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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Speere, die aus den Wurfmaschinen am Schacht ausgestoßen wurden, sahen sie als kleine schwarze Wolken und dunkle, dünne Striche. »Sie wird sich gewiss retten können. Wenn ihr das nicht gelingt, wäre sie uns gegen LotIonan keine Hilfe gewesen.« Tungdil klang unbeteiligt.
Die Flugbestie riss die Seile auf beiden Seiten aus den Verankerungen, tat etliche aussichtslose Flügelschläge und zerschnitt sich die dünnen Häute an den Drähten. Kreischend wirbelte sie hinter der Gondel her, als wolle sie die Kabine zu fassen bekommen und zerreißen.
»Sollte die Königin nicht langsam etwas unternehmen?«, bemerkte Ingrimmsch zweiflerisch. »Gleich schlagen sie auf.«
Da vollführte das Scheusal eine letzte, zufällige Wendung und verschwand kopfüber im Schacht; dabei zog es mehrere Blutbahnen hinter sich her. Das Rot klatschte gegen die Spundwände.
»Hu, das nenne ich mal eine unglückliche Fügung.« Ingrimmsch sah, wie die Gondel ihren senkrechten Sturz beendete und pendelgleich nach rechts schwang, dem Stempel, auf dem die Insel stand, entgegen. »Ha! Eines der Seile hat gehalten.«
Tungdil verzog den Mund. »Mir wäre es immer noch lieber, die Maga würde etwas tun. Ich bin von ihren Fertigkeiten nicht überzeugt.«
Ingrimmsch wollte etwas sagen, als es eine gewaltige Explosion gab.
Aus dem Schacht schoss eine grellgrüne Feuersäule zig Schritt hoch und blies die Aufbauten in den Himmel. Schemenhaft erkannten die Zwerge umherfliegende Menschen, Katapulttrümmer, Stücke von Dächern, Holzbalken und viele weitere Einzelteile, die vom Druck davongewirbelt wurden. Das Spektakel ging mit einem grellen Pfeifen einher; die Spundwände glühten zuerst rot, dann weiß, so sehr wurden sie von der Lohe erhitzt. Das Wasser ringsherum begann zu kochen, Dampf stieg auf. Wieder krachte es. Die Flamme fiel in sich zusammen, nur um einem Feuerball zu weichen, der unmittelbar über dem Schacht auseinanderquoll.
Tief unten auf dem Grund des Sees blitzte es silbrig auf: Ein Schimmern rannte kreisförmig den Grund entlang. Dort, wo es sich auf seinem rasenden Lauf befand, konnten die Zwerge bishinab blicken. Ingrimmsch glaubte, ein leichtes Kribbeln zu spüren, als es unter ihrem Boot weghuschte, und die Runen auf Tungdils Rüstung glommen auf. Unmittelbar danach grollte es vulkanartig. Die Oberfläche geriet in Wallung, Wellen schwappten gegen die Kiele, schaukelten sich immer weiter auf.
Eine dritte Detonation zerriss die Spundwände, sprengte sie auseinander, als bestünden sie aus brüchigem Glas und nicht aus härtestem Stahl.
Der See strömte gierig ein und entwickelte einen Sog, der auch die Fischerboote erfasste und sie auf die Insel zuzog. Blubbernd und tosend füllte sich das Loch, dann stieg eine Wassersäule fauchend empor und reichte bis an die höchste Stelle des Palastes hinauf, ehe sie in sich zusammenfiel.
»Festhalten«, war alles, was Tungdil sagte, als die gewaltige Welle auf sie zuschoss. Er selbst klammerte sich mit einer Hand am kleinen Mast fest und senkte den Kopf. »Ich hasse Elria«, knurrte Ingrimmsch und fand ein Tau, an das er sich krallte. »Sie findet immer einen Weg, mich bei meinen Reisen auf die Probe zu stellen.« Der Rumpf des Bootes hob sich, Gischt stob auf, und ein Brecher überschüttete die Zwerge mit eiskaltem Seewasser. Dann ging es auch schon abwärts. Ihr Gefährt schaukelte und bockte, doch es hielt den Kräften Stand und kenterte nicht. Slin blickte über die Schulter. Nicht alle hatten dieses Glück, zwei der Schiffchen waren umgekippt. »Vraccas möge sie vor der Boshaftigkeit Elrias schützen«, betete er knapp und richtete den Blick wieder nach vorn.
Noch immer schoss heißer Dampf an der Stelle aus dem See, wo sich Stahlwände befunden hatten. Ein lautes Poltern erfüllte die Luft. Der Sockel, auf dem die Insel mit dem königlichen Palast ruhte, zerbröckelte am untersten Ende. Der Basalt platzte auseinander, und das Gleichgewicht des Eilandes war dahin.
Langsam neigte es sich auf die linke Seite, die Stütze zerbrach vollständig, und dann tauchte Seenstolz ins Wasser ein. Eine zweite, mindestens ebenso große Welle rollte auf die Boote zu, auf denen die Fischer in helle Aufregung verfallen waren. Wieder ging es mit ihrem Schiffchen aufwärts.
Tungdil stand ruhig am Mast, sein Auge suchte den schäumenden, aufgewühlten See ab.»Was ist, Gelehrter?«, rief Ingrimmsch. Er stemmte sich gegen die Planken und lehnte sich nach vorne, um die Bewegung des Bootes auszugleichen. »Hast

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