Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
aushecken. Wenn die Mädchen mitkämen und uns mit einem Schild ...«
»Nein, diesmal nicht!« Martin unterstrich seine Ablehnung mit einer kategorischen Geste und setzte mit gesenkter Stimme hinzu: »Dir ist doch klar, dass wir beide sehr wahrscheinlich nicht mit dem Leben davonkommen werden.«
»Ihr beide?«, zischte Shurma dazwischen. »Willst du mich etwa auch hier lassen?«
Martin verdrehte die Augen. »Shurma, du hörst doch, was Katmar sagt. Wir müssen in diese Kaverne rein und der Züchtung neuer Wolfsmenschen ein Ende bereiten, koste es, was es wolle – und sei es unser Leben. Soweit ich weiß, kann eine Wolfsfrau alle acht Mondjagden Junge zur Welt bringen, fünf oder sechs pro Wurf, die dann nach wenigen Jahren schon ausgewachsen sind. Stell dir mal vor, wenn die dort unten zwei- oder dreihundert Wolfsfrauen gefangen halten und als Gebärmaschinen missbrauchen.« Er schauderte, als ihm die Dimension bewusst wurde. Wie lange ging das wohl schon so? Niemand wusste genau, wann sich Mardra die Wolfsmenschen gefügig gemacht hatte.
Shurma blickte kurz entsetzt drein, doch ihre Züge verhärteten sich schnell wieder. »Du hast recht, aber es ist meine Entscheidung, ob ich bereit bin mein Leben dafür zu opfern, nicht deine. Ich bin kein Mädchen mehr und du bist nicht mein Vormund.«
»Und wenn wir scheitern?«, gab Martin zu bedenken. »Wer soll dann den Widerstand unterstützen, vielleicht sogar führen? Die Mädchen sind dazu nicht in der Lage.« Er warf einen kurzen Blick in die Richtung der Nurasi, wo Tiana und Vinjala Wunden versorgten und Heilzauber wirkten. Sie wussten auch noch nichts davon, dass Martin sie zurücklassen wollte.
»Was hat der Widerstand denn noch für einen Sinn, ohne Rani, ohne die Wolfsmänner aus Nurifs Rudel und ohne uns?«, warf Katmar ein. »Glaubst du, die paar Gnome können noch etwas ausrichten?«
Martin funkelte ihn wütend an. Er wollte Shurma vor allem nicht dabei haben, weil er sie mochte. Sie war jung und konnte Nasgareth verlassen, anderswo neu beginnen, sie musste diesen Krieg nicht führen. Außerdem war sie bei aller Kampfkunst, die sie ohne Frage beherrschte, nur ein gewöhnlicher Mensch. Ihr standen keine Paladinenkräfte oder -zauber zu Gebote, ihre Überlebenschancen bei dem Angriff würden noch geringer sein als die von Martin und Katmar. »Hör zu, Shurma. Ich möchte, dass du die Mädchen nach Dulbrin bringst. Wenn wir Erfolg haben, wartet dort auf uns, wenn nicht, flieht auf den Kontinent, lasst den Krieg hinter euch, ihr habt mehr als genug getan. Ihr könnt ...«
Er brach ab, als sie ruckartig aufstand und ihn mit glühenden Wangen und Tränen in den Augen anblitzte. »Begreifst du denn nicht, du Felsklotz?«, stieß sie hervor. »Ich will lieber mit dir im Kampf sterben als ohne dich irgendwo ...« Sie vollendete den Satz nicht und stapfte schluchzend davon. Martin starrte ihr verwirrt nach und sah dann fragend zu Katmar.
Der hob die Brauen. »Jetzt sag bloß, dir ist nichts aufgefallen. Die Umarmungen, die kleinen Berührungen. Hast du wirklich nicht begriffen, dass sie etwas für dich empfindet?«
Martin sah ihr hinterher. Nein, hatte er nicht. Oder vielleicht doch, unbewusst, aber er hatte es wohl nicht wahrhaben wollen – genauso wie die Tatsache, dass auch er sie mehr als nur mochte. Aber das kam nicht infrage. Er hatte sich geschworen, in dieser Welt nicht mehr zu lieben. Er wollte Shurma nicht welken sehen wie einst seine Frau Lyriel, während er selbst jung blieb. Das war die Strafe für das, was er auf der Erde getan hatte.
»Dann bist du wirklich ein Felsklotz«, befand Katmar, da Martin ihm nicht antwortete. »Lass sie mitkommen, es ist ihre Entscheidung«, fügte er noch hinzu, stand auf und ging zu Shurma hinüber, die etwas abseits mit bebenden Schultern stehen geblieben war.
13
Am nächsten Morgen wurde Tristan wieder in Banians Zelt gerufen. Die Salbe des Runenmeisters schien geholfen zu haben, er fühlte sich deutlich frischer und tatendurstiger als am Vortag. Außerdem hatte man ihm ein sauberes Hemd und einen Umhang bereitgelegt, sodass er sein von Blut und Schmutz verkrustetes Oberteil wechseln konnte.
Trotz dieser Annehmlichkeiten, war Tristan nicht besserer Laune. Er hoffte, dass Noldans Del-Sari die Wolfsmenschen nicht aufspüren würde und Banian seinen Plan fallenlassen musste.
Als Tristan durch den Vorhang in Banians Zelt trat, stand Noldan unbeteiligt im Raum, während der Runenmeister über den Aurenspiegel
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