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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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langes Schwert. So schnell, dass sie seinen Bewegungen nicht zu folgen vermochte, senkte er die Waffe, die Spitze legte sich auf Herzhöhe gegen ihren Rücken. Die Feuchtigkeit lief an der Waffe herab und gegen ihr dünnes, nasses Leibchen; nun wurde ihr kalt vor Furcht.
»Sag, wer du bist, Elbenweib«, verlangte er barsch zu wissen. Sie nannte ihm zitternd ihren Namen. »Ist deine Siedlung weit von hier?« Jetzt schwieg sie und bekam prompt das Schwert zu spüren, das ihr schmerzhaft in die Rippen stach. Warmes Blut lief aus der schmalen Wunde hervor und färbte den Stoff rot. »Antworte!«Alysante drehte sich unter dem Schwert weg und rannte auf den nahen Wald zu. Sie musste die Freunde warnen!
Unter Tränen der Verzweiflung und der Angst hetzte sie durch das Dickicht. Ihre Gedanken wirbelten umher. Sie sah den toten Fanaril vor sich, spürte seinen klebrigen Lebenssaft an ihren Fingern und konnte sich nicht erklären, woher die Albae kamen. Hatten sie auf dem Grund des Mondteichs geschlafen? Hatte sie Tion über die Berge an den Zwergen vorbeigeschleudert?
Sie keuchte schwer und dachte vieles durcheinander bis ihr bewusst wurde, dass sie die Reiter geradewegs zu den Letzten ihres Volkes führte!
Alysante erklomm den nächsten Baum, um ihre Flucht in den Ästen und Zweigen fortzusetzen und keine Spur auf dem Boden zu legen; sie sprang von einem Baum zum nächsten.
Endlich gelangte sie nach Atem ringend und mit schmerzenden Armen an den Rand der Siedlung. Sie sah den rettenden Schein der Laternen, welche die filigran gearbeiteten Häuser am Boden und in den uralten Palandiellbuchen in warmes Licht tauchten.
Erleichtert stieg sie von dem Baum herab und wollte auf die Gebäude zugehen. Eine starke Hand packte sie im Nacken, schleuderte sie hart zu Boden, ein Stiefel stellte sich in ihr Genick und drückte sie gnadenlos in den Waldboden.
»Du wurdest vorhin von Tirigon gefragt, ob deine Siedlung weit entfernt von dem Teich sei«, raunte ihr die Angreiferin ins Ohr. »Ich werde ihm deine Antwort überbringen, Elbenweib.« Ein Dolch glitt mit einem schleifenden Geräusch aus der Scheide. »Nun sende ich dich zu deinem Liebsten. Sei dir gewiss, dass der Rest deiner Verwandtschaft noch in dieser Nacht folgen wird.«
Alysante versuchte, einen letzten Schrei auszustoßen, um die Freunde zu warnen, da zuckte die Doppelklinge herab und führte sie in das Land, in dem Fanaril mit Tränen der Verzweiflung auf sie wartete ...
Es war sehr still in der Küche geworden.
Ingrimmsch wunderte sich, wie gut Lombrecht erzählen konnte, und das trotz der wenigen Zähne.
»Auf diese Weise«, sprach Lombrecht getragen, »gelangten die Albae wieder in das Geborgene Land.«»Kamen sie nicht unter Führung ihres Kaisers Aiphatön aus dem Süden?«, wandte Slin ein und gab den anderen beiden Zwergen durch einen Blick zu verstehen, dass er sehen wollte, wie viel die einfachen Menschen über die Albae wussten.
Ingrimmsch machte sich seinen eigenen Reim auf die Erzählung. Barskalin hatte angedeutet, dass die Albae aus dem Norden eingefallen waren. Lombrecht hatte ihnen wiederum die Sage zu ihrer Rückkehr berichtet. Ein wahrer Kern.
Lombrecht stieß schnaubend die Luft aus. »Es wird behauptet, dass sie aus dem Süden kommen. Aber ich kenne diese Sage, und sie gefällt mir sehr gut. Aiphatön hat die andere Geschichte sicherlich erfunden, um seinen eigenen Ruhm zu mehren. Wir wissen doch alle, dass der Magus nicht zu schlagen ist.«
»Hat die Sage denn auch eine Erklärung, weswegen die Schwarzaugen so einfach aus dem Wasser steigen, als könnten sie darin atmen wie die Fischlein?« Der bloße Gedanke an einen schwarzen Teich ließ ein mulmiges Gefühl aufkommen.
»Mein Großvater erzählte mir, dass ein unterirdischer Fluss, der einer Grotte im Jenseitigen Land entsprang, in den Mondteich mündete. Er spülte Bosheit ans Ufer und ließ die meisten Menschen schaudern, die ihn fanden und darin baden wollten. So erklärte er mir die schlechte Aura und die vielen bösen Legenden um den Teich.« Lombrecht nutzte seinen Löffel, um auf dem Tisch herumzukratzen und Linien zu besseren Veranschaulichung zu ziehen. »Die Albae waren der Röhre des Flusses gefolgt, unterliefen das Graue Gebirge mitsamt den Fünften und stiegen aus den Fluten des Gewässers. Später gründeten sie Dsön Bharä neu und nannten sich Dsön Aklän.« Ingrimmsch schob seinen leeren Teller von sich. »Aber das Geborgene Land müsste vor Albae überquellen. Der Zugang ist doch

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