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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Haare nicht ausreichten. Er verschmierte es wie mit einem Pinsel. Ein Bad stand an. Mit wenig Wasser.
»Vraccas, das haben wir gut gemacht!«, sagte er und hob den Krähenschnabel, an dem das Blut des Kordrion hinablief. Nicht weit von sich sah er den Einäugigen auf der Seite des Wesens stehen, der ihm zunickte. Aiphatön hatte sich auf den Erdboden begeben und betrachtete den Berg von Bestie, der vor ihm aufragte.
Um sie herum rumpelte es gelegentlich, wenn sich weitere lose Mauerstücke aus Phöseon lösten und niederstürzten; das Wiehern von verletzten Ponys und das Stöhnen der Verwundeten mischte sich darunter.
Dann erklang ein einzelner, erleichterter Ruf, in den mehr und mehr Albae einstimmten, bis es um sie herum ohrenbetäubend schallte.
Ingrimmsch stieg über den Hals auf den Bauch und gesellte sich zu Tungdil. »Ich verstehe zwar nicht, was sie sagen, aber es klingt so, als könnten sie uns gut leiden«, meinte er beschwingt, ließ den Krähenschnabel sinken und legte beide Hände auf den Griff. Er sah sehr zufrieden aus. »Endlich ein Gegner nach meinem Geschmack. Und es wird wenig Zwergenkrieger geben, die mich damit überbieten können.« Er sah sich um und erkannte durch die sich lichtenden Staubschwaden jubelnde Albae.
Tungdil klopfte ihm auf die Schulter. »Gut gemacht, Ingrimmsch. Sie rufen...« »Sag mir lieber nicht, was sie rufen, Gelehrter«, unterbrach er ihn. »So kann ich mir einbilden, dass mir die Schwarzaugen zum ersten Mal in meinem Leben zujubeln, anstatt mich umbringen zu wollen.« Er sah auf seinen schmerzenden Fuß, der schwarz gefiederte Schaft ragte noch oben aus dem Stiefel. »Versucht haben sie es auch heute wieder.«
Tungdil lachte und machte sich an den Abstieg. »Komm. Ich möchte erfahren, was Aiphatön von unserem Beistand hält.«
Tungdil, Ingrimmsch, Slin, Balyndar, Hargorin und Barskalin trafen am Abend im Thronsaal des Kaisers ein; fünf Zhadär begleiteten sie.
Sie wurden an einen Tisch gebeten, auf dem Pokale und verschiedene Amphoren standen. Noch wurde nichts ausgeschenkt. Vorher hatte Aiphatön ihnen allen Gemächer zuweisen lassen, in denen sie sich vom Kampf erholt hatten. Mit Sonnenuntergang trafen sie im Saal ein, in dem sie bereits bei ihrer Ankunft gewesen waren. Die Malereien an den Wänden hatten sich verändert. Aus den schwarzweißen Scherenschnittmotiven waren bunte Gemälde geworden, die vom Boden bis an die hohe Decke reichten. Sie zeigten Landschaften von absurder Schönheit, und wenn man genau hinsah, erkannte man, dass es keine echten Bäume, Sträucher und dergleichen waren, sondern in kleinem Maßstab gezeichnete Leichname, wie die durchschnittenen Kehlen und Wunden an den Leibern deutlich machten. »Sie sind doch so verrückt wie ihre Verwandtschaft«, meinte Ingrimmsch angewidert. »Aber ihre Salben sind gut. Ich spüre das Loch in meinem Fuß fast nicht mehr.« »Wer weiß, woraus die gemacht ist«, brummte Slin. »Aber ich will mich nicht beschweren. Sie haben mich herrschergleich behandelt.«
»Nur das mit dem Bad war unnötig«, murmelte Ingrimmsch. »Ich habe Wasser rausnehmen lassen. Es reichte fast bis ans Knie!«
»Wegen Elrias Fluch?« Slin hatte ein breites Grinsen im Gesicht. »Ich habe noch von keinem Zwerg gehört, der in der Wanne ertrunken ist.«
»Und da wollte ich nicht den Anfang machen.« Er hob dieHand, deutete von der Fingerspitze bis zum Handgelenk. »Das ist die Höhe für ein sicheres Bad!«
Slin prustet los. »Das reicht ja gerade aus, um die Männlichkeit zu wässern.« »Die Vierten sind in vielen Bereichen schwächer und kleiner als die anderen Stämme«, warf Balyndar trocken ein.
»Aber mein Bolzen erreicht sein Ziel immer. Ich höre es jedes Mal genau«, gab Slin zurück und zeigte auf den Morgenstern. »Du dagegen wirst sein wie deine Waffe: viel zu viel Kraft in den Kugeln und ein armer, kleiner Stab.«
Ingrimmsch lachte schallend.
Aiphatön betrat den Saal und beendete den Streit der Zwerge. Er reichte allen außer den Zhadär die Hand, dann setzte er sich zu ihnen an das Kopfende der Tafel. Jetzt kamen zwei Albae und schenkten verschiedene Weine aus.
Der Kaiser betrachtete die Besucher eingehend, die Augenhöhlen waren schwarz wie die Nacht.
Anscheinend will er den Makel nicht ablegen oder kann er es nicht mehr? Ingrimmsch grübelte.
»Du und deine Freunde haben bewiesen, dass ihr nicht zu den Feinden von Phöseon gehört«, sprach Aiphatön mit ruhiger Stimme und hob seinen Kelch. »Dafür und für euren

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