Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
beinahe entging. Im letzten Moment duckte er sich und wich damit einem Runenpfeil aus, der den Schild der Mädchen mühelos durchdrang. Einer der Oger hatte sich hinter Kisten verschanzt und schoss mit einem Langbogen, der in seinen riesigen Fäusten wie ein Spielzeug aussah. Dennoch konnte er offenbar damit umgehen.
»Den kauf ich mir«, rief Martin. »Kümmert ihr euch um die Wolfsmenschen.« Damit scherte er aus der kleinen Phalanx aus und rannte auf die Kisten zu. Der Oger bemerkte ihn und feuerte einen weiteren Pfeil ab. Martin schlug einen Haken und das Geschoss ging fehl. Der Oger ließ den Bogen fallen und griff nach etwas, aber Martin setzte mit einem Sprung über die Kisten hinweg, hob die Axt dabei über den Kopf und ließ sie dann auf den ausgestreckten Arm der Kreatur niedersausen.
Noch während der Oger auf das Blut starrte, das aus seinem Armstumpf sprudelte, vollführte Martin eine Drehung und setzte zum tödlichen Hieb an. Doch der Oger reagierte schneller, als Martin erwartet hatte. Der Fausthieb des Ogers streifte zwar nur Martins Schulter, aber zusammen mit dem Schwung der eigenen Drehung riss er Martin von den Beinen. Seine Axt ging ins Leere, entwand sich seinem Griff und flog davon, während Martin in eine Kiste krachte. Für einen Augenblick war er benommen, rollte sich mühsam auf den Rücken und sah den Oger wie durch einen Schleier vor sich aufragen.
Sein Gegner schwang die Faust, und auch wenn Martin sie nur undeutlich kommen sah, reagierte er instinktiv und rollte sich zur Seite. Die Ogerfaust durchschlug eine ganze Kiste, sodass die Hand auf der anderen Seite wieder herausschaute. Wild fuchtelte der Oger herum, um die Kiste loszuwerden, während Martin, nun wieder klar im Kopf, fieberhaft nach einer Waffe suchte und sich gleichzeitig unter den Schwingern des Ogers duckte. Seine Axt war nicht zu sehen, aber aus der Kiste, in der er gelandet war, ragten die Schäfte von Pfeilen heraus.
Kurz entschlossen griff sich Martin mit jeder Hand einen, wich einem weiteren Hieb des Ogers aus und sprang seinen Gegner an. Mit den zwar spitzen, aber dünnen Pfeilen konnte er die Fettschichten seines Widersachers nicht durchdringen, sie würden vorher abbrechen. Hals und Kopf waren die einzigen Stellen, wo er Aussicht auf Erfolg hatte.
Auch wenn der Oger nicht besonders klug war, ahnte er, was Martin vorhatte, und ging einen Schritt zurück. Mit dem noch immer stark blutenden Armstumpf wehrte er Martin ab und ging selbst wieder zum Angriff über. Martin rollte sich aus der Reichweite seines Gegners, stieß dabei gegen eine Kiste und fand sich unerwartet in einer Sackgasse aus Kisten hockend. Der Oger setzte ihm nach, sein Lendenschurz wedelte vor Martins Gesicht, gleich würde der Schlag kommen und diesmal hatte Martin keinen Raum, um auszuweichen.
Also tat er das Einzige, was möglich war.
Das Grunzen des Ogers ging in ein hohes Quieken über und er taumelte zurück. Die Pfeile ragten unter seinem Lendenschurz hervor. Martin kletterte so schnell er konnte über die Kisten, erspähte seine Axt und holte sie sich. Mit der Waffe in der Hand drehte er sich um.
Der Oger bot ein Bild des Jammers. Noch immer hing die Kiste an seinem linken Arm, der rechte blutete heftig und auch an seinen Beinen lief Blut herab. Die Kreatur stand vorgebeugt und schnaufend da und versuchte, sich die Pfeile aus dem Unterleib zu ziehen. Für einen Moment spürte Martin so etwas wie ein schlechtes Gewissen, als habe er ein Foul begangen. Aber der Kampfeslärm erinnerte ihn daran, dass es hier nicht um ehrenvolle Duelle, sondern ums nackte Überleben ging. Also schwang er entschlossen seine Axt und erlöste den Oger mit einem Hieb.
In der kleinen Verschnaufpause, die Martin sich gönnte, meldete sich das Ziehen in seinem Rücken wieder. Geschmerzt hatte er wohl die ganze Zeit, aber das Adrenalin hatte das überdeckt. Ein Blick auf die andere Seite der Höhle zeigte ihm, dass er dort nicht mehr gebraucht wurde. Martin ächzte und ließ die Axt sinken.
Katmar und Shurma hatten die Wende gebracht. Geschützt von dem Schild der Mädchen, hatten sie die meisten Oger erledigt. Bewundernd sah Martin zu, wie Shurma elegant ihre dünne Klinge schwang, einem plumpen Oger auswich und dann mit erstaunlicher Kraft nach oben sprang und ihm ihre Waffe in den Hals bohrte. Sie war offensichtlich eine begnadete Kämpferin.
Auch den Wolfsmenschen erging es schlecht. Die meisten waren bereits tot, einige wenige versuchten, zur Treppe zu
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