Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
lassen. Brandpfeile schwirrten zwischen den Angreifern und Verteidigern hin und her, durchstießen die tiefschwarzen Wolken. Es war ein beeindruckendes Bild. Doch die Ungeheuer ließen sich durch den Beschuss nicht abschrecken. Kleinere, bewegliche Rammböcke waren bereits an verschiedenen Abschnitten in Stellung gebracht worden, deren Rumpeln durch die Entfernung in Godas Ohren wie ein leises Pochen klang. Auch das Geschrei der Scheusale wurde zu einem halblauten, eintönigen Geräusch, das sie an das Rauschen eines Baches erinnerte.
Der magische Schirm war verschwunden, aber gleichzeitig befanden sich auch keine Bestien mehr in der Ebene. Sie rannten alle gegen das Nordtor an, und das sogar mit ihren halbfertigen Belagerungstürmen.
»Verstehe ich das?«, sagte Goda zu sich selbst. Warum ausgerechnet das Nordtor? Um vom Südtor abzulenken? Sie beugte sich nach vorn und sah in die Tiefe.
»Wir hielten es zunächst auch für eine Täuschung«, sagte Boendalin. »Aber die anderen Türme melden nichts. Die Bestien stürzen sich wie verrückt geworden gegen den Norden und bringen die Mannschaften in Bedrängnis. Ich habe befohlen, Krieger und jede Art von Munition hinüberschaffen zu lassen.«
»Das möchte ich mir aus der Nähe ansehen.« Goda betrachtete die Schwarze Schlucht, während sie mit ihrem Sohn auf dem Wehrgang zuerst zum westlichen Durchgang und von dort zum nördlichen rannte. Die Strecke zog sich sehr.
In der Felsspalte war es finster, die Wege hinaus verlassen. Sämtliche Scheusale hatten sich bereits im Norden versammelt.
»Entweder der Nachschub wartet in der Deckung ab, was geschieht, oder sie haben keine weiteren Kämpfer mehr«, sagte Boendalin zu ihr, nachdem er ihre Blicke gesehen hatte. »Das Nordtor ist insofern keine schlechte Wahl, weil wir dort am wenigsten mit einem Angriff gerechnet hatten.«
»Aber sie wissen doch, dass wir die Verstärkung auf den Wehrgängen und durch die Korridore in der Mauer schnell verschieben können«, widersprach sie ihm. »Es ist ein Scheinangriff.« Sie betrachtete den Kampf, der an Heftigkeit zugenommen hatte. Ohne ihre tiefste Überzeugung, dass es sich um eine Finte handelte,hätte sie auch geglaubt, dass die Bestien einen Ausfall wagten und eine Entscheidung erzwingen wollten. »Wo ist ihr Magus?«
»Wir haben ihn nicht entdeckt«, erwiderte Boendalin angespannt. »Du meinst...« »Sie führen den Angriff für ihn«, sagte Goda. »Er hat etwas vor. Er möchte unsere Kräfte auf einer Seite binden.« Sie blickte zum Südtor und blieb stehen. »Ich eile zurück. Geh du an den Nordturm und befehlige die Truppen. Sobald du den Magus siehst, schick mir eine Nachricht.« Sie umarmte ihn kurz und lief los.
Boendalin stürmte in die andere Richtung davon.
Bandaäl schnürte seine Stiefel und warf sich das Kettenhemd über, griff seine Axt und eilte auf den Korridor hinaus. Auch wenn ihn niemand zur Verteidigung gerufen hatte, der Famulus wollte dabei sein. Vielleicht wurde bald jeder Arm gebraucht. »Warte!« Die Tür zu Sandas Gemächern stand offen, und seine Schwester kam heraus. Auch sie trug Rüstung und ein Beil. Zwar waren sie magisch begabt, was sie aber nicht davon abhielt, durchaus die Klingen sprechen zu lassen. Noch waren sie nicht so gut wie ihre Mutter, um allein der Magie zu vertrauen.
»Haben sie dich auch nicht geweckt?« Bandaäl richtete ihren Helm. Sie bedankte sich, indem sie die Schnürung seines Kettenhemdes korrigierte. »Nein. Mutter wollte uns schlafen lassen.«
Er sah sie an. »Oder ob es wegen des misslungenen Ausfalls ist?«
»Er ist nicht misslungen«, antwortete sie trotzig. »Wir haben zahlreiche Bestien und deren Gerätschaften vernichtet.«
Er seufzte. »Du weißt, wie ich es meine.« Er lief los, und sie rannte neben ihm her. »Du denkst, dass sie unseren kriegerischen Geschwistern und Bruder Boendalin den Vorrang gibt. Das mag sein.« Sanda nahm das Beil in die Hand, im Gürtel störte es sie beim Laufen. »Deswegen finde ich es wichtig, dass wir uns zeigen.«
Sie eilten den Korridor entlang, in dem die Türen zu den Räumen ihrer Familie lagen. Hier ruhten sich die Zwerge aus, hier lebten sie gemeinsam. Letztlich war Übeldamm nichts anderes als ein künstlicher, symmetrisch angelegter Berg mit einem System voller Stollen und Kammern.
Sie liefen durch den großen Wohnbereich, in dem die Zweiklingens sich oft trafen und zusammensaßen, um den Umlauf zubesprechen; weiter ging es an der Küche vorbei, und schließlich standen sie

Weitere Kostenlose Bücher