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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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du Hoffnung, dass jemand diese Flut überlebt hat?«
»Vieles ist möglich«, erwiderte Tungdil und lächelte.
Die zweite Welle war deutlich heftiger, das spürte Ingrimmsch an der Steigung und der Dauer, mit der es nach oben ging. Me, nie, niemals mehr anfeinen See! Ihm graute vor der Talfahrt.
Ruckartig kippten sie in eine waagrechte Position, ehe sich der Bug nach vorn neigte und die Wellenrückseite hinabritt. Sie waren nicht mehr weit von der Stelle entfernt, wo sich vor Kurzem noch Schacht und Insel befunden hatten.
»Zwerg über Bord!«, dröhnte es in ihrem Rücken. Balyndar stand an der kniehohen Reling und wies nach Steuerbord. »Slin wurde von einem Brecher erfasst und weggezogen!«
Tungdil wandte sich nicht einmal um. »Wir müssen nach der Maga sehen«, antwortete er. »Zwerge haben wir genug dabei. Von der Maga gibt es nur eine.«
Ingrimmsch starrte seinen Freund an, er verstand diese abgebrühte Herzlosigkeit nicht. Ein Rückfall in den Tungdil, der sich im Jenseitigen Land einen Namen mit Gräueltaten gemacht hat. Seine Augen entdeckten Schwimmkörper an Deck, wie sie die Fischer zur Markierung ihrer Netze auf dem See hernahmen. Es waren aufgepumpte Schweineblasen, Korkstämme oder hohle Glaskugeln, um die mehrere Stricke gewickelt waren.
Ingrimmsch griff sie sich vier und rannte zu Balyndar. »Wo ist er?«
Gemeinsam starrten sie über die Wellen, bis der Fünfte den Vermissten ausgemacht hatte. »Da. Wirf!«
Ingrimmsch schleuderte die Schwimmkörper und legte seine gesamte Kraft hinein; sie flogen weit hinaus.
Der prustende, paddelnde Slin bekam die Leine zu fassen, an der eine Blase hing, und zog sie zu sich heran. Doch er ging wegen der schweren Rüstung immer wieder unter, und es war den beiden Zwergen klar, dass er um sein Leben kämpfte. Erst als er drei weitere Blasen zu sich gezerrt hatte, blieb er einigermaßen über Wasser. Es reichte, dass er Luft schöpfen konnte.
Erleichtert kehrte Ingrimmsch an den Bug zu Tungdil zurück. »Wir haben ihn gerettet. Eines der anderen Boote wird ihn aufsammeln.«»Sehr schön.« Er reckte sich, als habe er etwas in den weißen Gischtkronen entdeckt. »Du hättest ebenso >mir doch egal< sagen können, Gelehrter«, erwiderte Ingrimmsch vorwurfsvoll. »Von der Betonung her lag es nicht weit daneben.«
Tungdil wandte sich plötzlich um, und für die Dauer eines Blinzeins hatte es den Anschein, als wolle er ihn schlagen. Sein Gesicht war zornig. »Wenn mir ein Armbrustschütze fehlt, suche ich mir einen neuen. Wenn mir eine Maga fehlt, was mache ich dann?«, entgegnete er auf den Vorwurf. »Es ist schön, dass Slin überlebt. Mehr nicht. Ohne Coira sinken unsere Aussichten gegen LotIonan. Ob wir Slin dabeihaben, ist unerheblich. Ich glaube nicht, dass er Bolzen besitzt, die einen Magus mit einem Schuss töten können.« Er sah zum Fischer. »Hart backbord«, gab er Anweisung.
Ingrimmsch wusste nichts zu sagen. Ein gehöriger Rückfall. Das Boot schwenkte herum und hielt auf mehrere Trümmerstücke zu.
Noch immer schaukelte es heftig, der See hatte sich noch lange nicht beruhigt. Der Fischer reffte die Segel, um langsamer zu fahren und sich kein Loch in den Rumpf zu rammen; ständig rumpelte es, wenn sie gegen Treibgut stießen.
Tungdil hatte sich einen Bootshaken genommen und hielt ihn wie eine Harpune. »Haltet Ausschau nach Überlebenden. Wer Frauenkörper entdeckt, meldet sich sofort. Um Männer sollen sich die anderen kümmern.«
Ingrimmsch hob ein Netz auf und starrte auf die Wellen. »Ich habe eine Frau gesehen!«, rief er und zeigte auf eine regungslose Blonde in einer Lederrüstung, die mit dem Gesicht nach oben neben einer leeren Tonne schwamm.
Tungdil nahm den Haken, um sie vorsichtig heranzuziehen, die Zhadär hievten sie an Bord. »Ist das die Maga?«, wollte er vom Fischer wissen.
»Nein, Herr. Die Königin hat schwarze Haare«, bekam er zur Antwort. Ingrimmsch legte die Frau neben den Mast und warf eine Decke über sie, bevor Tungdil noch auf den Gedanken kam, sie wieder über Bord zu werfen; die Lippen waren blau und zitterten. »Das ist gut«, sagte er beruhigend zu ihr. »Dann lebst du.« Sie kam ihm sehr groß und stark für ein Menschenweib vor. Eine Kriegerin.
Ein Zhadär stieß einen Pfiff aus und deutete nach Steuerbord.
Sie nahmen Kurs auf seinen Fund, und gleich darauf fischte Tungdil die nächste Frau aus dem Wasser. Sie trug ein schwarzes Gewand und hatte lange schwarze Haare. Auch sie war ohne Bewusstsein und atmete zudem nicht

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