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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Töne nahm er kaum mehr wahr.
In dieser Nacht jedoch schon.
Nach zwei Schritten befiel ihn unglaublicher Durst, und zwar ein solcher Durst, dass er ihn nicht zu unterdrücken vermochte,bis er Slin befragt hatte. Also änderte er seinen Weg und marschierte hastig zurück an seinen Platz, wo sein Trinkschlauch lag.
Ingrimmsch trank und trank und trank, ohne dass sich der Durst löschen ließ. Das Wasser fachte ihn an, machte ihn schlimmer!
Außer Atem vom hastigen Trinken, warf er den leeren Schlauch weg und nahm sich Balyndars. Weil ihm zu wenig herauslief, schlitzt er das Leder auf und presste sich das Nass mit Macht in den Schlund, der heißer und heißer wurde.
Wütend warf er das leere Säckchen weg. Vraccas, was ist mit mir? Schon streckte er die Hände nach dem nächsten Trinkbeutel aus, der nicht ihm gehörte. Er hob ihn an und bekam einen schmerzhaften Stich ins Handgelenk.
Ein Skorpion hatte sich unter dem Beutel verborgen und sich mit seinem Giftstachel zur Wehr gesetzt. Ingrimmsch zertrat das Insekt und zog seinen Dolch, um die Wunde aufzuschneiden und das Gift herauszusaugen.
Doch er sah die Wunde gelblich leuchten! Um die Einstichstelle schimmerte es, Wärme lief seinen Arm hinauf, dann erlosch das Schauspiel.
Ingrimmsch setzte sich in den Sand. Habe ich mich eben selbst vom Gift geheilt? Oder war es ein Wunder, das mir Vraccas sandte?
Wieder flammte der Durst auf, um seine Kehle brennen zu lassen. Mit beiden Händen umklammerte er seinen Hals, als könne er es damit besser machen, dann stopfte er sich Sand in den Mund, um den Brand zu löschen, aber es wirkte nicht.
Schwindelnd sank er zur Seite, die Sterne drehten sich und tanzten über ihm. Dann kamen die Schmerzen.
Ingrimmsch kannte die Qualen von Verbrennungen, von Schwerthieben, von gebrochenen Knochen, von Pfeilschüssen, von ausgekugelten und verrenkten Gliedern, von Kopf und Zahnschmerzen. Nahm er all das zusammen und verstärkte es zehnfach, erreichte er das, was er von einem Herzschlag auf den nächsten erlitt.
Seine Atmung setzte aus, er konnte sich nicht rühren. Sein Bewusstsein trieb zu den Gestirnen hinauf, er hatte das Gefühl zu schweben gleich einem Stückchen Blattgold in der warmen Luft der Esse.Bis er unvermittelt Blut in seinem Mund schmeckte und es abrupt wieder dunkel um ihn wurde.
Er blinzelte und sah die Sterne als winzige Punkte am schwarzen Firmament hängen; neben ihm saß ein Zhadär, der seine Trinkflasche wieder verstaute und den Zwerg anlächelte.
Der wahnsinnige Stänkerer. »Ausgerechnet du«, murmelte Ingrimmsch und spie aus. Er kannte den Geschmack noch sehr genau. Es handelte sich um das angeblich destillierte Elbenblut. »Hast du mir von diesem Tionszeug gegeben?«
Der Verrückte bleckte die Zähne und nickte heftig. »Das Einzige, das gegen den Durst hilft«, säuselte er wie ein Sänger ohne Männlichkeit. »Das Einzige! Ein Tröpfchen, und das Feuer in dir erlischt.« Er gluckste, machte »Seht« und legte den Zeigefinger an die schwarz gefärbten Lippen. »Wir dürfen es niemandem sagen, dass ich dir davon gegeben habe. Barskalin wäre sehr wütend auf mich. Wir haben nicht mehr viel davon, und es ist das Kostbarste, was wir besitzen.«
Ingrimmsch wartete, aber der Durst war wirklich verschwunden. Sand knirschte zwischen seinen Zähnen, doch er hatte kein Wasser mehr, um die Körnchen hinauszuspülen.
»Es wird ein paar Umläufe lang halten, bis der Durst wiederkehrt«, raunte der Zhadär kichernd. »Hast du bemerkt, wie schön das Leben damit ist? Die verborgensten Geheimnisse erschließen sich, und man wird stark wie ein Riese!« Er stand auf und verbeugte sich übertrieben. »Ingrimmsch, Ingrimmsch. Bald bist du einer von uns. Ein bisschen einer von uns. Deine Seele hat sich schon eingefärbt und ist dabei, schwarz zu werden wie die unsrigen«, flötete er mit gespielter Kastratenstimme, um dann in tiefstem Bass hinzuzufügen: »Bald!« Leise lachend schritt er zurück zu den anderen Zhadär und legte sich auf seine Decke.
Ingrimmsch fand nicht mehr zurück in den Schlaf.
Er hatte deutlich vor Augen geführt bekommen, dass es sich bei der Flüssigkeit nicht um einen Kräuterlikör handelte, wie er zuerst gehofft hatte. Bis zu diesem Vorfall hatte er zudem vollkommen vergessen, dass er sich irrtümlich an der falschen Flasche bedient hatte. Doch was hatte das zu bedeuten, und warum, bei Vraccas, spürte er die Auswirkungen erst jetzt?
Alles HinundherWälzen brachte nichts. Daher stand er auf und ging zu dem

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