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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vor dem Aufzug, dessen Schacht vom Boden bis zur höchsten Zinne reichte. Eine Erleichterung sondergleichen.
Bandaäl betätigte den Hebel, um die Gewichte in Gang zu setzen und den Aufzug zu ihnen zu rufen. »Was die Scheusale wohl ausgeheckt haben?«
»Es muss so gefährlich sein, dass sie Alarm für die gesamte Festung gegeben haben«, meinte Sanda nachdenklich.
»Außer für uns.« Bandaäl beschloss, nach dem Angriff oder was sonst vor den Mauern geschah einige Worte mit ihrer Mutter zu wechseln. Selbst wenn sie keine ihrer Famuli in der Nähe haben wollte, mussten er und seine Schwester bei weiteren Angriffen Bescheid bekommen. Wie sah es aus, wenn die Kinder des Generals in den Federn lagen und gleichzeitig das Blut der Verteidiger vergossen wurde?
Die Kabine tauchte vor ihnen auf, sie schoben das Sperrgitter zur Seite und stiegen ein. Zur ihrer beider Überraschung ging die Fahrt jedoch nach unten und nicht nach oben, wie der Famulus es mit der Hebeleinstellung von der Maschine gefordert hatte. »Ist das Ding kaputt?« Bandaäl bewegte den Hebel mehrmals hintereinander, und tatsächlich wurde die Fahrt langsamer und langsamer.
»Vielleicht noch andere, die mit uns möchten?« Sanda zählte die Markierungen an der vorbeigleitenden Schachtwand; sie hatten das Erdgeschoss erreicht. Ruckend kamen der Fahrstuhl zum Halt aber in dem Gang stand niemand.
»Wo sind wir?«
»Am Ausgang.« Sanda spähte nach vorne. »Heda? Möchte jemand mit uns nach oben fahren?«
Durch die Kabine lief unvermittelt ein heftiger Ruck. Eine der dicken Transportketten war gerissen und gegen das Dach geprallt; laut klirrend wickelte sie sich darauf ab. Das käfigartige Gebilde ächzte und verbog sich unter dem zunehmenden Gewicht, die Kabine senkte sich allmählich ab.
»Raus!«, befahl Bandaäl und gab seiner Schwester einen Stoß. Bevor er ihr folgen konnte, riss die zweite Kette, und der Aufzug schoss in die Dunkelheit. Sanda taumelte zwei Schritte vorwärts in den Gang, hörte den infernalischen Krach hinter sich und wandte sich um. Sie sah diezweite Kette vorbeifliegen und vernahm das Scheppern des Aufschlags; immer noch spulte die Trommel über ihr die Kette ab und begrub den Aufzug samt ihrem Bruder, der bis ganz nach unten in die Fundamente der Festung gestürzt war.
»Bandaäl!«, schrie sie entsetzt und trat zum Schacht, an dem die Kettenenden eben vorbeischnellten. Ein letztes Klirren, und es wurde ruhig. Weit unten erkannte sie das stahlgraue Schimmern der zerborsteten Kabine und der Ringe. »Bandaäl!« Die Zwergin wandte sich um und wollte zur Treppe eilen als jemand ihren Namen rief. Es drang aus dem Schacht.
Schnell drehte sie um, beugte sich in den Schacht hinab und legte die Hände als Trichter um den Mund. »Bandaäl! Halte durch!«
Beigefarbener Lichtschein, der von oben auf sie fiel, ließ sie verwundert den Kopf heben. Erstarrt vor Furcht konnte sie Augen nicht mehr abwenden.
Fünf Schritte über ihr schwebte der Anführer der Ungeheuer. Unzählige tanzende Lichtfinger schössen aus seiner VraccasiumRüstung und trafen die Wand, während er sich langsam weiter nach unten senkte. Die Hämmer steckten in seinem Gürtel; der rechte Panzerhandschuh leuchtete und hielt ein aufgerissenes glühendes Kettenglied in der Hand. Der Absturz war kein Unfall gewesen.
Die Strahlen hielten ihn weiterhin in der Luft und ließen ihn bis auf die Höhe von Sanda sinken, dann bewegte er sich auf sie zu. Mit einem leisen metallischen Klicken trafen die Stiefelsohlen auf den Stein, und er ging neben der Zwergin in die Hocke. Die andere Hand hob sich, packte Sandas Kinn und zwang es herum, sodass sie in die entstellte Fratze ihres Gegners blicken musste. Sie bemerkte, dass auf der Innenseite des Handschuhs ein türkisfarbener, rauchtrüber Diamant eingelassen war. Das Entsetzen stand in ihrem rundlichen Antlitz, aber der befreiende Schrei wollte ihrer Kehle nicht entweichen.
Das Gesicht des Zwerges bewegte sich, die Falten um die Augen schienen ein Lächeln zu weisen, auch wenn die Verstümmelung es ihm unmöglich machte, Regungen zu zeigen oder zu sprechen. Achtlos warf er das Kettenstück in den Schacht, der gepanzerte Handrücken strich durch ihre braunen Haare, den Hals entlang, über ihre Brust bis zur Taille. Dann stand er auf, ohne ihr Kinn loszulassen, und zog sie auf die Beine.Sanda vermochte nicht, sich zu wehren. Der Anblick, der Geruch nach altem Schweiß und schwärenden Wunden und das leichte Pulsieren, das sie seit seiner

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