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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vollkommen, schmal, bartlos und grausam. Wie alle ihrer Art.
    Ihre Augenhöhlen schienen leer zu sein. Daran unterschied man die Albae von ihren freundlichen Verwandten, den Elben. Bei Tageslicht färbte sich das Augenweiß schwarz wie die finsterste Nacht. Das konnten sie nicht verbergen.
    Er hob den Kopf und sah zu den Torwachen hinauf. »Keiner von euch wird seine Waffe gegen die Albae erheben«, rief er. »Oder gegen die Zwerge, ganz egal, was sie mit mir oder den anderen Räten anstellen.«
    Die Krieger salutierten.
    Küferstein, die immer noch erschrocken wirkte, musterte den Bürgermeister. »Ihr denkt, sie wollen uns Böses?«
    »Es wären die ersten Albae, die Gutes brächten«, hielt er dagegen und schluckte. Umso mehr Schweiß von seiner Stirn und unter der Kleidung hinabrann, desto trockener fühlte sich seine Kehle an. »Sollen sie uns für eine Verfehlung zur Rechenschaft ziehen, wenn sie nur die Stadt und ihre Einwohner am Leben lassen.«
    »Sehr edel. Doch manche würden Euch erwidern, dass man für die Freiheit kämpfen muss«, sagte die Rätin leise, weil der Anfang des Trosses dichter heran war. »Nicht wieder dieses Gerede!« Rötha starrte sie an. »Ihr kennt meine Meinung dazu. Wir würden gegen diese einhundertfünfzig Dritten niemals bestehen, und selbst wenn was dann?« Er seufzte und beugte das Haupt vor den Herren OstTdosläns. »Sie würden die Nächsten schicken, und das würde Hangenturm nicht überleben. Diesen Preis ist die Freiheit nicht wert. Wer nicht dienen will, soll gehen oder sich umbringen und anderen die Entscheidung für den Heldentod nicht aufzwingen.« Küferstein biss die Zähne zusammen und verneigte sich ebenfalls vor den Dritten und den Albae, die vier Schritte vor ihnenihre Tiere zum Stehen brachten; somit verschwanden sie aus ihrem Blickfeld. Leder knarrte, das Zaumzeug klingelte, das Schnauben der Ponys erklang, und gelegentlich hörte man das Rasseln eines Kettenhemdes, die unter den schwarzen Fellen der Krieger verborgen lagen.
    Aber niemand, weder die Albae noch Hargorin, sprach zu den Räten. Und solange das nicht geschehen war, durften sie die Köpfe nicht heben.
    Rötha und Küferstein vernahmen, dass jemand aus dem Sattel sprang und schwer auf dem Boden landete. Schnee knirschte; dann näherten sich ihnen Schritte, die mit dem rhythmischen Klirren vom Metall einhergingen.
    Der Bürgermeister sah eisenbeschlagene Stiefelspitzen, die Größe passte zu einem Dritten. Außerdem, sagte man sich, verursachten die Albae keine Geräusche beim Laufen und hinterließen keine Spuren. Eine von ihren vielen erschreckenden Künsten. Er schwitzte noch mehr; das Schweigen zehrte furchtbarer an seinen Nerven als jedes Geschrei und jede Vorhaltung, mochte sie noch so irrwitzig sein.
    Schleifend wurde eine Waffe gezogen, dann surrte etwas durch die Luft. Rechts neben ihm gab es ein knirschendes Geräusch, gefolgt von einem erstickten Luftholen. Ein zweiter Schlag erklang, Blut spritzte vor ihm in den reinen weißen Schnee, dann fiel der Kopf von Rätin Küferstein zwischen seine Schuhe, und Rötha schrie vor Entsetzen und Bestürzung auf. Im gleichen Moment stürzte der enthauptete Körper der Frau der Länge nach nieder.
    Er konnte sich nicht länger dagegen wehren, er musste aufschauen.
    Hargorin Todbringer, ein Zwerg von stattlicher Größe und Achtung gebietendem Körperbau, hatte den Mantel zurückgeschlagen, damit er besser ausholen konnte. In der Rechten hielt er ein langstieliges Beil, an dessen Klinge Blut haftete. Sein mit Eisenplättchen verstärktes Kettenhemd hatte einige rote Spritzer abbekommen, auch das tätowierte Gesicht sowie der hellrote Bart mit den schwarzen Strähnen darin war getroffen worden.
    Die roten Brauen zogen sich zusammen, als der Zwerg Rötha anblickte. »Wer hat dir erlaubt, die Augen zu heben?«, blaffte er ihn an.Der Bürgermeister öffnete den Mund, doch das Grauen lähmte seine Stimme. Er bemerkte, dass die Sättel der Nachtmahre leer waren, rings um die einstigen geschändeten Einhörner gab es keinerlei Fußspuren. Es stimmte also! Der Wimpel mit der grauenvollen und zugleich faszinierend schönen Rune stak in einer Halterung am Sattel.
    »Sieh es ihm nach, Hargorin«, sagte eine sanfte Stimme neben seinem linken Ohr, und er zuckte zusammen. Der Atem, der seine Nase streifte, roch nach nichts. »Ein schwacher Mensch! Verlust und Angst rauben ihm die Geisteskraft und machen ihn dumm.«
    Rötha wollte sich umwenden, aber seine Beine

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