Das Schicksal der Paladine - Gejagt (German Edition)
Meile entfernt. Links und rechts sah man in weiter Ferne noch kleine Lichtpunkte. Nevors Verderben war von gigantischen Ausmaßen.
Martin hatte Mühe, sich von dem Anblick loszureißen, aber zum Staunen blieb keine Zeit. Irgendwann würde selbst den tumben Ogern die im Weg stehende Maschine im Tunnel verdächtig vorkommen. Flüsternd erklärte er seinen Gefährten den Plan, den er mit Rani auf dem Weg ausgetüftelt hatte, die Gnomin tat dasselbe schnaufend für die Gnome.
Die Wolfsmenschen ihres Trupps standen schnuppernd da, die Luft war erfüllt vom Geruch vieler ihrer Artgenossen. Sie stimmten in das Heulen mit ein, das die gesamte Höhle erfüllte.
15
Tristan konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Die Oger legten ein forsches Tempo vor, dem er nicht mehr gewachsen war. Er hatte Hunger und Durst, seine Füße waren vom langen Marsch wund und der pochende Schmerz in seiner Schulter raubte ihm den letzten Nerv. Als sie den Gang verließen und in eine gigantische Höhle traten, bemerkte er das zunächst gar nicht, da er den Blick gesenkt hielt. Erst als es um sie herum dunkler wurde und er am Rand seines Blickfeldes Stalagmiten bemerkte, sah er auf. Trotz seiner Müdigkeit blieb er mit offenem Mund stehen.
Diese Höhle verdiente den Namen Unterwelt. Ihre Ausmaße übertrafen alles, was er sich je hätte vorstellen können. Wie ein breites Tal erstreckte sich die Kaverne vor ihm, nur dass eine mal höher, mal niedriger hängende Felsendecke sich über allem spannte und es dunkel war, abgesehen von einigen Stellen, an denen offenbar Runenlampen hingen. Das Ende der Kaverne war nicht zu erkennen, aber ferne Lichtpunkte deuteten an, dass es viele Meilen entfernt sein musste.
Hinter ihm grunzte ein Oger wütend und stieß Tristan grob vorwärts. Er stolperte gegen Lissann, die stehengeblieben war. Noch immer staunend setzten sich alle Gefangenen wieder in Gang. Für den Moment hatte Tristan sogar das Rätsel um Banians Absichten vergessen. Sie liefen auf einem Pfad durch ein Meer von Stalagmiten, das sich rings um sie ausbreitete. Es wurde von den Fackeln erhellt, die zwei der Oger trugen.
Der Pfad führte leicht bergab in eine Senke, wo viele der Runenlampen für helles Licht sorgten. Noch waren sie zu weit entfernt und die massigen Gestalten ihrer Bewacher verstellten Tristan auch meist die Sicht, aber er meinte, dort viele Gestalten auszumachen. Während sie näher kamen, wurde mehr und mehr klar, dass das vielstimmige Heulen zumindest zum Teil aus der Senke stammte.
Als sie unten anlangten, erkannte Tristan, dass die hell erleuchtete Senke eine Grube war, um die sie der Pfad nun herumführte. Die Grube war nach seiner Schätzung mindestens fünf oder sechs Meter tief und groß wie ein halbes Fußballfeld. Überall auf dem Boden lagen Gestalten, unterschiedlich groß, aber alle bepelzt. Es brauchte eine Weile, bis Tristan begriff, dass es hunderte Wolfsmenschen-Welpen waren, die heulten und schrien, dass es ihm in den Ohren klingelte.
Am Rand der Grube gab es eine riesige Leiter mit oberschenkeldicken Sprossen, die der einzige Zugang zum Boden der Grube war. An der Leite stoppten die Oger ihre Gefangenen, weil ihnen jemand auf dem schmalen Pfad entgegen kam. Links war die Grube, rechts die Stalagmiten dicht an dicht, es gab keine Möglichkeit auszuweichen.
Die entgegenkommende Gruppe bestand aus zwei mit Speeren bewaffneten Ogern und Wolfsfrauen, deren Zitzen deutlich aus dem Fell hervorstachen. Sie trugen kleine Welpen auf dem Arm, manche zwei oder sogar drei, und wurden zu der Leiter dirigiert. Dort entriss ihnen ein bereitstehender Oger ihre Jungen und brachte sie unter lautem Klagen der Mütter nach unten. Zweimal kam er wieder hoch und ergriff weitere Welpen, ehe die Mütter unter Peitschenhieben fortgetrieben wurden. Auch Tristans Gruppe setzte sich wieder in Bewegung.
Der Pfad führte nun an einer Außenwand der Kaverne entlang und hin und wieder an Tunneln oder kleinen Höhlen vorbei. Sie waren allesamt mit Gittertoren verschlossen und hinter einem davon sah Tristan im Fackelschein zwei oder drei Wolfsfrauen kauern, die winzige, noch nackte Welpen säugten. Er schluckte. Hierher hatte man also die Wolfsfrauen verschleppt und hier wurden sie benutzt, um den Nekromanten eine neue Armee zu gebären. Trotz der Kämpfe, die Tristan schon gegen Wolfsmenschen ausgefochten hatte, empfand er Mitleid mit ihnen und auch Scham, weil derjenige, der den Wolfsfrauen das antun ließ, ein Mensch war.
Die
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