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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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raunte ihm etwas zu, und der Dritte nickte. Er fuhr zur Stadt hinaus, die Schwadron nahm ihn in die Mitte, und die Zwerge rückten langsam ab.
    Die drei Nachtmahre standen schnaubend vor dem Tor und beobachteten die Wachen aus ihren glutroten Augen. Ab und zu fuhren sie sich mit ihren Zungen über die Nüstern, dabei blitzten Reißzähne auf.
    Die Männer gingen weiter auf Abstand. Niemand wollte von ihnen gepackt und zerrissen werden. Es gab schreckliche Geschichten über die Reittiere der Albae. Dass sie Menschen bei lebendigem Leib fraßen, wenn ihnen danach war, gehörte zu den harmlosen Berichten.
    Währenddessen schritt Rötha voran und führte die Drillinge. Dabei dachte er unentwegt darüber nach, wie er der Familie helfen konnte, ohne dass es auf jemanden zurückfiel. Es war eine gute, anständige Familie mit sehr vielen Leben. »Drei Töchter und zwei Söhne nennt sie ihr Eigen«, sagte Firüsha hinter ihm, als hätte sie seine Gedanken erraten. »Ihre Mutter lebt bei ihnen. Und ihre Halbschwester, ist es so?«
    Rötha nickte betroffen. Es gab keine Geheimnisse. Alles, was er zu tun vermochte, war, die Albae länger durch die Gassen zu führen, als es bedurfte. Er betete zu Palandiell, dass sich die Kunde von den drei gnadenlosen Mördern rasch bis zu ihnen verbreitete und der Familie die Flucht gelang.
    »Zu Narren werden wir uns nicht halten lassen, Bürgermeister«, hörte er einen Alb sprechen, dann legte sich eine Klinge auf seine rechte Schulter. Rötha schielte auf die Spitze. »Versuche es, und wir pochen an die Tür deines Hauses.«
    »Nein«, stammelte Rötha, »nein, nur das nicht! Ich schwöre, dass wir gleich dort sind!« Tränen liefen ihm die Wangen herab, als er um die Ecke bog und auf das große, schöne Haus zeigte, zu dem er den Tod in dreifacher Gestalt geführt hatte. Was hätte er anderes tun sollen?
    Die Albae schritten geräuschlos an ihm vorbei, und er sank ge gen die Mauer, sonst hätten seine Beine nachgegeben. Firüsha lief an der Spitze, ihre Brüder flankierten sie. Nacheinander zogen sie ihre Dolche mit den Doppelklingen und hielten auf den Eingang zu.
    Die Albin klopfte, einer ihrer Brüder verschwand in die Seitengasse, um zur Rückseite zu gelangen; der zweite Bruder drückte sich kraftvoll vom Boden ab und sprang aus dem Stand auf den Sims, katapultierte sich von dort auf den Balkon und federte aufs Dach, um sich in den Kamin gleiten zu lassen; gleichzeitig trat Firüsha die Tür auf. Enslin Rötha schluchzte auf, als er die ersten Schreie vernahm, und legte eine Hand über die Augen. Er wollte nichts sehen.
    Doch das entsetzliche Kreischen der Sterbenden, das bald durch die Gassen hallte, brannte sich in seinen Verstand. Unauslöschlich und auf ewig anklagend. Hargorin lenkte den Wagen weg von der Stadt, die Schwarze Schwadron umgab ihren Befehlshaber und den wertvollen Zehnten.
    Das Ende ihrer Reise lag für den heutigen Umlauf nicht weit von Hangenturm entfernt in Morgental, einem Dorf, das dem Dritten gehörte. Er hatte es von den Albae wegen seiner Treue zu ihnen geschenkt bekommen, und der Zwerg hatte es gern angenommen.
    Hier stand eine seiner Festungen, Vraccastrotz.
    Fünfzig Zyklen hatte es gebraucht, um sie nach seinen Plänen und Wünschen erstehen zu lassen. Ein vergleichbares Mauerwerk von solcher Härte und Dicke fand sich nirgends sonst mehr im Geborgenen Land, auch in keinem der Zwergenreiche. Oder in dem, was davon übrig geblieben war. Seine Feste hatte zur Verwunderung bei den Albae geführt, doch er hatte ihnen erklärt, dass der Zehnt Begehrlichkeiten weckte und man ihn davor schützen musste. Dagegen ließ sich nichts einwenden.
    Als der Tross nach Osten schwenkte und ein Wäldchen umrundet hatte, kam die Befestigung in Sicht, die sich an ihrer höchsten Stelle stolze dreißig Schritt emporstemmte und jedem Reisenden signalisierte, wo der Herr dieses Landstrichs lebte. Und derjenige Reisende, welcher sich ein wenig mit Zwergenrunen auskannte, wusste darüber hinaus, dass der Burgherr alle Kinder des Schmieds hasste, bis auf die vom Stamm des Dritten: Weithin sichtbar verhießen die Schriftzeichen am großen Bergfried den übrigen Zwergen Tod und Verderben, und in den Mauern prangten eingemeißelte Schmähungen. Was für die Unbedarften nach bloßem Schmuck aussah, würde ein Kind des Schmieds zur Weißglut reizen und zum sofortigen Angriff veranlassen. Hargorin grinste breit, als er sein Zuhause betrachtete.
    Aus den Schloten der Häuser und Hütten

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