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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Stimme warnte Ingrimmsch, auf diese Frage mit Ja zu antworten. Stattdessen zeigte er auf den Fleck im Sand. »Nein. Aber sie war nicht ganz geschlossen, und das, was herausgelaufen ist, sah sehr merkwürdig aus und roch noch seltsamer«, log er und hoffte, dass ihn Vraccas für die Lüge nicht mit einem roten Kopf strafte. »Ein Kräuterlikör?« Er grinste. »Daraus bezieht ihr wohl eure geheimnisvollen Kräfte! Ein Zaubertrunk, was?!«
Der finstere Zwerg neigte sich nach vorne. »Destilliertes Elbenblut«, raunte der Zhadär ihm zu. »Mit fürchterlichen AlbaeZaubern verändert und eingedampft, aufgekocht und mit Branntwein flüssig gemacht.« Dann zog der Zhadär wieder eine Fratze und tat vier verdrehte Lacher, um gleich darauf wieder normal zu wirken.
Ingrimmsch spürte ein Würgen. »Elbenblut«, wiederholte er angeekelt. »Wofür soll das gut sein?«»Unsere Magie«, flötete der Zhadär lediglich. »Unsere Magie.« Daraufhin kehrte er zu seinen Leuten zurück.
»O Vraccas! Was habe ich denn verbrochen, dass du mir solche Dinge antust?«, sagte Ingrimmsch niedergeschlagen und legte die Hand auf den Bauch. »Wer weiß, was das Zeug mit mir anstellt?«
Solange er keinerlei Veränderung bemerkte, würde er sein Missgeschick für sich behalten. Es konnte ja auch sein, dass der verrückte Zhadär ihn reingelegt hatte und es nichts weiter war als... ein Likör.

XIX
    Das Geborgene Land, das einstige Königinnenreich Weyurn, Eingang zum Roten Gebirge,6492. Sonnenzyklus, Frühling.
    Nach Einbruch der Dunkelheit begaben sich die Zhadär in den strömenden Regen, und schon nach wenigen Schritten hinaus aus der Höhle waren sie aus dem Blickfeld verschwunden. Sie glitten in die Nacht hinein und schienen sich mit ihr zu verbinden. »Unheimliche Gesellen.« Rodario nickte den Frauen zu. »Ich werde mal in Erfahrung bringen, was Boindil mit dem Zhadär besprochen hat.« Er ging hinüber zu Ingrimmsch. Seine fortlaufende Veränderung war Coira nicht entgangen. Sie beobachtete Rodario, der sich eben mit dem Zwilling unterhielt. Der Mann trug ein Kettenhemd und ein Schwert an seiner Seite. Rasiert hatte er sich seit seiner freiwilligen Offenbarung nicht mehr, sodass ein kurzer Bart in seinem kantigmännlichen Gesicht stand. Zusammen mit seiner veränderten Haltung hatte er nicht mehr das Geringste mit dem Schauspieler gemein, den man als unentwegten Verlierer des Wettbewerbs in Mifurdania kannte. Mallenia wiederum betrachtete die in Träumereien versunkene Maga, die sie als Nebenbuhlerin ansah. Gleichzeitig schalt sie sich, dass sie sich in einen Mann verliebt hatte, den es niemals gegeben hatte. Ihr Herz war einer Theaterrolle verfallen, einem nur scheinbar hilflosen, ungeschickten Mimen, der sich plötzlich als tapfer und schlagkräftig erwies. Das passte nur auf den ersten Blick besser zu Mallenia, die lieber Beschützerin sein wollte. Und dennoch...
Coira seufzte. »Wer hätte das gedacht?«
»Dass er ein echter Mann ist?« Mallenia lachte bitter und schnitt sich Brot ab, um es mit etwas Kernöl zu beträufeln. »Ich bin ebenso überrascht wie Ihr.«
Die Maga langte nach ihrem Trinkbeutel und gönnte sich einenSchluck Wasser. Sie sah der Ido in die Augen. »Wie küsst er?«, fragte sie unvermittelt. »Was?« Beinahe hätte sich Mallenia verschluckt.
Coiras Augen leuchteten, sie war aufgeregt und schlang die Arme um die Knie. »Er hat sich doch einen Kuss gestohlen. Wie hat es sich angefühlt? Erzählt es mir, bitte!« »Ihr seid in ihn verliebt?«
»Mag sein«, gab sie übermütig zurück. »Er wird mich für eine schwärmerische Göre halten, wenn er es herausfindet. Aber das ist mir gleichgültig.«
»Ist er nicht ein wenig zu alt für Euch? Er ist in meinem Alter, etwa dreißig Zyklen, und Ihr habt höchstens zwanzig gesehen.« Mallenia bemerkte selbst, dass ihr Ton missgünstig geworden war.
Coira fiel es ebenfalls auf, und sie sah die Ido erstaunt an. »Höre ich da Eifersucht heraus?«
»Nein«, blaffte sie und ärgerte sich im nächsten Augenblick darüber. Das war so gut wie ein Eingeständnis. In Liebesdingen war sie leider zu unerfahren. Der Kampf um die Freiheit ihres Landes hatte ihr wenig Raum für derlei Gefühle gelassen. Außer zwei kurzen Ausflügen ins Reich der körperlichen Leidenschaft war nichts gewesen. »Mir scheint, sein Kuss hat bei Euch mehr angerichtet, als Ihr zugeben möchtet«, erwiderte die Maga und stellte den Lederbeutel auf die Erde. Sie strich sich die schwarzen Haare zurück und

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