Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
hörte er sie noch einmal.
Benommen rappelte er sich hoch und wankte in Lissanns Richtung. Von rechts her hörte er die anderen Katzenfrauen heranpreschen, ein kurzer Blick zeigte ihm, dass Noldan wohlauf war und auf Lissann zuging. Vor ihr lag eine Katze auf der Seite und die Nurasi presste ihre Hände auf eine klaffende Wunde am Bauch des Tieres. Doch das Blut strömte trotzdem in pulsierenden Schüben zwischen ihren Fingern hervor. »Schnell Tristan, Ihr müsst sie heilen. Sie verblutet.«
Tristan war außer Atem und wackelig auf den Beinen. Zwar hatte seine Hand aufgehört zu bluten, aber sonst tat ihm alles weh, vor allem der Hinterkopf, wo er eine Platzwunde vermutete. Außerdem hatte ihn der Heilzauber beinahe ausgelaugt. Dennoch wollte er nicht wieder versagen, wie bei Simiur. Er setzte sich neben Lissann und tippte auf die Zaubermale. Als die Kraft aus seinem Finger in die Wunde der Katze strömte, begannen bunte Flecken vor seinen Augen zu tanzen und hätte Noldan ihn nicht bei den Schultern gepackt, wäre Tristan wohl hintenüber gekippt. So drehte sich alles für einen Moment um ihn, ehe er sich wieder gerade halten konnte.
Die Katze atmete ruhig, die Blutung war gestillt. Lissann kraulte dem Tier den Hals – und schluchzte. Einen solchen Gefühlsausbruch hätte Tristan der unterkühlten Nurasi gar nicht zugetraut.
»Was ist, Schwester? Wird deine Katze leben?«, fragte eine der anderen Nurasi.
Lissann nickte. »Ja, Parwali wird sich erholen«, antwortete sie leise und wandte Tristan das maskierte Gesicht zu. Tränen schimmerten noch immer in ihren Augen, aber Tristan glaubte, dass sie unter der Maske lächelte.
»Gut«, sagte die andere Katzenfrau. »Aber wir müssen den Wolfsmenschen folgen, solange ihre Fährte frisch ist. Willst du deine Katze selbst zur Stadt zurückbringen, Schwester? Oder soll ich zwei niedere Jägerinnen auswählen, die das tun? Wir brauchen dich.«
Lissann strich ihrer Katze noch einige Male über den Rücken, ehe sie aufstand. »Ich komme mit euch, Schwester Nesslaja. Bitte lass Parwali von zwei Novizinnen nach Nur-al-Sunak bringen.«
Nesslaja nickte und gab Befehle. Sie war wie alle anderen Katzenfrauen maskiert, hatte aber eine markante Stimme und war für eine Frau ungewöhnlich breitschultrig. Zwei deutlich schmaler gebaute und nach der Statur zu urteilen noch sehr junge Nurasi dirigierten ihre Katzen herbei und eine dritte brachte eine Trage. Mit Lissanns Hilfe betteten sie die offenbar bewusstlose Parwali auf die Trage. Lissann strich ihr noch einmal über den Kopf, dann setzten sich die beiden jungen Katzenfrauen mit ihren Reittieren in Bewegung.
»Hoffen wir, dass Meister Banians Plan unblutig ausgeht. Wir haben keine weitere Bahre für Verletzte dabei«, sagte Nesslaja düster, während sie den beiden nachblickte. »Nimm eine der Ersatzkatzen, Schwester«, wies sie Lissann an.
Tristan hatte sich bei der Nennung von Banians Namen nach dem Runenmeister umgesehen. Doch soweit er das im Zwielicht des Nebels erkennen konnte, waren die Neuankömmlinge allesamt Frauen, zumindest hatte keine von ihnen auch nur annähernd die Statur des hünenhaften Runenmeisters. »Wo ist Banian?«, fragte er verwundert.
»Er ist mit einem weiteren Trupp das Nassojatal hinaufgezogen, um sicher zu gehen, dass wir die Wolfsmenschen nicht verlieren. Mit dem Aurenspiegel kann er ihnen nun dank Eures Einsatzes folgen.«
Tristan fühlte Wut in sich aufwallen. Er hatte erwartet, dass Banian hier wäre und ihm nun, da er seinen Teil der Aufgabe erfüllt hatte, das echte Amulett zurückgeben würde. Aber das war offenbar nie die Absicht des Runenmeisters gewesen. Banian hatte ihn nur benutzt. »Und wie sollen wir ohne Aurenspiegel den Wolfsmenschen folgen?«, fragte er, um eine ruhige Stimme bemüht.
»Unsere Katzen können frischen Fährten folgen. Sitzt auf, wir müssen aufbrechen.«
Tristan sah sich nach Yanati um. Sie lag neben Noldans Katze und jede leckte ihre Wunden, aber es waren nur ein paar Kratzer, nichts Ernstes. Lissann lenkte ihre Katze zu den beiden und schnalzte mit der Zunge. Gehorsam erhoben sich die Tiere und Tristan und Noldan saßen auf.
Nesslaja ließ ihre Katze derweil am Boden schnüffeln und als das Tier miaute, setzte sich der ganze Trupp im Galopp in Bewegung.
Der Ritt war anstrengend. Der wilde Katzengalopp zwang Tristan, sich auf dem Sattel zusammen zu kauern und den Knauf zu umklammern. Eine mehr als unbequeme Haltung. Er kam sich eher wie ein Passagier
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