Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
rollten als miteinander ringendes Knäuel von Tristan weg.
Mühsam kam Tristan wieder auf die Beine und sah sich um. Rechts von ihm kämpfte Lissann, noch immer auf Parwali reitend, mit gleich drei Wolfsmenschen. Linkerhand hatte Noldan es mit einem halben Dutzend Gegnern zu tun und schien bereits verwundet. Seine Katze war nirgends zu sehen.
Ich muss ihm helfen , dachte Tristan und schob die Ärmel seines Umhangs hoch. Eilig tippte er auf die Male und schickte dem Vanamir einen Schildzauber. Dann wickelte er das Amulett aus dem Runentuch und wog es in der linken Hand.
Er musste es den Wolfsmenschen auf irgendeine Weise unauffällig zuspielen. Aber wie, verdammt? Tristan empfand unbändige Wut auf Banian, der sich diesen Plan fein ausgedacht hatte, ohne sich um die Details zu scheren.
Für weitere Überlegungen blieb keine Zeit. Zwei der Wolfsmenschen, die Noldan attackiert hatten, wandten sich nun Tristan zu und er zog sein Schwert. Einer schlich in einem Halbkreis auf seine rechte Seite, sodass sie Tristan aus beiden Richtungen angreifen konnten. Tristans Blick schoss zwischen den beiden hin und her und ihm wurden die Knie weich. Es war wie damals bei der Schlacht von Nephara. Nichts war mehr von der Kaltschnäuzigkeit geblieben, mit der er in der Stadt des Südvolkes gekämpft hatte. Dazu saugte der Schildzauber zunehmend an seinen noch nicht vollständig zurückgewonnenen Kräften.
Der rechte Wolfsmensch kläffte einmal leise, beide drangen gleichzeitig auf Tristan ein. Er duckte sich nach rechts und sprang mit schützend erhobener Klinge auf den einen Angreifer zu. Sie prallten heftig zusammen. Tristan spürte, wie die Klinge in den Körper seines Gegners eindrang, hörte ihn aufjaulen, wurde aber gleichzeitig weggeschleudert, sodass sich die stecken gebliebene Waffe seinem Griff entwand. Er landete auf der Seite, rollte sich herum und kam in die Hocke, doch sofort war der zweite Wolfsmensch über ihm. Mit einer Klaue nagelte er Tristans rechten Arm auf den Boden, die andere hatte er drohend erhoben. Tristan hielt schützend den linken Arm vor sein Gesicht und umklammerte immer noch das Amulett. Er ahnte, dass es keine Rettung gab.
»Nimm das Amulett. Totengott will es«, hörte Tristan plötzlich eine Stimme. Sprach da einer der Wolfsmenschen? Wieso konnte er ihn verstehen?
Der Wolfsmensch, der Tristan attackiert hatte, fuhr herum. Neben ihm stand ein anderer Wolfsmann und deutete auf das Amulett in Tristans Hand. Der Peiniger des Jungen starrte es an und fauchte.
»Nimm es, mehr Katzenfrauen kommen. Schnell!«
Der Angreifer knurrte wütend und schlug zu. Tristan schloss instinktiv die Augen und erwartete einen schweren Treffer. Stattdessen brannte nur seine Hand höllisch auf und er spürte, wie ihm das Amulett entrissen wurde.
Er hat das Amulett , dachte Tristan und begriff, dass das seine Überlebenschance war. »Er hat das Amulett!«, rief er so laut er konnte.
Der Wolfsmann, der seine Aufmerksamkeit kurz seiner Beute zugewandt hatte, knurrte wütend und holte erneut zum Hieb aus. Da erklang ein hoher Ton und als Antwort das laute Miauen von Katzen, die nicht mehr weit entfernt waren.
»Schnell, Amulett fortbringen. Totengott will es.«
Tristans Gegner sah unsicher zu dem anderen Wolfsmenschen, der offenbar gesprochen hatte, dann sprang er von dem Jungen herunter und stürzte jaulend davon. Der andere löste sich einfach in Luft auf, als das Heulen der flüchtenden Wolfsmenschen sich schon entfernt hatte.
Es hatte geklappt, Noldans Illusion hatte den Wolfsmann überzeugt. Tristan hätte am liebsten laut aufgelacht, doch der Schmerz in seiner Hand war kaum auszuhalten, die Krallen der Kreatur hatten ihm die ganze Handfläche aufgerissen. Ein Strom von Blut lief an seinem Arm herab.
Mühsam sammelte Tristan seine verwirrten Gedanken, blinzelte die Tränen fort, rief sich den Heilzauber in Erinnerung. Er tippte mit der rechten Hand auf das größte Stärkemal und mit der blutigen und zunehmend taub werdenden linken auf die kleinen Male an seinem rechten Arm. Die Zähne zusammenbeißend faltete er die Hände und spürte, wie der Zauber wirkte. Der Schmerz ließ nach, gleichzeitig schwanden seine Kräfte aber weiter. Er war versucht, sich einfach zurücksinken und von der nahen Ohnmacht umfangen zu lassen, als er Lissann hörte. Sie rief seinen Namen, aber es war der verzweifelte Klang ihrer sonst immer so gleichmütig und ruhig klingenden Stimme, die Tristan aufschreckte. »Kommt her, Tristan!«,
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