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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich erstaunt an.
»Meines Wissens sind die Elben doch an einen geheimen Ort geflüchtet«, meinte Ingrimmsch und aß den ersten Löffel. Es schmeckte nicht schlecht, wenn auch kein Vergleich zu Godas Gugulhack. »Sie sitzen irgendwo in einem Hain und warten darauf, dass wir Kinder des Schmieds mal wieder die Diamanten aus der Esse holen, ehe sie verbrennen. Oder?«
Rüde setzte sich neben sie, Xara brachte drei Becher und einen Krug mit hellem Bier. »Schön, wenn es so wäre«, seufzte sie. »Aber die Legenden meines Volkes berichten etwas anderes.«
»Ich glaube, ich muss öfter unter die Langen«, raunte Slin Balyndar zu, während er voller Hunger sein Essen in sich hineinstopfte. »Hier erfährt man die wahren Neuigkeiten.«Ingrimmsch sah Rüde an. »Lass hören, was ihr wisst. Wo sind die letzten Elben abgeblieben?«
»Dann erzähle ich euch die Geschichte, wie die Albae wieder zurück ins Geborgene Land kamen und wie sie die letzten Elben vernichteten.« Lombrecht räusperte sich. »Es war vor etwa zweihundert Zyklen, als sich ein elbisches Liebespaar an einem Teich traf, dem Mondteich, der dort lag, wo es einst das Elbenreich Lesinteil war. Sie hörten auf die Namen Fanaril und Alysante ...«
Die Kinder hörten mit großen Augen zu; und auch die Zwerge lauschten auf die Worte des Alten, die sie alsbald so sehr in den Bann gezogen hatten, dass sie vergaßen, wo sie sich befanden, und die Geschichte vor ihrem inneren Auge geschehen sahen. »Mein Leben wird dein Leben sein. Von nun an und ohne Ende«, wisperte die Elbin und neigte den Kopf nach unten, um ihren Liebsten zu küssen. Wasser rann aus ihren nassen, hellen Haaren und troff auf seine entblößte Brust, lief den Bauch entlang und rollte ins weiche Gras.
Fanaril lachte und erwiderte ihre Zärtlichkeit. »Man könnte meinen, du seiest eine Nixe und keine Elbin«, neckte er sie und richtete sich auf.
Alysante hockte nackt vor ihm, das letzte Sonnenlicht fiel gedämpft durch die Blätter der Bäume und zauberte einen Glanz in ihr Gesicht, der ihre Schönheit noch steigerte. Der Elb nahm ihre Hand und küsste sie behutsam, zuerst außen, dann die Innenfläche. »Mein Leben für dein Leben«, sprach er ernst. »Ohne dich werde ich nicht mehr sein.« Alysante umarmte ihn zärtlich. Sie spürten die Wärme ihrer jungen Körper, und Leidenschaft erwachte; am Ufer des verträumten Teichs liebten sie sich. Danach liefen sie Hand in Hand zu dem eiskalten Gewässer, um sich zu erfrischen. Kopfüber und übermütig warfen sie sich hinein.
Ihr ausgelassenes Planschen ließ Wellen entstehen, die blauen und weißen Seerosen schaukelten auf der aufgebrachten Wasseroberfläche; der Teich schwappte das flache Ufer hinauf bis zum grünen, satten Gras.
»Sieh, Fanaril, wie sie tanzen!«, lachte sie und schwamm zu ihrem Liebsten, umfing ihn und küsste ihn. »Für uns.«
»Aber sie blühen nur für dich«, antwortete er und streichelte ihrGesicht, um sich sanft von ihr zu lösen. »Ich hole dir einen Strauß.« Fanaril schwamm los.
»Nein!«, versuchte Alysante ihn zurückzuhalten. »Dort ist ein Sog! Gib acht, sonst zieht es dich hinab.«
Die Elbin ließ sich auf der Stelle treiben, um ihren Gefährten nicht aus den Augen zu lassen, aber die Sonne schien ungünstig auf die Wellen; das rote Glitzern blendete sie, und sie musste wegschauen. Sie hörte das leise Klatschen, wenn seine Arme in das Wasser eintauchten, das Platschen, das seine Füße verursachten ...
Plötzlich waren die regelmäßig erklingenden Laute verstummt.
»Fanaril!?«, rief sie voller Sorge, und ihre Stimme hallte über den Teich, ohne eine Antwort zu erhalten.
Schnell schwamm Alysante zurück an Land und erklomm einen Steinbrocken, um einen besseren Überblick zu erhalten.
Drei Seerosen fehlten, doch den Elb sah sie nicht.
Die Sorge um Fanaril wuchs.
Das klare Wasser des Mondteichs, den die übrigen Elben ihrer kleinen Siedlung mieden, war unvermittelt düster wie Tinte. Die Schönheit des Ortes verging mit der sinkenden Sonne, die Schatten verliehen der traumhaften Umgebung schwermütige Düsternis. Aus den Fluten, in denen sie eben noch sorglos gebadet hatten, könnte sich ebenso ein Ungeheuer erheben. Alysante war von ihrem Vater stets gewarnt worden, dass der Teich nach Einbruch der Nacht böse wurde. Nun sollten sie den Preis für ihre Unachtsamkeit und Einfältigkeit zahlen.
Ihre hellen Nackenhärchen stellten sich auf. Die Elbin wagte sich nicht mehr nahe ans Ufer, sondern lief eilig an die Stelle,

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