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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Groll vergesst? So tun, als wärt Ihr der Eroberer von uns beiden?« Mallenia sagte es spöttisch und amüsierte sich sehr über den roten Kopf des Mannes. Man konnte kaum glauben, dass es sich bei dem ruhigen, gefassten Rodario, der Sätze über die Zukunft des Geborgenen Landes verfasste, und diesem aufgebrachten Mann um dieselbe Person handelte. Immerhin wusste sie nun, wie sie »ihren« Rodario zum Vorschein bringen konnte. Der Mime hob abwehrend die Hände. »Kommt mir nicht zu nahe. Ich muss erst nachdenken, bevor ich überhaupt eine von Euch beiden küsse.«
»Das werdet Ihr«, sagte sie lachend und wandte sich um. »Ihr findet mich bei Coira.« Rodario setzte sich auf die Einfassung, langte ins Wasser und benetzte sich damit die Stirn. »Weiber«, murmelte er. »Aufgeteilt! Mich!«, sagte er fassungslos zu sich selbst. Die Tropfen liefen ihm über Nase, Wangen und den Mund bis ins Kinnbärtchen und kühlten ebenso sein Gemüt wie seine Haut.
Sicher empfand er etwas für die Ido, und der Gedanke, zwei Frauen haben zu dürfen, war so schlecht nicht aber tatsächlich fühlte er sich in seiner Männerseele verletzt. In seiner Rodarioseele. Denn ein Nachfahre des Unglaublichen sollte erobern und nicht aufgeteilt werden wie ein Sack Mehl.
»Sich abzusprechen wie frech!«, murmelte er und spürte kühle Feuchtigkeit, die auf seine Schulter träufelte und durch den Stoff zog; das Plätschern des Brunnens hatte sich zudem verstärkt.
Es war wegen der Hitze nicht unangenehm, doch er wusste sich nicht zu erklären, weswegen der Wasserstrahl seine Richtung geändert haben sollte.
Rodario drehte den Kopf und erstarrte: Hinter ihm hatte sich ein menschenähnliches Wesen aus dem Nass geformt, das gut und gerne vier Schritt in der Höhe maß. Es besaß einen breiten Kopf mit einem schnauzenähnlichen Maul, in dem lange Zähne zu sehen waren. Zähne aus festem Wasser.
Er wandte sich wieder nach vorn und tat so, als habe er nichts bemerkt, löste sich von der Brunneneinfassung und spazierte auf den Hauseingang zu. Er musste Coira rufen, um die Kreatur zu betrachten und ihre Einschätzung zu hören. Das war kein normales Verhalten für eine Quelle!
Hinter ihm platschte es laut, dann hörte er die Zhadär auf den Dächern rufen, und eine Woge umspielte seine Beine, die ihn im nächsten Augenblick auch schon von den Füßen riss; prustend verschwand er im Wasser.Coira öffnete die Augen, weil sie etwas Kaltes an ihrer Stirn gefühlt hatte. Mallenia saß neben ihr und wischte ihr das Gesicht mit einem feuchten Tuch ab. »Dieses Mal kümmert Ihr Euch um mich«, sagte sie schwach.
»Ihr habt einen Sonnenstich bekommen«, erwiderte die Ido. »Rodario hätte besser auf Euch achtgeben müssen.«
»Ihr habt mit ihm gesprochen, habe ich gehört?«
Mallenia reichte ihr etwas zu trinken. »Ich erzählte ihm von unserer Abmachung. Dass wir ihn uns teilen.«
Die Maga fühlte Schwindel. »Er sollte doch nichts davon wissen!«, begehrte sie auf. »Ihr habt die Absprache wissentlich gebrochen!«
»Weil alles andere keinen Sinn macht. Er wird sich doch wundern und eines Umlaufs von selbst auf die Lösung kommen, dass zwei Frauen ihn sich geteilt haben und es nicht umgekehrt verlief«, entgegnete sie. »Er kann höchstens böse auf mich sein. Euch trifft keine Schuld.«
Coira seufzte und leerte das Glas. »Deswegen ist er laut geworden.«
»Er sah so niedlich aus«, schwärmte die Ido. »Wieder hilflos wie ein Kind. Ihr hättet ihn bei dem Anblick auf der Stelle an mich verschenkt.« Sie sah aus den Augenwinkeln eine Bewegung in der Ecke des Zimmers, in der einige lose Ziegelsteine lagen. Hatten sie sich eben verschoben und ein kleines Türmchen gebildet? Sie runzelte die Stirn. »Verfluchte Hitze«, sagte sie. »Sie macht mir auch zu schaffen.«
»Was hat Rodario gesagt?«
»Er muss sich Gedanken machen.«
»Ich wusste es! Jetzt wird er uns beide abweisen!« Coira richtete sich von ihrem Lager auf. »Das war keine kluge Entscheidung.«
»Beruhigt Euch«, bat Mallenia und fasste ihre Hand. »Er hat Verstand, und es wird ihm dämmern, was er bekommen hat. Was wir ihm geschenkt haben. Wenn er das wegwerfen sollte, ist er so dämlich, dass es gut war, ihn nicht als Gefährten zu gewinnen.«
Die Maga überlegte, dann lächelte sie zaghaft. »Mag sein. Ich mag keine dämlichen Männer.«
Wieder sah Mallenia eine Bewegung in derselben Ecke. Sie blickte länger hin. Die Steine schoben sich tatsächlich aufeinander zu, stapelten sich und gewannen dabei

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