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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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sich nicht für die salzigen Tropfen, die aus den Augenwinkeln in seinen Bart liefen, und sah die deutliche Regung auf vielen anderen Zwergengesichtern.
»Lange lebe Großkönig Tungdil Goldhand!«, rief er und reckte den Krähenschnabel, bevor auch er sich verneigte. Slin und Balyndar konnten sich der Wirkung des Anblicks nicht entziehen und taten es ihm nach. Goda ging als Letzte vor dem Einäugigen auf die Knie.
»Ihr seid meinem Ruf gefolgt«, erhob Tungdil seine dunkle Stimme, und sie sandte das Majestätische aus seinem Innern aus und übergoss die Zuhörer damit. »Dafür danke ich euch. Die entscheidende Schlacht um das Geborgene Land wird in der Schwarzen Schlucht geschlagen, denn der Krieg, der vor zweihundertfünfzig Zyklen begonnen hat, ist nicht beendet.« Er ließ den Blick schweifen. »Deswegen bin ich zurückgekehrt: um meinem Volk beizustehen.«
»Das ist gelogen«, zischte Goda, was aber nur Ingrimmsch vernahm.
Er funkelte sie an, und sie biss sich auf die Lippen.
»Ihr seht, dass ich mich verändert habe, doch in meinem Herzen bin ich ein Kind des Schmieds geblieben. Ohne meine Freunde«, er zeigte auf die Zwerge hinter sich, »wäre mir meine erste Aufgabe niemals gelungen. Umso gewisser ist es, dass wir die zweite Herausforderung gemeinsam bestehen werden.« Er bedeutete ihnen, sich zu erheben. »Ich trage den Titel des Großkönigs durch die Wahl der Vierten und der Fünften. Manche mögen das als Makel sehen, nicht von allen Stämmen gekrönt worden zu sein.« Tungdil hob die Arme. »Ich frage euch, jeden Einzelnen von euch, jeden Clanführer und jeden König, aus diesem Grund ein zweites Mal: Wollt ihr, dass ich euch führe?« Unter der laut gerufenen Zustimmung erbebte der Raum, und Ingrimmsch rannte ein Schauer über den Rücken. Eine solche Einigkeit!
Tungdil verbeugte sich nun vor den Zwergen. »Ich schwöre, dass ich meinem Volk diene und dass ihr meine Wahl niemals bereuen werdet.« Dann richtete er sein braunes Auge dorthin, wodie Dritten standen. »Tritt vor, König der Dritten, und verkünde, was wir besprochen haben.«
Zu Ingrimmschs Erstaunen wich Rognor Sterbenshieb einen Schritt zurück und machte einem vertrauten Gesicht Platz. »Hargorin Todbringer!«, entschlüpfte es ihm überrascht. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet.
Der stattliche Zwerg legte die breiten Hände an den Gürtel. »Mein Name ist als Anführer der Schwarzen Schwadron gefürchtet, doch meine Taten unterstanden einem einzigen Zweck: meinem Stamm das Überleben zu sichern, damit er sich an einem Umlauf wie diesem gemeinsam mit unseren Brüdern und Schwestern an eine Tafel zu setzen vermag. Und das Böse zu bekämpfen«, erklärte er getragen. »Rognor war mein Kanzler, der die Befehle von mir empfing und sie ausführte. Er wäre für mich gestorben, wenn die Albae eine Heimtücke geplant hätten, um den König der Dritten zu töten.« Er zeigte auf Balodil. »Und es war auch meine Anweisung, dass tapfere Krieger sich in Zhadär verwandelten, um weitere Geheimnisse der Albae zu ergründen und sie mit eigener List zu schlagen.«
Der erste Dritte mit Anstand. Abgesehen vom Gelehrten.
Ingrimmsch lauschte ihm gebannt wie alle anderen in der Halle.
»Wir haben Vorbereitungen getroffen. Und wir sind es leid«, sprach Hargorin weiter. »Wir sind es leid, gegen unsere Brüder und Schwestern zu kämpfen. Auch wenn es uns ein Leichtes wäre, die verbliebenen Stämme auszulöschen, weil wir in der Überzahl sind und dank der Zhadär die Festungen in und auswendig kennen: Wir greifen euch nicht an. Das Wissen, euch besiegen zu können, reicht uns aus.« Er atmete tief ein. »Ich, Hargorin Todbringer aus dem Clan der Todbringer, erkläre hiermit die Fehde zwischen uns und den übrigen Zwergen des Geborgenen Landes, mögen sie einem Stamm angehören oder sich als frei bezeichnen, für beendet! Keine Zwergin und kein Zwerg muss mehr um sein Leben fürchten, wenn er das Schwarze Gebirge betritt oder einen meines Stammes trifft.« Er pochte gegen seine Waffe. »Sie wird niemals Zwergenblut zu schmecken bekommen. Das schwöre ich bei Vraccas! Wir sind ein Volk, die Kinder des Schmieds!«
Ingrimmsch stand wie vom Donner gerührt. Er blickte zu Tungdil, dann zu Goda und schließlich zu Hargorin. »Friede?«,kam es undeutlich aus seinem Mund. »Die Dritten schließen Frieden mit uns?« Hargorin lächelte ihn an. »Friede«, wiederholte er.
Hätte man in diesem Augenblick eine winzige Spatzenfeder zu Boden schweben lassen, man
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