruch, Paladin.«
    Tristan gähnte und griff nach der Schale mit Obst, die ihm Norwur hinhielt. Eine Zweite mit Wasser stand auf dem Boden. Nach einem hastigen Frühstück traten sie aus dem Haus.
    Tristan hatte erwartet, dass man ihn verabschieden und ihm alles Gute wünschen würde und tatsächlich hatte sich eine Gruppe versammelt, um ihn zu empfangen. Allerdings nicht so, wie er es sich gedacht hatte.
    Vor ihm standen Noldan, Norwur und – er selbst. Und nicht nur einmal, das Trio stand ihm sechs oder sieben Mal gegenüber. Der Anblick war so verwirrend, dass Tristan beim Zählen durcheinander kam.
    Einer der Noldans, vermutlich der Echte, trat vor. »Mein Vater lässt sich entschuldigen, aber Ihr seht ja, was seine Aufmerksamkeit und die vieler anderer Vanamiri in Anspruch nimmt.« Er deutete auf die Doppelgänger. »Lasst uns aufbrechen, solange meine Brüder die Illusion aufrecht erhalten können.«
    »Ihr kommt auch mit, Norwur?«, fragte Tristan.
    Der Vanamir nickte. »Ich habe fast mein ganzes Leben in diesem Wald verbracht. Wenn ich ihn schon verlassen muss, dann nicht als Flüchtling.«
    »Flüchtling?«, wiederholte Tristan verwirrt.
    Noldan nickte. »Unser Volk hat gestern zu viele Krieger verloren, wir werden die Stadt aufgeben und uns einem anderen Volk anschließen.« Er hob die Hand, als Tristan eine weitere Frage stellen wollte. »Uns bleibt unterwegs genug Zeit zu reden, wir müssen nun aufbrechen.«
    Tristan sah sich noch einmal um und empfand ein schlechtes Gewissen. Weil er hergekommen war, musste dieser

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