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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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rechten Hand hielt er einen Tioniumspeer mit einer langen, dünnen Spitze.
»Eine Albaewaffe«, grollte Ingrimmsch und drängte sich vor Slin. »Sie passt zu den Runen auf deiner Panzerung, Verräter! Die Dritten sind zu weit gegangen, um herrschen zu können.«
Der Zwerg blieb im Abstand von zwei Schritten vor ihnen stehen.
Slin hatte die Armbrust auf ihn angelegt, Balyndar sicherte in die andere Gangrichtung ab, während Tungdil seine Waffe gegen die Schulter lehnte. Nichts an ihm deutete darauf hin, dass er Furcht empfand, obwohl er ebenso wie seine Begleiter wusste, dass sie von den Feinden umzingelt worden waren.
»Du hast mir nicht richtig zugehört, Boindil Zweiklinge«, sagte der Unbekannte und schob sein Visier nach oben. »Wir sind keine Zwerge mehr.«
Ingrimmsch sog scharf die Luft ein. Zuerst hatte er geglaubt, der Zwerg besäße kein Antlitz, doch dann verstand er, dass die Schwärze von der Farbe stammte, mit der sich der Unbekannte sogar den kurzen Bart getüncht hatte. »Für mich siehst du immer noch wie einer aus«, gab er mürrisch zurück. »Also, bekommen wir die Brut jetzt?« Der Unbekannte lachte auf eine sehr angenehme, freundliche Weise. »Ich bin in euer Licht getreten, daher schlage ich vor, dassihr zum Ausgleich in die Dunkelheit kommt.« Er hob langsam die Linke und ballte eine Faust.
Die Lichter der Fackeln erloschen schlagartig; mehr als ein bisschen rote Glut gab es nicht mehr.
»AlbaeKunst!«, entfuhr es Ingrimmsch überrumpelt. »Vraccas schlag sie mit deinem Hammer nieder: Die Rockträger haben dich und deine Schöpfung verraten!« Es klackte laut, als Slin die Armbrust ausgelöst hatte. Das Geräusch von splitterndem Holz zeigte ihnen, dass der Bolzen sein Ziel verfehlt hatte.
»Wir sehen euch so gut, als stündet ihr im helllichten Sonnenlicht«, sagte der Zwerg zu ihnen. »Wenn sich eure Fackeln gleich wieder entzünden, regt ihr euch nicht, oder ihr werdet sterben.«
Die Glut entflammte.
Ingrimmsch fluchte. Er wurde von zwei schwarz gerüsteten Zwergen flankiert, eine gebogene Dolchklinge lag an seiner Kehle, die andere verharrte vor seinem rechten Auge. Er hatte die Angreifer weder gehört noch den Windhauch ihrer Bewegungen gespürt. »Vraccas soll euch in die Esse werfen und eure wertlosen Verräterseelen zu nichts verbrennen«, sagte er verächtlich zu dem Feind, der ihm am nächsten stand. Was seine Worte bewirkten, wusste er nicht. Das Visier gab den Blick nicht frei. Um Tungdil standen drei Gerüstete, er sah Speere auf sich gerichtet. Niemand wollte zu dicht an ihn heran.
»Ich frage ein weiteres Mal: Was wollt ihr mit der Brut des Kordrion?« Ihr Anführer verharrte noch immer an derselben Stelle.
»Sie dir in den Hintern schieben«, giftete Ingrimmsch. »Lass mir ein wenig Platz für meinen Krähenschnabel, und ich mache dir noch ein größeres Loch!«
»Die Wahrheit wäre angebracht«, sprach Tungdil zu seiner Überraschung. »Denn ich hege die Hoffnung, dass wir zu einer friedlichen Einigung kommen. Zwerge ... Wesen wie euch zu treffen, an diesem Ort, mit dieser Beute, die unsere sein sollte, stimmt mich zuversichtlich, dass es eine Fügung der Götter war.« Er sah auf die Speerspitzen, die gegen sein Gesicht, die Kehle und seine Leiste gerichtet waren. »Wir wollten dem Kordrion seine Brut stehlen, um sie zu LotIonan zu bringen und das Scheusal gegen den Magus zu hetzen. Danach wäre eine Zwergenstreitmacht aufgebrochen, um den geschwächten Magus auszulöschen.« Er musterte den Anführer. »Ihr wolltet nach Osten. Da ichkeinerlei Drachenschuppen an euch sehe, gehört ihr nicht zu Lohasbrand, und deswegen vermute ich, dass ihr einen ähnlichen Plan wie wir hattet: Ihr wolltet den Kordrion gegen den Drachen treiben, um den Sieger anzugreifen.« Er zeigte ein überlegenes Lächeln. »Habe ich recht?«
Der Anführer verzog lobend den Mund und nickte. »Du hast recht, Tungdil Goldhand.«
»In wessen Auftrag handelt ihr? Für die Albae? Wollen sie sich den Westen und den Norden des Geborgenen Landes ebenso einverleiben, wie sie es mit dem Osten taten?« Tungdil blieb felsenruhig, als wäre er derjenige, welcher die Oberhand besaß. »Das geht dich nichts an. Aber ich hätte dir einen Vorschlag zu unterbreiten.« »Behalte ihn«, murrte Ingrimmsch und überlegte bereits, in welcher Abfolge er seine Wächter angreifen sollte. Er legte sich ein Muster zurecht, das ihn befreien würde. Bei Vraccas! Ihr Verräter werdet gleich sehen, wozu ein Krieger wie ich fähig ist.

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